Egal, ob Sturm, Hagel oder Blitzeinschläge – es gibt viele Gefahrenquellen für Balkonkraftwerke. Wie ihr eure Mini-PV-Anlage gegen Unwetter schützt, erklären wir euch.
Balkonkraftwerke bei Unwetter: Eine reale Gefahr?
In Deutschland gibt es mittlerweile über 1.000.000 registrierte Balkonkraftwerke (Stand: Juli 2025, Quelle: Marktstammdatenregister). Gleichzeitig nehmen extremen Wetterereignissen immer weiter zu, wie der Deutsche Wetterdienst (DWD) ermittelt hat. Darunter zählen Starkregen, Hagel und Stürme. Das Risiko, dass ein Balkonkraftwerk bei einem Unwetter beschädigt wird oder selbst einen Schaden verursacht, steigt daher.
Wie groß die Gefahr genau ist, lässt sich aktuell nur schwer ermitteln, da es keine Unfallstatistik ausschließlich für Balkonkraftwerke im Zusammenhang mit Unwettern gibt. Dennoch gibt es mehrere Gefahrenquellen, die bereits bekannt sind:
- Mechanische Schäden: Starke Windböen können falsch befestigte Module lösen oder herabstürzen lassen. Hagel kann die Glasoberfläche der Module beschädigen, was zu Leistungsverlusten oder einem Totalausfall führen kann.
- Elektrische Schäden: Indirekte Blitzeinschläge in der näheren Umgebung verursachen Überspannungen im Stromnetz. Diese können den Wechselrichter des Balkonkraftwerks sowie angeschlossene Haushaltsgeräte beschädigen oder zerstören. Auch direkte Blitzeinschläge, wenn auch unwahrscheinlich, würden die Anlage sofort unbrauchbar machen.
- Wasserschäden: Obwohl die Module und Wechselrichter in der Regel wasserdicht sind, können undichte Stellen oder Beschädigungen der Isolation durch Starkregen zu Kurzschlüssen führen.
- Gefahr für Menschen: Die größte Gefahr für Menschen geht von herabfallenden Teilen aus. Ein lockeres Modul, das bei Sturm vom Balkon oder Dach geweht wird, kann Passanten oder parkende Autos erheblich gefährden. Auch bei elektrischen Schäden besteht eine potenzielle Brandgefahr, wenn die Anlage oder die Hauselektrik durch eine Überspannung überlastet wird.
Gegen alle diese Gefahren, könnt ihr euch allerdings vorbereiten, sodass ihr Schäden verhindert, bevor sie entstehen.
Balkonkraftwerk bei Sturm
Stürme können enorme Kräfte entwickeln und stellen eine Herausforderung für jede Außeninstallation dar. Um zu verhindern, dass eure Solarmodule vom Dach oder Balkon segeln, könnt ihr einige Aspekte beachten.
- Edelstahl-Kabelbinder: Sie sind zwar kein Allheilmittel, aber mit Edelstahl-Kabelbinder könnt ihr Solarmodule am Balkongeländer zusätzlich sichern. Sie halten oft Zugkräften von 90 kg und mehr aus. Da die Module eng am Gebäude liegen, reicht das oft schon aus. Zudem sind sie günstig.
- Regelmäßige Kontrolle: Prüft regelmäßig, ob alle Schrauben und Halterungen fest sitzen. Lockere Verbindungen können bei starkem Wind zu Vibrationen führen und letztendlich zum Versagen der gesamten Konstruktion. Das solltet ihr immer vor der Unwettersaison machen oder wenn starke Winde angekündigt sind.
- Solarmodule anklappen: Wenn eure Solarmodule frei stehen (etwa im Garten oder auf einem Flachdach), könnt ihr sie einklappen. Sie sollten dann so flach wie möglich auf dem Boden liegen. Das ist zwar mit Aufwand verbunden, bietet aber den großen Schutz vor Sturmschäden, da sich dann der Wind nicht unter den Solarmodulen verfangen kann. Das gilt auch für Solarmodule, die im 70 Grad am Balkongeländer hängen. 90 Grad bieten weniger Angriffsfläche.
TIPP: Solartracker wie der von EcoFlow richten sich automatisch zur Sonne aus und fahren sich bei Unwetter ein.
- Richtige Ballastierung: Solarmodule auf einem Flachdach und im Garten werden um etwa 30 Grad angewinkelt. Das ermöglicht die größten Erträge, aber der Wind kann sich dadurch unter den Modulen verfangen. Deswegen solltet ihr die Ständer ausreichend beschweren. Fachhändler wie Kleines Kraftwerk bieten dafür extra Ballastierungspläne für alle Windzonen in Deutschland. Diese solltet ihr mindestens erfüllen. Zur Orientierung: In der Windzone 1 solltet ihr die Halterung mit mindestens 50 kg beschweren, in der Windzone 4 reichen 20 kg.

