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Hey Siri, du musst intelligenter werden!

© Holger Eilhard, GIGA

Mit dem Verkaufsstart des HomePod in den ersten drei Ländern steht Apples Sprachassistent erneut im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Wieder einmal muss sich der virtuelle Helfer aber Kritik anhören lassen, insbesondere im Vergleich mit der Konkurrenz. 

 
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Apples HomePod sorgt für frische Kritik an Siri

„Der HomePod ist ein Laut­sprecher mit viel Power, der fantastisch klingt und sich an seine Umgebung anpasst.“ Mit diesen Worten leitet Apples deutsche HomePod-Seite seit einigen Tagen die neueste Hardware-Vorstellung ein. Erst im dritten Satz ist die Rede von einem „intelligenten Assistenten“. Es ist also klar, dass die Priorität auf dem Lautsprecher liegt, dessen Steuerung jedoch primär mit der Stimme geschehen soll.

Auch wenn Apple den Schwerpunkt auf den Lautsprecher legt, muss sich das Gerät mit der Konkurrenz von Amazon und Google messen. Mit Siri legte Apple im iPhone 4S vor vielen Jahren den Grundstein für die Spracherkennung, die seitdem auch im iPad, Mac, der Apple Watch und jüngst auch im HomePod zu finden ist. Im Vergleich zu Alexa oder dem Google Assistant hat man jedoch häufig den Eindruck, dass sich an den Funktionen von Apples Helfer in den vergangenen Jahren nicht viel getan hat.

Das ist natürlich nicht der Fall. So hat Apple neben der Verbesserung der Sprachausgabe, welche in vielen Sprachen verfügbar ist, auch die Spracherkennung verbessert. Hinzu kommt die Vorstellung von SiriKit, das es erstmals externen Entwicklern ermöglichte, Siri in ihre Apps zu integrieren. Doch selbst diese Erweiterung wirkt im Vergleich mit Alexas sogenannten Skills wie ein Tropfen auf den heißen Stein – von der überragenden künstlichen Intelligenz im Google Assistant ganz zu schweigen.

Das Problem an SiriKit ist die Limitierung auf einige wenige Kategorien, sogenannte Domains und Intents, welche zum Beispiel VoIP-Anrufe, Nachrichten-Apps, Bezahldienste, Listen und Notizen, WorkOuts oder das Bestellen von Taxi-Diensten mit Hilfe von Apps wie Lyft oder Uber umfassen. Alternative Dienste, welche in direkter Konkurrenz zu Apples Angeboten stehen, wie zum Beispiel der Streaming-Dienst Spotify oder Podcasts-Apps wie Overcast, können bislang gar nicht mit der Stimme gesteuert werden.

Bereits im vergangenen Jahr wurde erwartet, dass Apple zur Entwicklerkonferenz WWDC im Juni dieses Manko beheben werde. Dies war nicht der Fall. Dabei ist es höchste Zeit, dass Apple sich der Konkurrenz öffnet und damit auch Geräte wie dem HomePod die Möglichkeit bietet, sich zu entfalten. SiriKit arbeitet darüber hinaus im Gegensatz zu den Lösungen von Amazon oder Google ausschließlich lokal auf dem Gerät des Nutzers. Dies behindert die Weiterentwicklung von Siri und es wäre wünschenswert, wenn Apple sich einer Web-Schnittstelle für Siri annehmen würde, um damit neuen Apps zu ermöglichen.

Mac-Siri muss von iOS-Siri lernen

Ein ähnliches Problem, welches aus diesen Limitierungen entsteht, ist die Fragmentierung von Siri. Das bedeutet etwa, dass Siri auf einem iOS-Gerät problemlos ein mit HomeKit ausgestattetes SmartHome steuern kann, während dieselbe Aufforderung an Siri auf dem Mac nur ein virtuelles Schulterzucken des Assistenten verursacht. Kurzum: Mac-Siri hat keine Ahnung, dass so etwas wie HomeKit überhaupt existiert.

Gleiches gilt auch für Apps von Drittanbietern. Während man sich mit Hilfe von iPhone-Siri ein Auto von Lyft rufen kann, hat Mac-Siri keine Ahnung, was Lyft ist. Dies könnte möglicherweise mit den geplanten universellen Apps, die sowohl auf iPhone, iPad und Mac laufen sollen, ein Ende haben. Die Vorstellung dieses Features wird für die WWDC erwartet, welche wohl erneut Anfang Juni stattfindet.

Apples Sprachassistent hat viele sogenannte „low hanging fruits“, also Dinge, die offensichtlich sind und schnellstmöglich angegangen werden sollten. Selbst wenn die Öffnung von Siri zu Web-Diensten in naher Zukunft undenkbar sein sollte, gibt es viele einfache Dinge, die Apples Entwickler ermöglichen können. So wurde etwa die fehlende Möglichkeit mit dem HomePod – oder jeder anderen Siri-Variante – mehrere gleichzeitige Timer zu erstellen, immer wieder als einer der Kritikpunkte erwähnt. Aber auch die Unfähigkeit, eine Textmitteilung als Gruppentext an mehrere Empfänger gleichzeitig zu versenden, erscheint als grobe Dummheit des Assistenten. Umso frustrierender ist es, wenn die Spracherkennung alle Namen korrekt erkennt, dann aber letztlich nur den ersten Empfänger anschreibt.

Siri braucht also so etwas wie einen „App-Store-Moment“, wie er vor langer Zeit beim iPhone OS zu sehen war. Wollte Apple zunächst seine Entwickler dazu überreden, ausschließlich Web-Apps für das iPhone zu entwickeln, dauerte es nicht lange, bis man sich der Nachfrage nach nativen Apps öffnete. Das war die Geburtsstunde des App Store – und der vielleicht größte Grund für den Erfolg des iPhone insgesamt.

„Der HomePod bringt dein Hörerlebnis auf ein neues Level. Und das ist erst der Anfang.“ heißt es weiter auf Apples Website. Wir hoffen, dass es jetzt wirklich erst der Anfang ist, insbesondere im Hinblick auf die Fähigkeiten von Siri.