Dirty Talk mit Siri: Was Apples „Lauscharbeiter“ so alles mithören

Vor einigen Wochen wurde bekannt, dass auch Apple in der Vergangenheit externe Angestellte damit beauftragt hatte, Aufzeichnung von Siri auszuwerten. Mit welchen Mitschnitten diese es zu tun haben, offenbart nun eine deutsche Mitarbeiterin aus Spanien.
Apple Siri: Von „dämlicher Fotze“ bis hin zur besten Freundin
Viele Apple-Fans waren vor einigen Tagen überrascht, als sie herausfinden mussten, dass auch Apple Aufzeichnungen des digitalen Sprachassistenten Siri mitschneidet und von Mitarbeitern beispielsweise zur Verbesserung des Dienstes auswerten lässt; Apple hat diese Auswertungen mittlerweile auf Eis gelegt. In einem aktuellen Bericht hatte der Tagesspiegel die Gelegenheit mit einer deutschen Mitarbeiterin – der geänderte Name lautet Renate F. – zu sprechen, die in Spanien für ein Unternehmen tätig ist, welches wiederum für Apple arbeitet. Die 55-jährige lebt in Barcelona und hörte laut eigenen Angaben 30 Stunden pro Woche tagtäglich zwischen 1.200 und 1.800 Sprachfetzen mit.
Ursprünglich wusste die Mitarbeiterin nicht, für wen sie arbeitet. Ihre Vorgesetzten gaben ihr ebenfalls keine Auskunft. Nach dem Hören von Befehlen wie „Siri, mach’ das Licht im Wohnzimmer an“, war es aber schnell klar, woher die Audioschnipsel stammen. „Wenn nicht Geheimdienst, dann eben Softwareoptimierung“, so F. Es bleibt jedoch nicht bei einfachen Sprachbefehlen, erklärt sie weiter. „Der Dirty Talk mit Siri ist häufig derart detailliert, dass ich lieber nicht mehr davon hören will.“ Laut F. sind es meist Männer, die sich so mit Apples Assistenten unterhalten. In anderen Fällen brüllen die Nutzer Siri an und nennen sie eine „dämliche Fotze“, da der Assistent sie nicht richtig verstanden hat.
Hinzukommt dann aber noch die Nutzung von Siri durch Kinder. Diese wissen laut der Mitarbeiterin auch besser als Erwachsene, wie man die besten Ergebnisse bekommt. Viele Kinder bezeichnen laut der Mitarbeiterin Siri sogar als beste Freundin.
Siri zeigt auf Wunsch auch gerne mal die lustige Seite:
Siri-Mithörer sollen Spracherkennung verbessern
Aufgabe der Mithörer wie F. sei es die Erkennung von Siri zu verbessern. So korrigierte sie etwa das von Siri in einem Fall erkannte „Und du muss doch den Kot eingeben“ in die korrekte Version: „Und du musst noch den Code eingeben“. Das ähnlich klingende Kot ist in diesem Zusammenhang falsch, sodass Siri hier etwas Nachhilfe benötigte, um dies in Zukunft richtig zu verstehen.
Der Tagesspiegel fragte aber auch, was passiert, wenn sie eine Zeugin einer Straftat werden sollte. F. sagte, dass ihr das bislang nicht passiert ist. Ein Kollege habe aber einmal ein Gespräch gemeldet, bei dem es um einen Drogendeal gegangen sein soll. Ob dies weiterverfolgt wurde, wissen die Mitarbeiter jedoch nicht.
Im Gegensatz zu anderen Berichten, beispielsweise zu Arbeitsbedingungen innerhalb der Firmen, die für Google derartige Aufgaben übernehmen, ist Renate F. mit ihrem Arbeitgeber zufrieden und bezeichnet ihn als „sehr fair“. Wie es jedoch in Zukunft aussieht – im Hinblick auf den aktuellen Stopp der Tätigkeiten durch Apple – weiß sie nicht. Aktuell sind die Mitarbeiter beurlaubt.
Viele weitere Details zu den Arbeitsbedingungen und welche Details die Mitarbeiterin mithören musste, findet ihr beim Tagesspiegel.