Der Skandal um den Missbrauch von Nutzerdaten durch das britische Unternehmen Cambridge Analytica ist noch viel größer als zunächst angenommen. Statt „nur“ von 50 Millionen Profilen ist nun von 87 Millionen Profilen die Rede. Facebook nennt auch Zahlen zu deutschen Nutzern, deren Vertrauen missbraucht wurde.

Der US-Konzern Facebook analysiert eifrig, was damals eigentlich vorgefallen ist, als Millionen von Nutzerprofilen unrechtmäßig in die Hände von Cambridge Analytica gelangt sind. Auf dem offiziellen Firmenblog sind nun aktuelle Zahlen veröffentlicht worden, zusammen mit einer Erklärung, wie sie zustande kommen.

Facebook-Skandal: 310.000 Nutzer aus Deutschland betroffen

Weltweit sind laut Facebook rund 87 Millionen Profile an Cambridge Analytica gelangt, davon rund 70 Millionen aus den USA. Interessanterweise widerspricht das britische Analyse-Unternehmen und spricht auf seiner Webseite von nur 30 Millionen Profilen und versichert zudem, diese seien nicht im US-Wahlkampf 2016 eingesetzt worden.

Bildquelle: Statista / Facebook

Die Quelle der Nutzerdaten, um die es beim Skandal geht, ist eine Quiz-App. Nur 65 Deutsche hätten bei der Umfrage teilgenommen, so Facebook. Dadurch, dass aber auch Informationen aus den Profilen aller Freunde mit erfasst wurden, ist die Anzahl der Betroffenen effektiv deutlich höher: Es sollen bis zu 309.815 Facebook-Mitglieder aus Deutschland betroffen sein. Es genügt also, wenn ein Freund im Ausland durch die Quiz-App „thisisyourdigitallife“ ausspioniert wurde, um selbst unfreiwillig persönliche Informationen weitergegeben zu haben. Der indirekte Datenmissbrauch durch einen Drittanbieter ist vielleicht auch der eigentliche Skandal: Ohne eigenes Zutun wurde man Opfer eines Vertrauensmissbrauchs gigantischer Größenordnung.

Das Vertrauen in Facebook dürfte nach Bekanntgabe der neuen Zahlen noch weiter sinken. Auch die GIGA-Redaktion ist nicht gerade begeistert vom größten sozialen Netzwerk der Welt:

Facebook-Gründer Mark Zuckerberg versucht indessen, die Situation zu retten, indem er sich vergleichsweise offen gibt und auf die Presse zugeht: „Jetzt ist klar, dass wir nicht genug getan haben. Wir haben uns nicht genug darauf konzentriert, Missbrauch zu verhindern und darüber nachzudenken, wie man mit diesen Tools auch Schaden anrichten kann. Das gilt für gefälschte Nachrichten (Fake News), ausländische Einmischung in Wahlen, Hassreden, aber auch für Entwickler und Datenschutz. Wir haben unsere Verantwortung nicht breit genug gesehen, und das war ein großer Fehler. Es war mein Fehler“, so der 33-Jährige im Firmenblog.

Auf die Frage der Financial-Times-Reporterin Hannah Kuchler, ob sich der Facebook-Aufsichtsrat bereits mit seiner Absetzung als Vorstandsvorsitzender befasse, antwortete Zuckerberg: „Meines Wissens nach nicht.“

Quellen: Facebook, Heise, Meedia