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Biodeutsch – Bedeutung und Wortherkunft erklärt

Cem Özdemir verwendete den Begriff scherzhaft in einer Rede.
Cem Özdemir verwendete den Begriff scherzhaft in einer Rede. (© Imago/Alexander Gonschior/Bildbearbeitung GIGA)
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Jedes Jahr hat sein Unwort. 2024 hat es „biodeutsch“ an die Spitze geschafft. Doch was steckt eigentlich dahinter und warum steht der Begriff in der Kritik?

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Biodeutsch – eine Spurensuche

Das Wort „biodeutsch“ ist etwa vor fünf Jahren aufgetaucht. In die Welt gesetzt haben soll den Ausdruck Muhsin Omurca im Jahr 1996. Der Ulmer Kabarettist spielte damals mit dem Bio-Siegel als Güte-Siegel für ökologischen Anbau. Doch die wahre Bedeutung des Wortes ist längst nicht mehr im Supermarktregal zu finden.

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Populär gemacht hat das Bild des Biodeutschen dann Cem Özdemir Anfang der 2000er Jahre. Der Grünen-Politiker nutzte den Begriff mehrfach scherzhaft für Deutsche ohne Migrationshintergrund (Quelle: WDR). Ursprünglich war die Verwendung des erklärten Unwortes wohl nicht rassistisch gemeint. Sichtbar werden sollte dagegen das Privileg derer, die ohne Etikett in Deutschland leben.

Doch was sollen Biodeutsche nun eigentlich sein? Soll Diskrimination angezeigt oder selbst betrieben werden? Im ursprünglichen Sinn war der Begriff satirisch gemeint und bildet das Gegenstück zu Menschen mit Migrationshintergrund. Zum Unwort machte es hingegen die diskriminierende Verwendung, die 2024 vor allem in den Sozialen Medien kursierte.

Wer sich fragt, wie die Deutschen so ticken, kann sich die Antwort in dieser Bilderstrecke holen:      

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Unwort des Jahres und andere Kritiken

Die Jury übt keine Kritik am ironisch-satirischen Wortgebrauch. Was Anstoß erregt, sei die diskriminierende Verwendung und der Verstoß gegen die demokratische Gleichheit, wie es auf der Webseite der GfdS heißt. „Mit dem Wort biodeutsch wird eine rassistische, biologistische Form von Nationalität konstruiert“, erklärte die Unwort-Jury in einer Pressemitteilung. Dabei handele es sich um eine Form von Alltagsrassismus, die eine Unterteilung in angeblich „echte“ Deutsche und in Deutsche zweiter Klasse vornehme.

Nicht ohne Welle der Kritik blieb auch das zweitplatzierte Unwort 2024 „Heizungsverbot“. Der Begriff wird als irreführend eingestuft, suggeriert er doch, dass Heizungen oder Heizen als verboten gelten. Aufgetaucht war die Bezeichnung im Zuge des reformierten Gebäudeenergiegesetzes Anfang 2024 mit dem Ziel, klimaschützende Heizungs-Maßnahmen zu diskreditieren.

Ein Blick in Historie und Unwortstatistik 2024

Das Unwort des Jahres wurde von Horst Dieter Schlosser im Jahre 1991 etabliert. Der Frankfurter Sprachwissenschaftler fand mit seiner sprachkritischen Aktion Anklang. Bis 1994 war die Gesellschaft für deutsche Sprache (GfdS) für die Wahl verantwortlich. Heute wird das Unwort des Jahres von einer unabhängigen Jury bekanntgegeben.

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2024 hatte die Jury über 3.172 Einsendungen zu entscheiden. Es gab insgesamt 655 unterschiedliche Vorschläge. 80 davon kamen in die engere Auswahl. Während „biodeutsch“ nur von zehn Personen vorgeschlagen wurde, stimmten 1.227 Einsender für „Nutztier“ als Unwort. 50 Einsendungen bezogen sich auf das Wort Besonnenheit und 14 Personen hat anscheinend Dubai-Schokolade sauer aufgestoßen.

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