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Flirten mit ChatGPT: Warum wir für KI-Sex nicht bereit sind

Künstliche Intelligenz sprengt die Grenzen von Intimität und Sex. Aber das hat auch seine Schattenseiten (© Imago / Peter Widmann)
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Es war nur eine Frage der Zeit, bis Künstliche Intelligenzen für pornographische oder sexuelle Inhalte genutzt werden. Doch wie muss das Thema KI-Sex behandelt werden und welche Probleme treten bereits jetzt auf?

Sex mit KI: Realität statt Zukunftsvision

Wahrscheinlich kennen viele von uns den Film „Her“, in dem sich Theodore (Joaquin Phoenix) in die Künstliche Intelligenz Amy (Amy Addams) verliebt. In „Ich bin dein Mensch“ von Maria Schrader findet Alma (Maren Eggert) im humanoiden Roboter Tom (Dan Stevens) den auf sie perfekt programmierten Lebensgefährten. Und bereits im Sciene-Fiction-Action-Film „Demolition Man“ haben Sandra Bullock und Sylvester Stallone per VR-Brille Sex miteinander. Schon in den 1990-er Jahren stand die Frage im Raum, wie Intimität in der Zukunft aussehen kann. Mit derzeitigen Entwicklungen wie ChatGPT oder Replika wird diese Frage nicht nur gegenwärtig, sondern muss ausgeweitet werden: Wie müssen wir Sex, Intimität aber auch Konsens in Zukunft behandeln, wenn Künstliche Intelligenzen (KI) beteiligt sind?

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Tech-Blogger Adrien Book hat sich auf der Website Hackernoon mit genau diesem Thema beschäftigt. Der Titel macht Books Standpunkt schon von Anfang deutlich: „KI-Sex ist fast da – und die Welt ist noch nicht bereit dafür“. Doch warum sind wir noch nicht bereit?

Auf einem Tisch liegt ein iPhone mit der geöffneten App ChatGPT.
Die Entwicklung von ChatGPT lässt viele Zukunftsszenarien real werden (Bildquelle: GIGA)

KI schränkt die sexuelle Vielfalt ein – oder?

Books erstes Argument bezieht sich auf die Vielfalt sexueller Vorlieben. Von verschiedenen Positionen bis hin zu Kinks, also ausgefallenen sexuellen Praktiken. Letztere sind häufig noch ein Tabu-Thema, da sie nicht der gesellschaftlichen Norm entsprechen. Somit ist abzusehen, dass KI verstärkt mit ebenjenen normgerechten Definitionen gefüttert werden. Die Folge: Die Roboter kreieren mehr Szenarien um die konventionelle Blümchen-Stellung. Laut Book bleibt sexuelle Vielfalt auf der Strecke. Als Beispiel nennt er den Kink „Vore“, der von ChatGPT als „ungesund“ beschrieben wird. Allerdings müssen wir hier näher hinschauen.

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ChatGPT definiert Vore auf unsere Frage hin ebenfalls als einen Kink, der im Fiktionalen besteht. Denn es geht dabei ums Verschlungenwerden durch beispielsweise ein Monster. Die KI erklärt zusätzlich, dass diese Praxis im Realen weder sicher, noch gesund ist. Schließlich wird man gegessen. Die vollständige Antwort von ChatGPT könnt ihr im Folgenden nachlesen:

Books Vorwurf des Kink-Shamings können wir nach dieser Antwort nicht zustimmen. Vielmehr klärt die KI auf, dass sexuelle Vielfalt anzuerkennen und zu respektieren ist. Es stimmt natürlich, dass sich die Maschine danach richtet, was dem Status Quo entspricht. Aber das bedeutet nicht, dass sie Kinks ablehnt, sondern diese lernen und erklären kann. Die Aufgabe der Menschen, der Maschine Vielfalt – nicht nur im sexuellen, sondern ebenso im kulturellen und gesellschaftlichen Sinne – beizubringen, kann also gelingen.

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„Die KI ist seelenlos“ – dennoch braucht es Konsens

Eventuell habt ihr den Aufstieg und Fall von Replika mitbekommen: Die App wurde ursprünglich zur Trauerbewältigung entwickelt. Sprechen, schreiben, selbst das Aussehen der Verstorbenen konnte rekonstruiert werden. Digitales Weiterleben sozusagen. Doch die KI wurde mit der Zeit fernab von Trauerbewältigung auch unter anderem gegen Einsamkeit, soziale Unsicherheit und schließlich für sexuelle Fantasien genutzt. Und ab da ging es bergab, denn es ging zu weit. Wie der Standard schreibt, wurde Replika „von manchen Userinnen und Usern für Gewaltpornografie und Vergewaltigungsfantasien genutzt.“ Entgegen aller Empörung bei den Usern wurden daraufhin die romantische und sexuelle Fähigkeiten der Sexbots (wie zum Beispiel Rollenspiele) eingeschränkt.

Der Fall von Replika zeigt, dass wir dringend über Konsens sprechen müssen. Gemeint ist die freiwillige Einwilligung aller Beteiligten in die sexuelle Handlung. Da KI-Sex mittlerweile möglich ist, muss man diesem Thema anders begegnen. Wie Book betont, darf man nicht vergessen, dass es Maschinen sind: „Die Künstliche Intelligenz ist eine Echokammer der Wünsche, die wir in die Leere des Internets geschrien haben. Sie ist seelenlos.“ KI haben keinen eigenen Willen, weswegen sie keinen Konsens geben können. Sie agieren lediglich nach den Wünschen des Nutzenden und reihen Worte aneinander. Das Problem, das Book sieht: Konsens ist keine Notwendigkeit mehr.

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Die Autorin Magdalena J. Taylor beschäftigt sich mit Sexualität und der Internetkultur. Zu diesem Thema sagte sie gegenüber Fast Company: „Diese Menschen sind begeistert von der Tatsache, dass sie von Frauen Weiblichkeit und Sexualität bekommen können, ohne dass Frauen überhaupt involviert sein müssen.“ Ja, derartige Chatbots können eine Alternative für einsame Menschen sein, die auf diese Weise Intimität erfahren. Aber wenn dadurch Fantasien ausgelebt werden, die in eine gewaltvolle Richtung gehen, ist das ein Problem. Die Gefahr ist nicht nur, dass irgendwann die Grenze zur Realität verschwimmt, sondern dass ebenso Grenzen bei realen Menschen überschritten werden.

Und so kommt Book zu seinem nachvollziehbaren Fazit: „Es ist nicht so, dass die KI nicht für den menschlichen Kontakt bereit wäre – es ist das Gegenteil. Wir sind noch nicht bereit für KI-Sex, weil wir noch nicht verstanden haben, wie eine gesunde menschliche Beziehung funktioniert.“

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Auch das Metaverse ist nicht frei von sexualisierter Gewalt. Wie Zuckerbergs Lösung aussieht, ist frustrierend:

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