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Balkonkraftwerk ohne Speicher: Wie sinnvoll ist das?

Mann mit Solar-Panel auf dem Balkon.
Mit einem Balkonkraftwerk könnt ihr euren eigenen Strom erzeugen. (© IMAGO / Westend61 / Bearbeitung GIGA)
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Es gibt mehr Speicher für Balkonkraftwerke und sie werden auch immer günstiger. Lohnt sich daher überhaupt noch ein Balkonkraftwerk ohne Speicher? Wir haben nachgerechnet.

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Wie funktionieren Balkonkraftwerke ohne Speicher?

Balkonkraftwerke ohne Speicher funktionieren simpel: Die Solarmodule erzeugen Gleichstrom, ein Mikro-Wechselrichter wie der Amazon-Bestseller Hoymiles HMS-800W-2T wandeln ihn Wechselstrom um und speisen diesen wiederum mit bis zu 800 Watt in das Hausnetz ein. Wenn gerade ein Verbraucher wie der Kühlschrank oder die Waschmaschine Strom benötigt, verwenden sie automatisch erst den vom Balkonkraftwerk. Sollte die Mini-PV-Anlage mehr Strom als nötig produzieren, wandert der Überschuss ins öffentliche Netz. Da ihr dafür keine Einspeisevergütung bekommt, verschenkt ihr somit einen Teil eurer Produktion.

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Balkonkraftwerke ohne Speicher dienen daher in erster Linie dazu, die Grundlast eines Haushalts zu decken – also den Stromverbrauch aller Geräte, die kontinuierlich laufen. Das sind in der Regel Kühlschränke, Router, Durchlauferhitzer etc. Das können sie aber nur machen, wenn die Sonne scheint. Abends und in der Nacht beziehen diese Geräte ihre Energie wieder vom Stromanbieter.

Zudem sind Balkonkraftwerke ohne Speicher sehr einfach zu handhaben. Einmal aufgebaut, steckt man nur den Stecker in die Dose und fertig. Danach muss man sich um nichts mehr kümmern. Der Stromzähler läuft dann automatisch langsamer, wenn die Sonne scheint.

Wie funktionieren Balkonkraftwerke mit Speicher?

Wer den Produktionsüberschuss auch nutzen möchte, der kann Speicher nutzen. Die Akkus gibt es in unterschiedlichen Größen und werden auf verschiedene Weisen an das Balkonkraftwerke angeschlossen. Die gängigsten Balkonkraftwerk-Schaltpläne haben wir in einem Ratgeber zusammengefasst. Aber egal, wie sie verschaltet werden, das Grundprinzip ist immer gleich: Die Solarmodule produzieren Gleichstrom, ein Wechselrichter wandelt ihn in Wechselstrom um und der Speicher hält den Überschuss für später zurück.

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Damit aber ein Speicher überhaupt weiß, wie viel Strom im Haushalt gerade benötigt wird und wie viel er für später speichern muss, gibt es je nach Modell verschiedene Messeinrichtungen. Die gängigsten sind:

  • Smart Plugs: Die smarten Zwischenstecker kommen an einen Verbraucher wie die Waschmaschine. Benötigt sie gerade Energie, sendet der Smart Plug die Info zum Speicher.
  • Smart Meter: Die digitalen Stromzähler kommen in den Stromkasten eines Haushalts und werden da mit den Leitungen verbunden. Wie der reguläre Stromzähler erkennt der Smart Meter, ob gerade im Haushalt Strom benötigt wird und wie viel.
  • Grundlasteinspeisung: Der Nutzer gibt in einer App an, wie hoch die Grundlast im eigenen Haushalt ist. Die muss man vorher selbst ermitteln. Der Speicher speist dann kontinuierlich diese Menge ins Stromnetzein, während die Solarmodule ihn wieder mit neuer Energie versorgen. So lässt sich die Grundlast auch abends und nachts decken.
  • Plug-and-Play: Hier steckt man nur den Schukostecker des Speichers in die Steckdose und fertig. Das System erkennt selbstständig über Spannungsschwankungen im Netz, ob und wie viel Strom eingespeist werden muss – egal ob nun der Kühlschrank oder der Herd Energie benötigt.
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Je nach Gegebenheiten in eurem Zuhause müsst ihr euch daher intensiver mit der Technik auseinandersetzen, um das Optimum aus dem Speicher herauszuholen. Er ist schließlich auch die teuerste Komponente an einem Balkonkraftwerk und ein Fehlkauf (Falsche Größe, keine effiziente Messeinrichtung, nicht genügend Platz zum Aufstellen) wäre umso ärgerlicher.

So viele Stromkosten spart ihr mit einem Balkonkraftwerk ohne und mit Speicher

Wenn man Balkonkraftwerke miteinander vergleicht, dann scheinen die mit Speicher einen klaren Vorteil zu haben. Schließlich sorgen sie dafür, dass ihr mehr von eurem Solarstrom selbst verbrauchen könnt. Und da kommt einiges zusammen, wie folgendes Rechenbeispiel zeigt.

Ein gängiges Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen kann bei einer guten Ausrichtung etwa 800 kWh pro Jahr an Strom produzieren.

Bei Balkonkraftwerken ohne Speicher liegt die durchschnittliche Eigenverbrauchsquote bei etwa 30 Prozent. Damit würdet ihr 240 kWh von den produzierten 800 kWh selbst verbrauchen. Bei einem Strompreis von 30 Cent/kWh würdet ihr also 72 Euro pro Jahr an Stromkosten sparen.

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Bei Balkonkraftwerken mit Speicher liegt die Verbrauchsquote jedoch bei etwa 70 Prozent. Ihr würdet also 560 kWh selbst verbrauchen und somit 168 Euro einsparen. Das sind knapp 100 Euro mehr, als wenn ihr auf einen Stromspeicher verzichtet.

Balkonkraftwerk

Verbrauchsquote

Verbrauchter Strom

Eingesparte Stromkosten

Ohne Speicher

ca. 30 Prozent

240 kWh

72 Euro

Mit Speicher

ca. 70 Prozent

560 kWh

168 Euro

Hinweis: Die Verbauchsquoten sind Standardwerte und können bei jedem unterschiedlich ausfallen. Wer viel zuhause ist oder eine höhere Grundlast hat, verbraucht mehr vom eigenen Solarstrom. Auch die Erträge können deutlich niedriger sein, wenn die Solarmodule nicht optimal aufgetellt werden können. Für eine erste individuelle Ertragsprognose empfehlen wir den unabhängigen Stecker-Solar-Rechner der HTW Berlin.

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Wirtschaftlichkeit von Balkonkraftwerken ohne Speicher

Von den jährlich eingesparten Stromkosten sind die Speicher klar im Vorteil. Allerdings müsst ihr auch eine höhere Anfangsinvestition tätigen, da Speicher die teuerste Komponente an einem Balkonkraftwerk sind. Um die Kosten beider Systeme vergleichen zu können, hier eine grobe Rechnung.

Ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen, Wechselrichter und Halterung bekommt ihr bei Fachhändlern bereits für unter 400 Euro etwa bei Ac Tec und Solakon.

Die Solarmodule haben eine Produktgarantie von 25 Jahren, können aber weit über 30 Jahre laufen. Wir gehen in unserer Rechnung dennoch von einer Lebenserwartung von 25 Jahren aus.

Allerdings inkludiert das nicht den Wechselrichter. In der Regel garantiert der Hersteller eine Laufzeit von 12 Jahren. Auch wenn sie in der Praxis älter werden, muss ein Wechselrichter höchstwahrscheinlich einmal in der Lebenszeit eines Balkonkraftwerks ausgetauscht werden. Aktuelle Modelle wie der oben bereits erwähnte Hoymiles HMS-800W-2T kosten 100 Euro. Da die Preise bereits massiv gesunken sind, wird es wahrscheinlich keine großen Sprünge mehr geben und nur ein wenig sinken. Wir rechnen daher mit 100 Euro.

Weitere Kosten werdet ihr voraussichtlich nicht haben. Die Halterungen sollten mindestens so lange halten wie die Solarmodule, genauso wie die Kabel. Sollte aber dennoch mal ein Kabel kaputt gehen, dann könnt ihr es schon für 10 Euro ersetzen. Wir planen in unserer Wirtschaftlichkeitsrechnung einfach mal zwei kaputte Kabel ein – das wären 20 Euro.

Somit würdet ihr für ein Balkonkraftwerk ohne Speicher Gesamtkosten von 520 Euro haben. Mit den eingesparten Stromkosten von 72 Euro im Jahr hättet ihr alle Kosten nach 7,2 Jahren wieder drin. Da die Mini-PV-Anlage aber noch mindestens weitere 17,8 Jahre Strom produziert, würdet ihr insgesamt rund 1.280 Euro sparen.

Wirtschaftlichkeit von Balkonkraftwerken mit Speicher

Wenn ihr noch einen Speicher haben wollt, dann kommen die Kosten noch oben drauf. Es gibt zwar ein paar moderne Modelle, die bereits einen integrierten Wechselrichter haben, die Variante klammern wir hier aber aus, da sie noch recht selten ist.

Doch bevor ihr einen Speicher kauft, müsst ihr euch erst einmal fragen, wie groß er sein soll. Denn mittlerweile gibt es Modelle, die sich modular aufstocken lassen und Kapazitäten von 8 kWh und mehr erreichen. Für Einsteiger empfehlen wir immer die Faustregel: Pro Modul benötigt ihr eine Kilowattstunde. Da wir in unserer Beispielrechnung ein Balkonkraftwerk mit zwei Solarmodulen nutzen, benötigen wir also 2 kWh.

