Was ist Root? – Vorteile & Nachteile erklärt
Ich habe mein Android-Handy gerootet – und bereue nichts. Ich verrate euch, was Root ist, wo die Vorteile und Nachteile liegen, wie ihr euer Handy rootet und warum ihr euer Smartphone rooten solltet.
Was ist Root?
Viele von euch werden im Zusammenhang mit Android-Smartphones schon von „Root“ gehört haben. Wenn ihr euch nicht damit auskennt, werdet ihr es vermutlich als kompliziertes Handy-Hacking oder -Tuning ansehen, was die Garantie des Herstellers zunichte macht. Diejenigen, die ihr Smartphone gerootet haben, werden wohl nie wieder ohne leben wollen. Was also ist Root eigentlich?
Info: Auf iPhones heißt der Root-Vorgang Jailbreak.
Wenn ihr ein Smartphone kauft, sind fast immer eine ganze Menge Apps vorinstalliert (Bloatware), die ihr nicht braucht, aber auch nicht deinstallieren könnt. Des Weiteren bekommt euer Smartphone irgendwann keine neuen Android-Updates mehr – das gilt besonders dann, wenn ihr kein High-End-Gerät für über 300 Euro gekauft habt. Wenn ihr dann auch aus Sicherheitsgründen das aktuelle Android 7.0 nutzen wollt, müsst ihr euch zwangsläufig ein neues Smartphone kaufen. Warum machen die Hersteller und Google das? – Kurzum: Um schneller mehr Geld zu verdienen.
Technisch gesehen, seid ihr nur als Gast auf dem Android-Smartphone angemeldet. Vergleicht das mit Windows: Dort gibt es in der Regel ein Administrator-Konto, einen Benutzer, der ebenfalls Admin-Rechte hat (ihr), und ein Gast-Konto. Und als Gast könnt ihr eben keine System-Apps oder andere Software deinstallieren. Euch fehlen einfach die erforderlichen Rechte dazu. Root ändert das und macht euch zum Administrator eures Smartphones. Und da Android auf Linux basiert, heißt der Administrator dort „Root“.
Root: Vorteile & Nachteile
Wenn ihr aber euer Handy rootet, seid ihr nicht mehr an die Beschränkungen der Hersteller gebunden. Ihr könnt dann vorinstallierte Apps deinstallieren oder auch eine ganz andere Android-Version installieren (Custom ROM), die durch Mods und Entwickler verbessert und erweitert wurde.
Resurrection Remix ist beispielsweise eine Android-Version, die fast alle Vorteile aller Android-Betriebssysteme vereint. Dadurch konnte ich auf meinem LG G2 Mini, das eigentlich nur bis Android 4.4 Kitkat unterstützt wird, doch noch Android 6.0.1 installieren. Daher brauche ich mir auch kein neues Handy kaufen. Und weil keine Bloatware mehr vorhanden ist, ist automatisch die Akku-Laufzeit des Android-Smartphones verlängert.
Hinweis: Oft muss noch der Bootloader des Handys entsperrt werden, um ein neues Betriebssystem oder eine Recovery zu installieren.
Vorteile Root | Nachteile Root |
Vorinstallierte Apps / Systemapps lassen sich deinstallieren | Garantie verfällt (meistens) |
App-Berechtigungen lassen sich ändern / einschränken | Smartphone kann auf Software-Ebene kaputt gehen |
Aktuelle Android-Betriebssysteme lassen sich installieren | Malware mit Root-Zugriff kann mehr Schaden verursachen |
Installation von einer Recovery möglich (komplettes Backup) | Einige Dienste wie Banking-Apps oder Netflix funktionieren unter Umständen nicht |
Außerdem konnte man bei gerooteten Smartphones durch Apps wie LBE Security Master die App-Berechtigungen einschränken und vorgeben, was Apps dürfen und was nicht. Durch Android 6.0 Marshmallow ist das nun im Grunde überflüssig geworden, aber immer noch eine sehr wichtige Funktion. Ich will nicht, dass meine Apps sich automatisch im Hintergrund starten (bis auf Messenger, Mail & Co. für Pushnachrichten) und sie sollen auch nicht nach Hause telefonieren (Positionsbestimmung, Internetzugriff etc.).
Kommen wir zu den Nachteilen: Wenn ihr das Smartphone rootet, verfällt in der Regel eure Garantie. FALLS euer System von Malware befallen ist, kann diese durch die erhöhten Root-Rechte ebenfalls mehr Schaden anrichten. Allerdings schafft da eine sogenannte Custom Recovery Abhilfe: Das ist ein Backup-Tool, das euer Smartphone „quasi auf DOS-Ebene“ KOMPLETT sichert. Dadurch könnt ihr euer Smartphone immer auf einen vorigen Zustand zurücksetzen ohne gleich durch die Werkseinstellungen auf Null zu springen. Ich nutze als Custom Recovery TWRP (Team Win Recovery Project), es gibt aber auch CWM (ClockworkMod) und andere.
Tipp: Root entfernen ist auch möglich.
Außerdem: Manche Banking-Apps oder Dienste wie Netflix blockieren oft auf gerooteten Handys und funktionieren nicht mehr. Der Root-Vorgang als solcher lässt sich in der Regel nicht mehr vollständig ungeschehen machen.
Ein weiterer Nachteil: Ihr könnt das Gerät auf Software-Ebene kaputt machen, wenn der Root-Vorgang falsch oder fehlerhaft durchgeführt wurde. Früher gab es für fast jedes Smartphone einen individuellen Root-Vorgang. Heute geht das mittlerweile mit einem Fingertipp. Im folgenden Video zeigen wir, wie das Galaxy S5 sich früher rooten ließ:
Root für Android: One-Click-Root macht Vieles einfacher
Mit Methoden wie One-Click-Root ist es mittlerweile viel einfacher ein Smartphone zu rooten, wie das obige Video mit Ronald von XDA Developers zeigt. Die App KingRoot beispielsweise prüft, ob sie euer Android-Handy rooten kann. Auf Wunsch wird das dann auch gleich durchgeführt. Dadurch werden Apps wie Towelroot nach und nach weniger wichtig.
