FIFA 20 vs. eFootball PES 2020: Welches ist das bessere Spiel?
Der Videospielherbst wird traditionell mit den Fußballsimulationen FIFA und Pro Evolution Soccer eingeläutet. Die neuesten Ableger der jeweiligen Serien sind nun veröffentlicht. Höchste Zeit beide Spiele direkt miteinander zu vergleichen. In diesem Artikel messen sich FIFA 20 und eFootball PES 2020 in insgesamt sieben Disziplinen. Erfahre welches Spiel bei uns die Nase vorn hat.
Es ist eine der größten Rivalitäten der Videospielgeschichte: FIFA vs. PES. Die Spieleserien von EA und Konami streiten sich seit mehr als 20 Jahren um die Krone der Fußballsimulationen. Stets im Herbst, kurz nach Saisonbeginn der größten europäischen Fußballligen, veröffentlichen beide Softwarefirmen ihre sportlichen Aushängeschilder. Seit jeher gibt es Fan-Lager, die den einen oder anderen Titel bevorzugen - auch in diesem Jahr. Bevor wir uns nun allerdings in den großen Vergleich beider Spiele stürzen, hier noch kurz und knackig, welche Verkaufsargumente FIFA 20 und eFootball PES 2020 liefern.
FIFA 20: Vom gepflegten Rasen in den ruppigen Hinterhof
In FIFA 20 stehen alle Zeichen auf Straße. Mit dem neuen Modus VOLTA bringt EA FIFA Street zurück auf die Konsolen. In mehreren unterschiedlichen Spielmodi wird auf 17 Kleinfeldern rund um die Welt gespielt. Darin erwartet die Spieler eine Story, anpassbare Avatare und unterschiedliche Spielarten - von 3v3 ohne Torwart bis bis 5v5 mit echten Futsal-Regeln. Die Optionen versprechen große Vielfalt. Neben VOLTA wirbt FIFA 20 mit Änderungen im Gameplay sowie den Modi Pro Clubs, Karriere und Ultimate Team.
Unseren Test zu FIFA 20 findest du hier
eFootball PES 2020: Alles für die perfekte Simulation
Neuer Name, altes Spiel. Pro Evolution Soccer nennt sich ab diesem Jahr eFootball PES und möchte damit seine Stellung als eSport-Titel stärken. Im Fokus steht ein überarbeitetes Gameplay, das gewohnt noch eine Spur realistischer sein soll als bei den Vorgängern. Für das neue “Finesse Dribbling“ holten sich die Entwickler zusätzlich Rat vom spanischen Mittelfeldstar Andrés Iniesta. Im Modus Meisterliga können derweil Legenden wie Maradonna, Zico oder Matthäus als Avatar gewählt und in neuen Zwischensequenzen begutachtet werden. Dazu gibt es den neuen Modus “Matchday“ sowie ein großes Update zur Euro 2020, das bereits angekündigt ist.
Unseren Test zu eFootball PES 2020 findest du hier
1. Lizenzen
Für viele Spieler ist es das wichtigste Entscheidungskriterium: Die Lizenzen. Ob nun mit dem FC Chelsea oder dem London FC gekickt wird, macht für große Teile der Spielerschaft einen riesigen Unterschied aus. Werfen wir einen Blick auf die Fakten. FIFA 20 protzt mit mehr als 30 lizenzierten Ligen, über 700 Vereinen und 17.000 Spielern. Die erste rumänische Liga hält zudem erstmals Einzug in das Franchise vom Software-Riesen. eFootball PES 2020 kommt immerhin noch auf ein stattliches Portfolio von 23 Ligen, muss allerdings bei den Spitzenwettbewerben aus England und Spanien auf Fantasienamen sowie generische Embleme zurückgreifen.
So jubelt ihr am besten in FIFA 20.
