Lange haben Spieler auf diesen Tag gewartet, jetzt ist es soweit: Die USK prüft jetzt auch Spiele, die verfassungsfeindliche Symbole beinhalten. Damit haben nun auch solche Titel eine Chance zugelassen zu werden, in denen Hakenkreuze vorkommen. Ob bald auch Wolfenstein II mit Hakenkreuzen in Deutschland zugelassen wird?

 
Videospielkultur
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Wolfenstein: Cyberpilot (VR) – Offizieller E3-Ankündigungstrailer

Erst vor kurzem überraschte es viele, dass der Bundesfighter II Turbo in Deutschland trotz der Darstellung von Hakenkreuzen zugelassen wurde. Ein Gericht entschied, dass das Spiel wegen seines satirischen Charakters ein Kunstwerk ist und die Darstellung damit zulässig ist. Andere Spiele betraf dies jedoch vorerst nicht. Jetzt hat die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) mitgeteilt, dass sie in Zukunft auch Spiele, die verfassungsfeindliche Symbole enthalten, nach der Sozialadäquanzklausel des § 86a Abs. 3 des Strafgesetzbuches (StGB) prüfen wird.

Damit haben nun alle Videospiele, die beispielsweise Hakenkreuze grafisch darstellen, eine Chance, in Deutschland zugelassen zu werden und eine Altersfreigabe zu bekommen. Die Sozialadäquanz wird individuell im Einzelfall geprüft. Das grundsätzliche Verbot verfassungsfeindlicher Symbole bleibt also bestehen. Im Detail heißt es:

Sozialadäquat bedeutet in diesem Zusammenhang, dass Symbole verfassungsfeindlicher Organisationen in einem Titel verwendet werden können, sofern dies der Kunst oder der Wissenschaft, der Darstellung von Vorgängen des Zeitgeschehens oder der Geschichte dient.

Das träfe beispielsweise auf ein Spiel wie Attentat 1942 zu, das die Auswirkungen des Nationalsozialismus in Tschechien behandelt. Ob dies auch auf Spiele wie Wolfenstein II: The New Colossus zutrifft, da auch hier argumentiert werden könnte, dass beispielsweise ein satirischer Charakter vorliegt, bleibt offen. Publisher haben nun aber wenigstens die Aussicht auf eine Chance, dass ein Spiel mit verfassungsfeindlichen Symbolen wie das Hakenkreuz von der USK zugelassen wird.

Das es überhaupt dazu gekommen ist, dass Spiele mit Hakenkreuzen lange einen so schweren Stand in Deutschland hatten, liegt an einer Entscheidung eines Gerichts in Frankfurt. 1998 entschied es zu Wolfenstein 3D, dass das Spiel keine verfassungsfeindlichen Symbole zeigen dürfe. Danach wurde sich nach diesem Rechtsspruch ausgerichtet.

Nicht nur wegen verfassungsfeindlichen Symbolen werden Spiele verboten:

Elisabeth Secker, Geschäftsführerin der USK, kommentiert die Änderung wie folgt:

Durch die Änderung der Rechtsauffassung können Spiele, die das Zeitgeschehen kritisch aufarbeiten, erstmals mit einem USK-Alterskennzeichen versehen werden. Dies ist bei Filmen schon lange der Fall und im Hinblick auf die Kunstfreiheit richtigerweise jetzt auch bei Computer- und Videospielen. Die Gremien der USK werden auch diese Aufgabe mit großer Sorgfalt, Kompetenz und Verantwortungsbewusstsein wahrnehmen.

Damit schließt sich die Lücke zwischen Videospielen und anderen Medien wie Filmen. Videospiele werden nun wie die Kunstprodukte, die sie sind, in Deutschland gleichberechtigt behandelt. Endlich.