Folgende Apps rooten euer Smartphone:
Im Video am Anfang der Webseite seht ihr auch, welche Smartphones zum Rooten unterstützt werden.
Achtung: Wenn ihr euer Smartphone rootet, übernehmt ihr dafür die volle Verantwortung!
Im Forum von XDA Developers solltet ihr vorher daher nach Anleitungen und Informationen suchen, wie:
- Gibt es Anleitungen, um mein Smartphone zu rooten und den Bootloader zu entsperren?
- Gibt es für mein Smartphone Custom ROMs – wenn ja, welche?
- Gibt es für mein Handy eine Custom Recovery mit Anleitung?
Anhand der Forum-Kommentare solltet ihr prüfen, ob die dort beschriebenen Methoden funktionieren. Wenn ihr euch schlau gemacht habt (macht das ausführlich und gründlich), dann kann es los gehen. Nachfolgend lest ihr, wie der Root-Prozess früher ablief. Diese ist für ältere Smartphones weiterhin gültig, wenn die One-Click-Root-Methoden bei euch nicht funktionieren.
Wie funktioniert Root-Zugriff?
Root-Zugriff besteht grundsätzlich aus zwei Elementen: einer Manipulation der Systempartition und einer SuperUser-App. Die Manipulation der Systempartition bedeutet meist, dass eine sogenannte su-Binary im System des Android-Geräts platziert wird. Über diese können Root-Anwendungen dann Root-Zugriff beantragen. Damit nicht jede App unkontrolliert mit Root-Rechten ausgestattet wird und die Erlaubnis erhält, Systemdateien zu manipulieren, gibt es die SuperUser-App. Diese verwaltet, welche Apps Root-Zugriff bekommen dürfen und welche nicht. Dazu muss der Nutzer bei jeder App, die erstmalig Root-Zugriff anfragt, bestätigen, dass sie das auch darf. Nach dieser Bestätigung unterliegt die mit Root-Rechten ausgestattete App aber keiner weiteren Kontrolle mehr.
Deshalb sollte nur Apps der Zugriff gewährt werden, die als sicher und vertrauenswürdig gelten.
Der Weg zum Root-Zugriff auf dem eigenen Gerät
Bootloader öffnen und los...
Es gibt keinen allgemeinen Weg, um Root-Rechte zu erlangen. Die meisten Hersteller erlauben es dem Nutzer, mit Hilfe bereitgestellter Tools den Bootloader des eigenen Gerätes zu öffnen. Dieser Vorgang macht es möglich, das vom Hersteller eingebaute Recovery-System mit einem sogenannten Custom-Recovery zu überschreiben. Ein Custom-Recovery hat viele Vorteile: Damit können nicht nur Backups des gesamten Systems (inklusive Apps und Daten) erstellt werden, es ist auch möglich, komplett andere Firmwares (Custom Roms) oder eben ein Programm zur Aktivierung der Root-Rechte auf das Gerät aufzuspielen.
...oder auf eine Sicherheitslücke hoffen.
Andere Hersteller hingegen verwehren das Öffnen des Bootloaders und das Flashen eines Custom Recoveries. In diesem Fall kann Root-Zugriff nur erreicht werden, indem findige Entwickler Sicherheitslücken im Android-System des Geräts finden und durch sogenannte Exploits gekonnt ausnutzen. Nicht immer werden solche Sicherheitslücken gefunden, was im Grunde eine gute Nachricht ist. Denn wer möchte schon ein System nutzen, das nicht sicher ist?
In früheren Android-Versionen gab es häufiger Apps wie Z4Root und EasyRoot, die fast alle Geräte mit einer bestimmten Android-Version rooten konnten. Für aktuelle Android-Versionen gibt es nur noch selten sogenannte One-Click-Tools, die ganze Reihen von Geräten entsperren können. Ein vergleichsweise aktuelles Beispiel ist hier Framaroot, das zahlreiche unbekanntere und bekanntere Geräte entsperren kann, indem es mehrere Exploits unter einer Haube bündelt. Seit Juni 2014 gibt es auch „Towelroot“, die App bedient sich einer Sicherheitslücke im Linux Kernel. Doch selbst wenn das eigene Gerät anfällig für ein Exploit ist, das sich eine Sicherheitslücke zunutze macht, ist das kein Grund zur Panik. Die meisten Root-Exploits setzen voraus, dass sich das Android-Gerät bei deren Ausführung im Debugging-Modus befindet. Dieser ist bei Android jedoch standardmäßig deaktiviert und seit Android 4.2 gut versteckt, sodass er nicht zufällig aktiviert werden kann.
Anlaufstellen für das Rooten des eigenen Geräts
Nicht nur lassen sich verschiedene Geräte auf verschiedene Arten rooten, oftmals unterscheidet sich der Prozess sogar zwischen verschiedenen Android-Versionen auf einem Gerät. Da es hier auf jedes Detail ankommt und Fehler leicht zu einer zerstörten Software führen, ist es ratsam, im jeweiligen Geräteforum der XDA-Developers oder bei Android-Hilfe.de nach einer zum eigenen Gerät passenden Anleitung zu suchen. Dort findet sich für fast jedes Gerät eine verständliche Schritt-für-Schritt-Anleitung. In diesem Sinne: Viel Erfolg beim Rooten eures Gerätes!