Die Bundesliga fehlt indes traditionsgerecht vollends im Spiel, wodurch besonders hierzulande ein irreparables Loch in der Lizenzlandschaft von Konami klafft. Ein Editormodus und exklusive Klub-Partnerschaften mit den Big-Playern Juventus Turin (komplett exklusiv), FC Bayern, Manchester United und FC Barcelona sollen das Defizit kompensieren. Doch so sehr Konami tritt, kratzt und beißt – in Sachen Lizenzen holt FIFA 20 dieses Jahr einen Kantersieg. 1:0
2. Grafik
Es darf nicht nur Spaß machen, hübsch sollte es auch noch sein. Die detailgetreue Darstellung von Spielern und Stadien gehört seit jeher zu den jährlichen Verkaufsargumenten der Spielehersteller. Tatsächlich schaffen es FIFA 20 und eFootball PES 2020 die Protagonisten des Weltfußballs realitätsnah abzubilden. Wir finden, Konami hat in diesem Bereich seit vielen Jahren die Nase vorn. PES bietet durch aufwendige 3D-Scans neben den obligatorischen Spielergesichtern auch detailgetreue Tattoos.
Zusätzliche Schweiß- und Lichteffekte sowie die Haartexturen lassen die Spieler im Werk von Konami noch eine Spur echter wirken als bei EA. Auch die Stadien profitieren von einer akkuraten Umsetzung mittels Scantechnik, wodurch diese einfach schicker wirken als beim Konkurrenten. Daher geht der Punkt an eFootball PES 2020. 1:1.
3. Gameplay
Als Fußballsimulation schimpfen sich beide Titel, doch welche spielt sich eigentlich besser? Beim Anzocken fällt schnell auf, dass FIFA 20 deutlich schneller ist als PES und eine höhere Ballkontrolle gestattet. Das Gameplay hat damit eine eigene Dynamik, entfernt sich jedoch deutlich vom echten Fußball. Damit richtet sich FIFA an Casualspieler, die ein arcadiges Erlebnis ohne große Einstiegshürden bevorzugen. Ganz anders das diesjährige PES.
Die Macher konzentrieren sich vollends auf das Geschehen auf dem Platz und orientieren sich so an Partien aus den echten Stadien. Die Spielerbewegungen und Ballphysik sind entsprechend realistisch - aber eben auch träge. Schöne Dribblings im Sekundentakt sind hier deutlich ineffizienter und nur mit entsprechend viel Übung auszuführen. Unterm Strich muss jeder selbst überlegen was besser ist: casual oder realistisch? Fernab vom Geschmäcker finden wir, dass eFootball PES 2020 bei der Umsetzung seines Gameplays konsequenter ist. 1:2 für PES!
4. Umfang
PES macht es der Konkurrenz dieses Jahr leicht. Hinsichtlich Umfang bleibt der diesjährige Ableger bescheiden. Neben den altbekannten Modi können Spieler zwar in “Matchday“ echte Begegnungen nachspielen, darüber hinaus gibt es nicht viel Neues zu bieten. Zwar ist ein kostenloser Euro-DLC geplant, dieser erscheint aber erst im kommenden Frühjahr.
Zu wenig um FIFA 20 das Wasser zu reichen. Immerhin hat EA mit VOLTA einen Modus hinzugefügt, der groß genug ist, um daraus ein eigenes Spiel zu machen. Ergänzt wird der Straßenfußball-Ausflug um allerlei Features in den unterschiedlichsten Modi. FIFA 20 schreibt Umfang groß und hängt PES wie auch schon bei den Lizenzen um Längen ab. Ausgleich, 2:2!
5. Präsentation
Was ist schon ein gutes Spiel, wenn es nicht auch gut inszeniert ist? Die Präsentation macht viel aus. Hierbei geben sich dieses Jahr sowohl EA als auch Konami viel Mühe. PES hat mit seiner neuen Positionierung gen eSport auch gleich sein Corporate Design geändert - knallig pinke und violette Züge halten im Spiel Einzug. Darüber hinaus wurde das Menü-Design im Vergleich zum vergangenen Jahr komplett verschlankt und modernisiert. Das gilt auch für den beliebten Meisterliga-Modus, der nun mit übersichtlicher Kacheloptik glänzt. Dazu gibt es schicke Zwischensequenzen mit prominenten Trainer-Avataren.
Auf dem Platz geht es ähnlich schick zu. Besonders beim Einlauf der Mannschaften überzeugen Kameramänner, Fotografen und Rasenpfleger mit authentischer Stadionatmosphäre. EA legt hier jedoch noch einen drauf, indem es bei den größten Spielklassen auf das jeweilige Ligadesign zurückgreift. Besonders im Karrieremodus wirkt die abwechslungsreiche Optik Wunder. Aber allen voran die Story im Straßenfußball-Modus VOLTA und weitere individualisierbare Stadionelemente in Ultimate Team machen FIFA 20 inszenatorisch stark. So hübsch eFootball PES 2020 dieses Jahr also auch ist, an der Präsentation von FIFA 20 kommt Konami dieses Jahr nicht ran. 3:2 Führung für FIFA 20.
