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„So spielt man das nicht“ – elitäres Gefasel zerstört den Spaß an Games

Was meine Jägerin zu dem Thema zu sagen hat, bleibt lieber zensiert. (© Blizzard)

Ein Grund, warum wir Videospiele so lieben, sind ihr Abwechslungsreichtum. Selbst einzelne Spiele bieten uns eine Vielzahl an Möglichkeiten, uns individuell auszutoben, doch leider taucht immer wieder ein Begriff auf, der das Ende jeder Abwechslung bedeutet.

„So spielt man das nicht!“, schrieb neulich ein Spieler in den Gruppenchat einer Instanz in World of Warcraft. Ich habe mich erst mal gar nicht angesprochen gefühlt. Wieso auch? Niemand war bisher gestorben und den dritten Boss hatten wir problemlos erledigt. „Du spielst den Hunter falsch“, ging es weiter. Nun wusste ich, dass er mich meinte, der einzige Jäger (englisch: Hunter) in unserer Gruppe war nämlich ich.

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„Du müsstest auf Platz 1 oder 2 sein“, erklärte er oder sie mir dann und postete die DamageMeter-Zahlen des letzten Bosskampfes in den Chat. DamageMeter ist ein Tool für WoW, das unter anderem den verursachten Schaden aller Mitglieder einer Gruppe aufzeichnet und statistisch aufbereitet. Ich war nur auf Platz 3, was ich allerdings wusste, da ich das Tool selber nutzte. „Check mal die Meta, dann wüsstest du, was du falsch machst. Noob.“, war der letzte Kommentar des anderen Spielers.

Was er meinte, war die „falsche“ Spezialisierung, die ich für meine Klasse gewählt habe. In WoW können Spieler bei ihren Charakterklassen zwischen drei (bei Ausnahmen auch zwei) Spezialisierungen wählen. Für meinen Jäger habe ich die Spezialisierung „Überleben“ gewählt. Diese gilt als die „schlechteste“ unter den Jäger-Spezialisierungen und steht auch in den DPS-Rankings, also der Rangliste mit den Klassen, die in WoW den meisten Schaden verursachen, ziemlich weit unten. Mein Jäger entsprach also nicht der Meta. Mir macht es allerdings Spaß, genau so zu spielen.

Meta: Was genau ist das eigentlich?

Meta ist im Kontext von Videospielen ein sehr offener Begriff, der viele unterschiedlich Aspekte umfassen kann und dabei paradoxerweise ein einzelnes Spiel massiv einschränkt. Ihr werdet unterschiedliche Definitionen finden, woher der Begriff ursprünglich kommt. Wofür er steht, ist aber überall gleich.

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Die Meta eines Spiels beschreibt die effektivste beziehungsweise erfolgreichste und/oder populärste Spielweise. Das reicht von der simplen Wahl einer Waffe in einem Shooter bis hin zu einer auf die Sekunde festgelegten Bau- und Produktionsreihenfolge in einem Echtzeitstrategie-Spiel. Wie komplex die Meta eines Spiels ist, hängt aber nicht vom Genre ab, sondern eher von der Anzahl der Optionen, die ein Spiel bietet.

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Eine Meta entwickelt sich in der Regel für kompetitive Multiplayer-Spiele. In einem Fighting Game wie Street Fighter ist es die Liste mit den stärksten Kämpfern, in einem Battle Royale wie Warzone die beste Waffe mit den besten Aufsätzen und in einem MOBA wie Dota 2 sind es die besten Helden und ihre Kombinationen. Selbst diese Aspekte sind immer nur ein kleiner Teil der Meta des jeweiligen Spiels. Steigt das Niveau des Spielers, steigt sein Verständnis für das Spiel und er kann immer mehr Feinheiten verbessern (entsprechend der Meta), um bessere Resultate zu erzielen.

Klingt also erst mal ganz toll. Ich recherchiere im Internet, wie ich mein aktuelles Spiel am effektivsten zocke und es hagelt Siege.

