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20 Jahre Internet-Führerschein: Nicht mehr jeder darf ins Web – zum Glück!

© GettyImages / anyaberkut / GIGA
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Fake-News, Verschwörungstheorien, Hass-Kommentare, Online-Betrug – es war absehbar, dass der Zugang zum Internet eingeschränkt werden müsste, um uns vor uns selbst zu schützen. Dann kam der Internet-Führerschein und stoppte den freien Zugang zu Informationen und Kommunikation. Hat sich unser Leben dadurch verbessert?

Warum brauchen wir einen Internet-Führerschein?

Wir erinnern uns alle noch an die Dunkeljahre 2016 bis 2021. Falsch-Informationen in Wahlkämpfen, Verschwörungstheorien zum Corona-Virus und ungefilterter Hass in Sozialen Netzwerken haben unsere Gesellschaft tief gespalten. Politiker, Prominente, Medien und selbsternannte Selbstdenker nutzten Facebook, Twitter oder Telegram, um ihre Interpretation der Realität zu verbreiten. Und egal wie abwegig die auch waren, die Techkonzerne halfen wie Brandbeschleuniger, dass auch die absurdesten Meinungen ein breites Publikum entflammen konnten.

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Zu viele Menschen fielen auf das herein, was im Internet stand, denn: es stand ja im Internet. Die sogenannten eigenen Recherchen™ ließen Familien und Freundschaften zerbrechen, schürten Hass und Gewalt. Und letztlich fielen tausende Menschen den Falschinformationen etwa rund um das Coronavirus buchstäblich zum Opfer.

Die Lösung (von manchen auch Zensur oder Meinungsdiktatur genannt) kam im Jahr 2022. Nun, im Jahr 2042, blicken wir zurück auf 20 Jahre Internet-Führerschein. Hat er unsere Welt wieder verbessert?

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Themenwoche Zukunft auf GIGAJa, das ist ein Beitrag über das Jahr 2042. Nein, ihr habt keine Zeitreise gemacht. Dieser Beitrag gehört zur Themenwoche „Die Zukunft im Jahr 2042“ auf GIGA, in der wir unser Millennium um 21 Jahre weiterdrehen und euch zeigen, wie die Tech- und Gaming-Welt im Jahr 2042 aussehen könnte.

Menschen im Internet: Zu gefährlich für sich und andere

Die Idee war so simpel wie kontrovers: Wer Online-Dienste oder Apps nutzen will, um sich dort zu informieren oder mit anderen zu kommunizieren, muss nachweisen, dass er damit umgehen kann. Wie im Straßenverkehr also. Wer dort ein Auto fahren will, muss lernen und nachweisen, dass er sich und andere nicht gefährdet. Die Lösung: ein Internet-Führerschein.

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Eine beispiellose Allianz aus staatlichen Regulierungsbehörden, Unternehmen wie Google und Apple und Netzbetreibern wie Telekom und Vodafone entwickelte schnell eine passende App. Ähnlich der Corona-App speichert die auf dem Smartphone einen Nachweis, dass der Nutzer sich frei im Internet bewegen darf.

Was sich sonst noch getan haben könnte im Jahr 2042, zeigen wir euch in der Spezial-Ausgabe unserer GIGA Headlines:

Die EU zieht den Stecker, das IKEA-Phone kommt und 35 Jahre iPhone – GIGA Headlines 2042
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Wie funktioniert der eingeschränkte Internet-Zugang?

Diese Funktion wurde später sogar direkt in die Smartphone-Systeme iOS und Android integriert. Beim Besuch einer Website oder App erzeugt sie automatisch einen Einmal-Zugang, der man per PIN, Fingerabdruck oder Gesichtsscan authentifiziert. Via Bluetooth oder NFC lassen sich so auch andere Geräte wie der PC, Fernseher oder die Konsole für die Internetnutzung freischalten.

Damit das Ganze nicht zu einem gigantischen Überwachungsapparat verkommt, bleiben die persönlichen Daten stets auf dem Gerät. Der Seiten- oder App-Betreiber erhält nur die Information, dass der Besucher einen gültigen Internet-Pass hat. Zugegeben, das System war nie lückenlos – manche vermieteten sogar sich und ihren Internetpass, um andere ins Netz zu schleusen – aber doch engmaschig genug, um den gröbsten Unfug einzudämmen.

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Was muss man für den Internet-Pass können?

Die Einführung begann mit einer länderübergreifenden Aufklärungskampagne, die in den Jahren ab 2022 alle Bürgerinnen und Bürger fit machte. Vor allem jene Bürger sollten geschult werden, die nicht mit dem Internet aufgewachsen waren und zu oft Opfer von Desinformation wurden. Die Internet-Prüfung wurde zudem verpflichtend an allen Schulen eingeführt, um Kinder und Jugendliche so gut wie möglich aufzuklären, bevor sie erstmals ins Netz dürfen.

Mit dem flächendeckenden Start errichteten die Kommunen wie in Corona-Zeiten große und kleine Testzentren, in denen jeder unter Aufsicht den Test absolvieren konnte. Hier eine kleine Auswahl der Testaufgaben, die stets verändert wurden, um Betrügereien zu minimieren:

  • die Seriösität von Informationsquellen beurteilen
  • Logik-Fehler in Verschwörungstheorien identifizieren
  • Deep Fakes von echten Bildern/Videos unterscheiden
  • Phishing-Mails erkennen
  • auf Warnungen der Security-Software korrekt reagieren
  • Netiquette-Regeln korrekt wiedergeben
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3 mal 3 Strikes: Diese Strafen drohen Internet-Sündern

Damit dieser Internet-Pass nicht zum zahnlosen Tiger verkommt, wurden zudem Strafen festgelegt. Wer gegen die Regeln verstößt, also Falschinformation verbreitet oder andere Menschen beleidigt, wird in mehreren Stufen bestraft. Nach drei Vergehen erhält man die erste Strafe – 30 Tage eingeschränkter Zugang (E-Mail, Nachrichtenseiten ja; Soziale Netzwerke, Messenger, Kommentare, Streaming-/Gaming-Dienste nein).

Nach drei weiteren Vergehen folgt ein 30-tägiger Komplett-Bann. Nach drei erneuten Vergehen ein Bußgeld plus ein 90-Tage-Bann, der nur mit einer zusätzlichen Schulung und einem verschärften Test wieder aufgehoben werden kann. 3×3 Strikes lautet dieses Prinzip.

Weltweite Proteste: Die Beschränkung des Internetzugangs nahm nicht jeder wohlwollend auf. (Bildquelle: GettyImages / Tero Vesalainen)

Aufstand der Hoch-, Quer-, Vor- und Selbstdenker

Zur Überraschung von absolut niemandem führte all das zu einem Aufstand, der den Begriff Shitstorm neu definierte. Eine breite Front von verzweifelten Hausfrauen über Internet-Aktivisten bis zu 4chan-Trollen wütete wochenlang auf den Straßen und im (bis dahin noch freien) Internet – ein letzter monströser Auswurf der Ekligkeiten gegen alle Beteiligten, der nochmal jeden daran erinnerte, warum wir überhaupt diesen Weg gehen mussten.

So groß der Aufschrei, so groß war dann aber auch die Überraschung, dass die meisten Menschen den Internet-Pass schnell akzeptierten. Für viele änderte sich schließlich bis auf einen zusätzlichen Klick nichts. Im Gegenteil: Viele waren froh, endlich Unterstützung zu bekommen und souveräner mit dem umzugehen, was ihnen im Netz begegnet.

Und als die Internet-Trolle merkten, dass ihre Handlungen tatsächlich Konsequenzen haben, wurden die meisten sehr schnell sehr zahm. Andere ohne Strafe zu trollen, ist vielleicht lustig. 30 Tage oder mehr auf Netflix und alles andere zu verzichten, war dann aber doch für viele ein zu hoher Preis.

Die Große Ausnüchterung: Ende gut, alles gut?

Was 2021 undenkbar schien, ist 2042 tatsächlich real: Geschrei und Gepöbel im Netz sind viel leiser und seltener geworden, Menschen hören einander tatsächlich wieder zu. Die Trolle haben sich in kleine, dunkle Winkel des Netzes verkrochen, und bleiben weitgehend unter sich. Wie nach einer epischen Partynacht wachten die Menschen nach und nach mit einem heftigen Kater auf, bestaunten das Chaos und machten sich dann gemeinsam ans Werk, aufzuräumen und Zerstörtes wieder aufzubauen.

Plattformen wie Instagram, Telegram oder Reddit, auf denen sich immer wieder toxisches Verhalten zeigte, wurden erst reguliert, dann verdrängt durch neue Social-Plattformen, virtuelle Begegnungsräume und zuverlässig moderierte Foren. Forscher bezeichneten diese Jahre als die Große Ausnüchterung, andere nannten sie schlicht langweilig. Doch wie so oft gewöhnten sich die Menschen schnell an die neue Normalität.

Und Facebook? Als größter Profiteur der Hass- und Troll-Wellen verlor der Konzern große Teile seines Kerngeschäfts, aus dem es sich schließlich wegen mangelnder Gewinne komplett zurückzog. Immerhin profitierte Zuckerberg vom Aufschwung der VR-Games rund um das Jahr 2030. Heute ist Facebook zumindest noch eingefleischten VR-Gamern bekannt, vor allem durch seinen abenteuerlich designten VR-Helm, den FaceHugger. Aber das ist eine Geschichte für einen anderen Tag.

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