Die Preise für Akkus sind in den letzten Jahren stark gefallen, sodass ihr eine Kilowattstunde bereits für rund 450 Euro bekommt etwa beim Growatt NOAH 2000. Hier gibt es zwar ein paar Schwankungen abhängig davon, wie smart das System ist, welches Ökosystem dahintersteckt und ob der Speicher Teil eines Bundles ist. Aber für unsere Rechnung ist das ein guter Orientierungswert.

Wir müssen zu Beginn also 900 Euro für den Speicher zahlen. Wie der Wechselrichter fällt die Lebenserwartung aber geringer aus. Gerade einmal 10 Jahre geben die meisten Hersteller Garantie. Zwar werden auch sie wahrscheinlich länger laufen als der Hersteller garantiert (sie werben zumeist mit 15 Jahren udn 6.000 Ladezyklen). Dennoch solltet ihr einplanen, den Stromspeicher einmal in der Lebenszeit des Balkonkraftwerks ersetzen zu müssen.

Wie teuer ein Austausch wird, ist schwer zu prognostizieren. Denn Skaleneffekte, neue Technologien und politische Rahmenbedingungen haben einen Einfluss auf den Preis. Basierend auf historischen Entwicklungen, die wir auch schon bei Solarzellen gesehen haben, schätzen wir konservativ einen Preisverfall von 5% pro Jahr. Demnach wird ein Speicher mit 2 kWh in 15 Jahren etwa 420 Euro kosten.

Unterm Strich würde uns ein Balkonkraftwerk mit Speicher über seine Lebenszeit 1.840 Euro kosten und jährlich 168 Euro sparen. Es würde sich also nach rund 11 Jahren amortisiert haben. Danach läuft es mindestens noch 14 Jahre weiter, sodass wir mit einem Plus von 2.360 Euro herausgehen. Also über 1.000 Euro mehr im Vergleich zu einem Balkonkraftwerk ohne Speicher.

Was bringt ein Balkonkraftwerk ohne Speicher?

Durch den Vergleich von Balkonkraftwerken mit und ohne Speicher zeichnet sich ein klares Bild ab. Die Stromspeicher sorgen dafür, dass ihr mehr von eurem eigenen Solarstrom verwenden könnt. Trotz der höheren Anschaffungskosten und den Folgekosten macht ihr unterm Strich ein größeres Plus, als wenn ihr auf den Speicher verzichtet würdet.

Position

Balkonkraftwerk ohne Speicher

Balkonkraftwerk mit Speicher

Balkonkraftwerk

400 Euro

400 Euro

Austausch Wechselrichter

100 Euro

100 Euro

Ersatzteile

20 Euro

20 Euro

Speicher

-

900 Euro

Austausch Speicher

-

420 Euro

Gesamtkosten

520 Euro

1.840 Euro

Gesparte Stromkosten

1.800 Euro

4.200 Euro

Bilanz

1.280 Euro

2.360 Euro

Heißt es im Umkehrschluss, dass sich nur ein Balkonkraftwerk mit Speicher wirklich lohnt? Ein ganz klares Nein. Denn Balkonkraftwerke ohne Speicher sparen ebenfalls Stromkosten und amortisieren sich dabei viel schneller. In unserer Rechnung benötigen sie vier Jahre weniger als Kraftwerke mit Speicher und das bei einer niedrigen Eigenverbrauchsquote. Bei Familien, wo die Kinder nachmittags von der Schule kommen, ein Elternteil regelmäßig im Home-Office arbeitet oder man die Waschmaschine und andere Großverbraucher mit Zeitschaltuhren in der Mittagszeit startet, der kann die Eigenverbrauchsquote  und die Bilanz noch weiter verbessern.

Auch ist der niedrigere Anschaffungspreis ein starkes Pro-Argument. 400 Euro statt 1.300 Euro ist eine deutlich geringe Einstiegshürde und einen Speicher kann man sich nachträglich immer noch anschaffen.

Zudem müsst ihr euch nicht groß mit technischen Details beschäftigen. Balkonkraftwerke ohne Speicher kommen einmal an die Steckdose und fertig. Ihr müsst euch keine Gedanken über das Energiemanagement oder Abrechnungen machen. Alles läuft automatisch.

Stromspeicher hingegen müssen auf irgendeine Weise den Stromverbrauch im Haus ermitteln, damit man sie sinnvoll einsetzen kann. Das heißt, ihr müsst entweder noch einen Smart Meter einbauen (was am besten ein Elektriker übernimmt und weitere Kosten mit sich zieht) oder viele Smart Plugs im Haus verteilen. Das kostet wieder extra und alle Verbraucher wie etwa Lichtquellen lassen sich damit auch nicht tracken. Wer keine Lust auf diese technischen Herausforderungen hat, für den ist ein Balkonkraft ohne Speicher mehr als sinnvoll.

Balkonkraftwerke ohne Speicher: Vor- und Nachteile

  • Niedriger Einstiegspreis
  • Schnellere Amortisation
  • Technisch einfacher
  • Schlechtere Gesamtbilanz

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