In diesen Spielen ist es übrigens egal, was ihr macht. Hier ist sowieso alles falsch:

Die Kehrseite der Medaille

Es gibt von diesen Medaillen nicht automatisch einen ganzen Haufen, nur weil ihr der Meta folgt. Wenn ihr Warzone das beste Scharfschützengewehr mit den besten Aufsätzen habt, ihr aber auf fünf Meter kein Scheunentor trefft, bringt euch die Meta herzlich wenig. Mal davon abgesehen, dass euch beim vermutlich sehr zeitaufwendigen Freischalten der Aufsätze vielleicht hätte auffallen können, dass die Nummer mit dem „Snipen“ nicht wirklich euer Ding ist. Worauf ich hinaus will: Die Meta passt möglicherweise überhaupt nicht zu euren spielerischen Stärken und ihr tut euch einfach keinen Gefallen, ihr zu folgen.

Kommen wir aber wieder zu dem recht unfreundlichen Gruppenmitglied aus meiner WoW-Geschichte. An dieser Sache nerven mich zwei Dinge extrem. Da wäre einerseits die Dreistigkeit, mir vorschreiben zu wollen, wie ich das Spiel zu spielen habe. Das Spiel bietet mir diese Spielweise schließlich an, also ist es meine Entscheidung, ob ich das annehme oder nicht. Gerade im Kontext eines absolut reibungslos verlaufenden Durchlaufs einer Instanz, die wir auch noch auf dem niedrigsten Schwierigkeitsgrad gespielt haben, frage ich mich, wo jetzt das Problem lag.

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Andererseits wäre da das offensichtliche Unverständnis, was Meta für WoW überhaupt bedeutet. Die DPS-Rankings von denen die Rede war, beziehen sich auf Instanzen und Schlachtzüge auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad und sind absolut irrelevant für einen Großteil der Inhalte von WoW. Vor allem für diese wirkliche simple Instanz, in der ich zu diesem Zeitpunkt war, ist die Meta vermutlich das Unwichtigste.

Lasst mich doch einfach spielen

Ich bin also nur auf Platz 3 in der Damage-Liste? Wer hat denn gesagt, dass ich auf Platz 1 sein will oder überhaupt muss? Würde ich nackt durch die Instanz rennen, mir die Blümchen angucken und dabei jeden Gegner anlocken, darf man gerne sauer auf mich sein, weil das völlig am Grundkonzept des Spielinhaltes vorbei geht. Ich verhindere aber nicht, dass vier andere Spieler erfolgreich durch die Instanz kommen, meine Spielweise führt maximal dazu, dass wir ein paar Minuten länger brauchen. Lasst mich doch einfach spielen.

Ich möchte alle Möglichkeiten, die ein Spiel mir bietet, nutzen dürfen, ohne mich vor irgend einem Besserwisser rechtfertigen zu müssen. Ihr habt einen nützlichen Tipp? Kommuniziert den doch einfach freundlich, denn für nette Hilfsbereitschaft kann euch keiner was. Seid aber nicht sauer, wenn euer Gegenüber gerade einfach genau so spielen möchte, wie er oder sie es gerade tut. Es ist vielleicht nicht die effektivste Spielweise, sie ist dadurch aber nicht falsch.

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Ich verstehe, dass es Spiele gibt, in denen die Meta schlicht der Weg zu vielen Siegen ist und es ist im Umkehrschluss auch nichts falsch daran gewinnen zu wollen. Wenn das aber nur durch ein paar wenige Spielweisen geht, kann da keiner was dafür, außer die Entwickler. Ach ja, nicht zu vergessen die YouTuber, die euch mit Videos bombardieren, in denen es jede Woche die neue Meta für garantierte Siege zu bestaunen gibt.

An all jene, die es betrifft: Hört auf mir und anderen vorzuschreiben, wie wir zu spielen habe und hört auf, vielfältige Spiele einzuschränken und in ihren Spielweisen zu verstümmeln. Ihr tut einem Spiel damit keinen gefallen, ihr zerstört es eher, weil irgendwann kaum noch Spieler Lust haben, immer dasselbe zu spielen oder sich immer dasselbe anhören zu müssen. Wenn ich gerade totalen Bock auf Gewinnen habe, dann versuche ich es auch mit der Meta und wähle wenn möglich einen Spielmodus, der für kompetitive Spieler da ist. Häufig möchte ich aber auch einfach nur Sachen ausprobieren und so spielen, wie es mir am meisten Spaß macht. Darum ging es doch, oder? Wir spielen, weil es Spaß macht.

 

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