Erst der Euro Truck Simulator 2 und jetzt das! Habe ich etwa ein Simulatoren-Problem?
Ein Kommentar von Robert Kohlick
RoadCraft hat mich fest im Griff
Schon als RoadCraft im Herbst 2024 angekündigt wurde, war für mich klar: „Das muss ich spielen!“ Mit schwerem Gerät Schutt aus dem Weg räumen, Sand aufschütten und planieren, asphaltieren und am Ende schön platt walzen – und das alles im Schneckentempo? Das mag für die meisten von euch – und auch für meine Freundin – nach der absoluten Gameplay-Hölle klingen.
Ich hingegen konnte es gar nicht abwarten, mich mit ein paar Freunden gemeinsam hinter das Steuer eines Bulldozers, einer Asphaltiermaschine oder eines Muldenkippers zu setzen – aber gut, ich habe ja auch immer wieder Spaß, meinen digitalen 40-Tonner über die Autobahn zu schieben.
In RoadCraft ist es meine Aufgabe, Gebiete, die von einer Umweltkatastrophe heimgesucht wurden, wieder auf Vordermann zu bringen. Dafür erkunde ich anfangs mit einem meiner Fahrzeuge erstmal die durchaus weitläufigen Karten, um mir ein Bild vom Schaden zu machen. Anschließend gilt es, die Infrastrukturen wieder herzustellen.

Dafür muss ich unter anderem Routen für NPC-Fahrzeuge von Punkt A nach Punkt B freilegen und planen. Blöd nur, dass deren Karren anscheinend weder Allrad-Antrieb noch eine Differenzial-Sperre haben. Mit anderen Worten: Kommen deren Reifen mit Modder in Berührung, geht quasi gar nichts mehr.
Damit sich die computergesteuerten Blechboliden nicht festfahren, schütte ich den Morast also mit tonnenweise Sand auf und ziehe die aufgetürmten Berge anschließend mit dem Bulldozer glatt. Manchmal dauert das nur wenige Minuten, manchmal aber auch mehr als eine Stunde – je nach Geländebeschaffenheit und Abstand zur nächsten Kiesgrube.

Genau an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Für die meisten von euch mag sich das unglaublich repetitiv und langatmig anhören – und zugegeben, das ist es auch! Aber wenn ich mich mit gefühlt 2 km/h hinterm Steuer meines gottlos überladenen Transporters durchs aufgeweichte Unterholz kämpfe und das Kunststück vollbringe, mich dabei nicht auf die Seite zu legen, fühlt sich das für mich nach einer unglaublichen Errungenschaft an.
Und selbst wenn ich scheitere, gibt mir das Spiel genug Möglichkeiten, den wortwörtlichen Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen – es ist herrlich!

Alles muss man selber machen – und das ist gut so!
Was mich an RoadCraft besonders fasziniert: Ich bin für alles selbst verantwortlich. Ich belade den Muldenkipper mit Sand und fahre ihn zum gewünschten Punkt. Ich asphaltiere meinen selbst aufgeschippten Sandweg, damit ich zukünftig leichter zur Stahlrohr-Fabrik komme. Ich lade 6 Betonplatten auf und fahre sie zum Flussufer, damit dort die von mir angelegte Brücke gebaut wird. Ich verlege mit einem Panzer-gleichen Vehikel ein Stromkabel unter der Erde, um das in Mitleidenschaft gezogene Dorf wieder mit Elektrizität zu versorgen.

Ich bin vom Anfang bis zum Ende dabei. Und nach jeder Session habe ich das Gefühl, wieder etwas erreicht oder geschafft zu haben. Ich sehe die frisch geteerten Früchte meiner Arbeit auf der Echtzeitkarte. Sehe, wie die NPC-Fahrzeuge endlich diese vermaledeite Burg auf dem Gipfel eines Berges erreichen, deren Route mich über fünf Stunden an den Rand der Verzweiflung gebracht hat – und auf dessen Lösung ich niemals ohne meinen Kumpel Felix gekommen wäre, danke an dieser Stelle!
Zusammen mit Freunden macht der Wiederaufbau gleich noch mehr Spaß – und das nicht nur, weil man sich die Arbeit aufteilen oder sich gegenseitig unter die Arme greifen kann. Manchmal haben wir auch einfach nur herumgeblödelt, uns selbst sabotiert oder den Weg versperrt – am Ende ist RoadCraft nicht bloß stumpfe Arbeit, sondern ein Spielplatz, auf dem wir uns zusammen austoben können. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass ich noch etliche Stunden fasziniert digital Brücken bauen, Straßen teeren und Baumstümpfe entwurzeln werde.
Wie sich RoadCraft spielt, könnt ihr euch im Video anschauen: