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Gefährlicher Irrglaube: Warum du ein nasses Handy NICHT in Reis trocknen lassen solltest

Nasses Handy in Reis legen? Schlechte Idee. (© IMAGO / Panthermedia)
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Handy nass geworden? Ab zum Trocknen in eine Schüssel Reis! Das liest man als Tipp überall im Netz. Doch wenn man Experten danach fragt, schütteln die bei diesem Ratschlag nur den Kopf. Wir verraten euch, warum die Reis-Lösung das Problem nur schlimmer macht – und was stattdessen die beste Vorgehensweise ist.

Vielleicht ist dir deine Switch vom Wannenrand ins Schaumbad gerutscht. Vielleicht hat dich ein so genannter Freund in den Pool geschubst, während du dein Handy in der Hosentasche hattest. Vielleicht hast du dein iPad im Garten vergessen … und dann kam der Regenschauer. All das kann passieren. All das ist ärgerlich. Und all das ist kein Grund dafür, einem der wohl verbreitetsten im Internet herumschwirrenden Irrtümer zu unterliegen: Nein, elektronische Geräte in einer Schüssel Reis zu trocknen, rettet dein Gerät nicht. Unter Umständen macht Reis sogar alles nur noch schlimmer!

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Glaubt nicht mir, glaubt den Experten. Wenn es im Netz eine Instanz zum Thema Hardware-Rettung gibt, dann ist das wohl iFixit. Und iFixit sagt in aller Klarheit: Finger weg vom Reis!

Das Problem: Korrosion.

Warum das? Gefährlich für das Gerät ist nicht Wasser als solches, sondern Korrosion. Im Volksmund schlicht als Rost bekannt, ist Korrosion das Ergebnis einer chemischen Reaktion: Nämlich dann, wenn Wasser mit Sauerstoff reagiert, also oxidiert. Genauer gesagt: Es sind die beim Trocknen der Flüssigkeit übrigbleibenden Salze, die Oxidation und damit Korrosion hervorrufen. Reis verhindert Korrosion nicht.

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Nervöses Gemurmel aus dem Publikum: „Aber ich hab das schon mal gemacht und mein Handy war danach wieder in Ordnung!“. Nun, auf einem rostigen Kutter kann man auch in See stechen, kaputt ist der Kahn trotzdem irgendwann. Genau so sieht es mit deinen Gadgets aus: Korrosion ist schädlich, sie zerstört die Geräte aber nicht unbedingt gleich. Gefährlich ist vor allem, dass die Korrosion die Lötpunkte auf den Platinen angreift und diese spröde macht. Selbst wenn dein Gerät nach dem Trocknen wieder zu funktionieren scheint, verringert es die Geräte-Lebensdauer.

Die Reis-Aktion vermittelt also nur ein trügerisches Gefühl der Sicherheit. Ob du dein nasses Handy in Reis einlegst, in Küchenkrepp einwickelst oder einfach nur lange genug liegen lässt, macht kaum einen Unterschied. Denn nicht Wasser, sondern trocknendes Wasser zerstört dein Gerät.

Jede Menge Korrosion: Elektronik unter dem Mikroskop nach einer „Reis-Behandlung“. (Bildquelle: ifixit)

Und die vermeintliche Reis-Lösung hat sogar noch weitere Schattenseiten: Wenn man keine anderen Maßnahmen (siehe unten) ergreift, verbleibt trotzdem Wasser im Gerät, und zwar jede Menge! In diesem Video kann man es eindrucksvoll sehen. Der ebenfalls in Reispackungen enthaltene Staub legt sich in das Gerät und auf die Komponenten. Der Staub und einzelne Reiskörner können zudem Mikrofon-Öffnungen, USB-Ports oder Kopfhörer-Buchsen verstopfen und sind nur schwer wieder herauszubekommen, vor allem wenn sie gequollen sind.

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Die Lösung: Alkohol. (Zumindest bei diesem Problem.)

Okay, kein Reis also. Was sollte man stattdessen tun?

  • Nimm das Gerät aus dem Wasser, und zwar so schnell wie möglich. Es länger darin zu lassen, lässt mehr Wasser hineinfließen, das wiederum mehr Schaden anrichtet.
  • Vermeide, auf mechanische Knöpfe zu drücken, da sich das Wasser so weiter im Innenraum verteilen kann.
  • Ausnahme: der Power-Button. Du musst das Gerät ausmachen, auch wenn es noch zu funktionieren scheint. Lasse es für mindestens einen Tag, besser für drei Tage aus. Auch das Nachladen des Akkus ist in der Zeit Tabu.
  • Falls du das Gerät auseinandernehmen kannst: Tu das. So schnell und so kleinteilig wie möglich, am besten, bevor das Wasser trocknet. Nimm den Akku raus, den SIM-Tray, einfach alle beweglichen Teile: rausnehmen, runterrupfen, abschrauben.
  • Wenn die Flüssigkeit, die dein Device befleckt, Zucker enthält (zum Beispiel Cola, Bier etc.): Fang an mit destilliertem Wasser – das bekommst du in manchem Supermarkt, im Baumarkt oder Drogerie-Geschäft. Destilliertes Wasser führt zwar auch zu Korrosion, aber weniger und langsam. Wenn du keines hast, nimm notfalls Leitungswasser. Das mag schädlicher sein, ist aber im Vergleich zu getrockneter Cola das geringere Übel. Lass es über die Komponenten laufen und schrubbe sie zusätzlich mit einer sauberen, weichen Zahnbürste, um möglichst alles von der ursprünglichen Flüssigkeit und dem enthaltenen Zucker von der Hardware herunterzubekommen.
  • Arbeite dann mit über-90-prozentigem Isopropanol-Reinigungsalkohol (erhältlich in Drogerien, bei Amazon – sollte man sowieso im haus haben). Du kannst Platinen und andere Komponenten gefahrlos darin einlegen. Vorsicht ist nur bei verklebten Komponenten, Gummi und Wärmeleitpaste angebracht, da der Alkohol diese angreift.
  • Auch bei der Alkohol-Behandlung sollte du mit einer Zahnbürste arbeiten, um die Flüssigkeit, mit der dein Gerät so unbarmherzig Kontakt gemacht hat, weg zu bekommen. Mit dem Alkohol werden die Korrosion verursachenden Teile des Wassers „abgewaschen“. Nach der Alkohol-Behandlung die einzelnen Komponenten trocknen lassen. Das sollte flott gehen, weil hochprozentiger Alkohol schnell verdampft.
  • Falls du das Gerät nicht oder kaum auseinandernehmen kannst: Lagere es am besten so, dass so viel Wasser wie möglich abfließen kann, idealerweise vertikal – das ist immer noch besser als die Reis-Variante. Bei einem Smartphone, das sonst nicht zu öffnen ist, heißt das zum Beispiel den SIM-Tray herauszunehmen, mit offenem Slot nach unten zu halten und leicht dagegen zu klopfen, damit sich die Wassertropfen im Innern lösen.
  • Wenn Trocknen die einzige Option ist, empfiehlt es sich, das Gerät an einem gut belüfteten Ort zu lagern. Apple empfiehlt zum Beispiel, nass gewordene iPhones in Reichweite eines Ventilators zu parken, sodass der Luftstrom in die Lightning-Buchse weht.
  • Zum Trocknen auf keinen Fall mit Hitze arbeiten! Leg dein Gerät nicht in die Sonne. Finger weg auch von Fön, Backofen oder Mikrowelle!
  • Wenn du Wasser abtupfst, nutze ein fusselfreies Tuch, am besten ein Mikrofasertuch, das man zum Säubern von Kameralinsen verwendet. Versuche nicht, mit Q‑Tips, Toilettenpapier oder ähnlichem in kleine Schlitze, Spalten oder Buchsen einzudringen.
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Wir hoffen, dir helfen diese Tipps, sollte der Ernstfall eingetreten sein. Im Namen aller Reiskörner auf der Welt, die etwas Besseres verdient haben, als trügerische Sicherheit beim Trocknen von Geräten zu liefern – nämlich gegessen zu werden: Danke!

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