6. Kommentatoren
Jedes gute Fußballspiel braucht einen guten Kommentator - virtuell wie in echt. Kein Wunder, dass sowohl EA als auch Konami seit Jahrzehnten auf prominente Stimmen von Sportjournalisten setzen. Seit fünf Jahren heißt das deutsche Doppelgespann in FIFA Wolff-Christoph Fuss und Frank Buschmann; genauso lange besetzen schon Hansi Küpper und Marco Hagemann die Sprecherkabine für PES. Die Leistung der Sprecherstimmen ist auf beiden Seiten überaus gut. Dass es bei beiden Spielen dennoch nicht komplett natürlich wirkt, ist der Programmierung geschuldet.
Wie gut kennst du dich aus?
Diese ist es, die vorgibt wann welches Soundfile abgespielt wird. Und in diesem Aspekt läuft es in FIFA 20 deutlich runder als bei eFootball PES 2020. Im Werk von EA sind die Kommentare mittlerweile weitestgehend situationsgerecht. Etwa beim ausgedehnten Zeitspiel, das zynische Erwähnung bei Frank Buschmann findet. In PES dagegen wirken die Kommentare noch nicht so ganz sauber eingebettet. Bei gemächlicher Ballannahme an der Strafraumgrenze ohne Schussintention schreien die Kommentatoren immer noch vorschnell den Namen des ballbesitzenden Spielers. Kleinigkeiten, aber genug Unterschiede um FIFA 20 den Punkt zu geben: 4:2.
7. Pay-2-Win-Faktor
Seit zehn Jahren gibt es in FIFA den Ultimate-Team-Modus. FIFA 09 feierte damit die Geburtsstunde von Mikrotransaktionen in den jährlichen Fußballspielen. Zu Beginn noch gar nicht groß Erwähnung gefunden, entwickelte sich das Thema über die Jahre hinweg zum Feindbild für die Spieler. Entsprechend negativ werden Mikrotransaktionen auch von der Fachpresse gewertet. Besonders dann, wenn sie in Pay-2-Win ausarten. FIFA 20 macht es den Spielern insofern leicht, als das die Jagd nach guten Spielerkarten nicht so schwer ist wie noch in früheren Teilen. In Form von regelmäßigen Belohnungen aus unterschiedlichen Herausforderungen kommen Spieler schnell zu vorzeigbaren Mannschaften.
Dennoch, die besten Spieler sind sehr selten und auch besondere, eventbezogene Versionen von Fußballspielern sind nur mit sehr viel Glück zu bekommen. Beim FUT-Äquivalent “MyClub“ von PES sieht es ganz ähnlich aus. Auch hier sind die Top-Spieler schwierig zu bekommen, aber längst nicht so wie beim Konkurrenten von EA, was höchstwahrscheinlich mit der Gesamtanzahl an Spielern im Spiel zusammenhängt. Beide Titel, FIFA 20 und eFootball PES 2020, nutzen Mikrotransaktionen für den Kauf von Packs mit unbekanntem Inhalt. Hier punktet leider keines der Spiele, es bleibt beim 4:2 für FIFA 20.
Fazit
FIFA 20 oder eFootball PES 2020? Unser Vergleich zeigt, dass beide Titel durchaus ihre Vor- und Nachteile haben. Bei beiden nicht gut: Sie setzen in ihren Sammelkartenmodi auf Mikrotransaktionen, die Ingame-Vorteile bringen - klares Pay2Win also. PES punktet bei uns in den Aspekten Grafik und Gameplay. Mit aufwendigen 3D-Scans von Spielern und Stadien ist PES das deutlich schönere Spiel. Durch sein optimiertes Gameplay, richtet sich das Werk von Konami stark an Freunde der realitätsnahen Fußballsimulation. Wer dagegen zu FIFA greift, der bekommt ein umfangreiches Paket aus Lizenzen, abwechslungsreichen Modi und regelmäßigen Events in Ultimate Team. Wer dazu auch noch Wert auf akkurate Kommentatoren und stimmige Inszenierung legt, der ist mit dem Titel von EA gut beraten. In Summe schneidet FIFA 20 bei uns besser ab als eFootball PES 2020.