F1 2019 im Test: Schneller, weiter, besser?
Vorsichtiges Update oder wirklich ein vollwertiger Nachfolger: Codemasters bringt seine Rennsimulation F1 2019 für PC, Playstation 4 und Xbox One an den Start. Aber hält der elfte Teil der Serie dem hohen Standard stand?
Gemütlich auf der Couch liegen, ein Kaltgetränk bereithalten und locker ein wenig zocken. Es gibt Spiele, bei denen funktioniert das. F1 2019 gehört nicht dazu. Codemasters‘ Rennsimulation sorgte dafür, dass ich zu jeder Sekunde auf der Kante meines Bürostuhls hing und mich ins Gamepad verkrampfte: Jede Sekunde zählt, jeder Fehler wird (trotz Rückspulfunktion) bestraft.
Als ich sehe, dass zum großen Preis von Monaco Regen ansteht, erschaudere ich. Das wird ein hartes Stück Arbeit. Aber genau dieser Nervenkitzel macht das Spiel so reizvoll und interessant. Ich möchte mich auf langen Geraden in der Geschwindigkeit verlieren und auf engen Stadtkursen wie in Monaco oder Baku Platzangst haben.
Mein Platz auf dem Podium
F1 2019 setzt die Stimmung und die Atmosphäre der weltgrößten Rennserie treffend um und protzt als offizielles Lizenzprodukt mit dem bislang größten Datensatz der Serie. Denn neben der Formel 1 und standardmäßig 18 klassischen Fahrzeugen feiert auch die Formel 2 ihr Debüt. Zum Launch liefert Codemasters noch die Daten der Saison 2018, später sollen dann auch die für 2019 als Download-Content folgen.
Die Formel 2 erweitert die Reihe um einen wichtigen Farbtupfer. Die Boliden steuern sich einen Tick anders – direkter, wendiger und flotter. Codemasters setzt die Rennserie als Startkapitel für den Karrieremodus ein. In den ersten 30 Minuten ärgere ich mich dann mit Teamkollegen Lukas Weber und Rivalen Devon Butler herum. Die Story-Elemente stehen der F1-Serie ausgezeichnet, verlieren sich aber mit dem Aufstieg in die Formel 1.
Ab diesem Zeitpunkt greift das Spiel viele Ideen wie etwa das Verbessern des eigenen Rennstalls und das Rufsystem des Vorgängers auf. Die Rivalitäten rücken in den Hintergrund. Das ist extrem schade, denn ich mochte diesen Soap-Faktor im Rennzirkus. Trotzdem motiviert die Karriere, eben weil ich ständig Fortschritt erziele und weil die Präsentation in sich stimmt. Kenner von F1 2018 aber werden nur selten die ganz großen Überraschungen erleben!
Mächtig was unter der Haube
F1 2019 gibt sich einen Hauch zugänglicher als sein Vorgänger. Die Menüs wirken aufgeräumter und die an eine Fernsehsendung angelehnte Inszenierung passt ausgezeichnet. Zudem entscheide ich selbst, wie tief ich wirklich in die Materie eintauche. Möchte ich schrauben, setze ich auf manuelles Tuning und versuche so, noch das eine oder andere Zehntel herauszuholen. Möchte ich dagegen doch mal entspannt ein paar Runden drehen, setze ich auf Voreinstellungen und aktiviere einfach einen der leichteren Schwierigkeitsgrade. Die Optionen zum Individualisieren des eigenen Spielerlebnisses sind derart vielschichtig, dass jeder seine ideale Einstellung finden sollte.
F1 kann dich manchmal auch zum Rage Quit bringen.
Und selbst mit Bremsassistenten und dynamischer Ideallinie ist F1 2019 kein Selbstläufer. Speziell bei wechselnden Wetterbedingungen gerate ich beim Überfahren der Curbs gerne mal ins Rutschen oder verlieren aufgrund des aufgewirbelten Wassers die Übersicht. Das Spiel legt in Sachen Technik die selbst gelegte Messlatte noch ein Stückchen höher. Besonders Nachtrennen wie beispielsweise in Bahrain profitieren von den zusätzlichen Lichteffekten. Im Test auf der Playstation 4 Pro läuft das Spiel zudem butterweich und erschafft ein tolles Gefühl für Geschwindigkeit. Verschiedene Ansichten wie beispielsweise die Helmkamera oder die Ego-Perspektive sorgen ebenfalls für Abwechslung und geben mir Freiheiten, wie ich F1 2019 tatsächlich spielen möchte. Als Formel-1-Fan jubiliere ich natürlich über den integrierten Fotomodus sowie den Showcase-Modus zum Betrachten sämtlicher Fahrzeuge.
Freunde von Online-Matches kommen ebenfalls auf ihre Kosten. Erstmals darf ich sogar selbst an meinem Fahrer und seinem Untersatz Hand anlegen und mein virtuelles Team entsprechend anpassen. Der Editor erweist sich als handlich und macht Lust auf die Online-Duelle. Hinzu kommen Ligen, eine eigene Esports-Rubrik mit aktuellen Informationen und natürlich regelmäßig wechselnde Events, die Codemasters nach dem Launch zur Verfügung stellen wird. Es gibt also mehr als genug Spiel fürs Geld. Zur vollkommenen Ekstase fehlt mir – wie schon im letzten Jahr – lediglich ein Splitscreen-Modus.
Mein Test-Fazit zu F1 2019
Zugegeben, Codemasters verdient sich den Platz auf dem Podium nicht durch den Mut zu Innovationen. Gerade die Karriere nutzt viele Inhalte aus dem Vorgänger und auch das Fahrgefühl bleibt abseits der Formel 2 nahezu unverändert. Und dennoch kann ich F1 2019 nur jedem Rennsportfan wärmstens ans Herz legen. In Sachen Spielbarkeit und Atmosphäre rangiert das Spiel problemlos auf dem ersten Platz und überholt sogar seinen ebenfalls erstklassigen Vorgänger.
Wird dir gefallen, wenn du Rennsportfan bist und viel Wert auf Authentizität, Anspruch und Wiedererkennungswert legst.
Wird dir nicht gefallen, wenn du einen Spaß-Racer vom Schlage eines Crash Team Racing Nitro-Fueled erwartest.