Balkonkraftwerk bei Hagel
Hagel kann von kleinen Graupelkörnern bis hin zu golfballgroßen Eisbrocken reichen und kann auch in Solarmodule einschlagen. Die Wahrscheinlichkeit eines direkten Treffers durch extrem großen Hagel ist allerdings gering. Zudem werden moderne Modelle getestet und müssen Hagel mit einer bestimmten Größe und Aufprallgeschwindigkeit widerstehen können. Die Gefahr bleibt also überschaubar.
Dennoch sind die Glasoberfläche der Module nicht unzerstörbar. Wenn ihr in einer Region mit häufigen oder starken Hagelschauern lebt, könnt ihr überlegen, ob ihr zusätzliche Schutzmaßnahmen ergreifen möchtet.
- Schutzgitter oder Abdeckungen: Eine Möglichkeit ist der Einsatz von Schutzgittern oder hagelsicheren Abdeckungen, die ihr bei Bedarf über die Module anbringen könnt. Diese sind jedoch oft mit ästhetischen Einbußen und einem gewissen Aufwand verbunden.
- Solarmodule aufstellen: Während ihr bei einem Sturm die Solarmodule anklappen solltet, macht ihr bei Hagel genau das Gegenteil. Je senkrechter ein Modul steht, desto weniger Angriffsfläche bietet es.
- Balkonkraftwerk versichern: Eine Versicherung schützt zwar nicht gegen Hagel, allerdings bleibt ihr nicht auf den Kosten sitzen, wenn wirklich mal eines beschädigt wird. Da ein Balkonkraftwerk als Hausrat gilt, könnt ihr es mit in eure Hausratsversicherung aufnehmen lassen. Fragt aber vorher bei eurem Versicherer an, ob dieser Schaden auch wirklich abgedeckt wird.
Balkonkraftwerk bei Starkregen
Starkregen selbst stellt für euer Balkonkraftwerk in der Regel keine direkte Gefahr dar. Die Solarmodule und der Wechselrichter sind so konzipiert, dass sie wasserdicht sind und den Elementen standhalten. Sie besitzen entsprechende IP-Schutzarten (zumeist IP65), die angeben, inwieweit sie gegen das Eindringen von Wasser und Staub geschützt sind. Auch Stromspeicher machen Regenschauer in der Regel nichts aus.
Zur Sicherheit könnt ihr folgende Punkte beachten:
- Sicherer Wasserablauf: Die primäre Sorge bei Starkregen sind oft die Fundamente und die Drainage. Stellt sicher, dass das Wasser um eure Anlage herum gut abfließen kann und sich nicht staut. Eine unsachgemäße Wasserableitung kann zu Erosionen führen und im schlimmsten Fall die Stabilität der Montage gefährden, insbesondere wenn euer Balkonkraftwerk auf einem Flachdach oder im Garten installiert ist.
- Überprüfung der Verkabelung: Auch die Verkabelung solltet ihr bei Starkregen sorgfältig prüfen. Achtet darauf, dass alle Kabel sicher befestigt und vor direkter Wassereinwirkung geschützt sind. Offene oder beschädigte Kabel können Kurzschlüsse verursachen oder die Leistung eurer Anlage beeinträchtigen. Regelmäßige Sichtkontrollen helfen, solche Probleme frühzeitig zu erkennen.
Balkonkraftwerk bei Blitzeinschlägen
Blitze sind eine der größten Naturgewalten und können bei einem direkten Einschlag verheerende Schäden anrichten. Die gute Nachricht: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Blitz direkt in euer Balkonkraftwerk einschlägt, ist extrem gering. Blitze suchen sich in der Regel den höchsten Punkt in der Umgebung. Balkonkraftwerke am Balkon und im Garten liegen in der Regel tiefer. Auch Flachdächer gehören oft zu Garagen, die neben größeren Gebäuden stehen. In den meisten Fällen würde ein Blitz in das Dach oder andere höhere Gebäudeteile einschlagen, die oft durch Blitzableiter geschützt sind.
Viel häufiger sind indirekte Blitzeinschläge, die Überspannungen im Stromnetz verursachen können. Schlägt ein Blitz in der näheren Umgebung ein, können diese Überspannungsspitzen über die Stromleitungen in euer Hausnetz und somit auch in euren Wechselrichter gelangen. Das kann zu Schäden an eurem Balkonkraftwerk und anderen elektronischen Geräten im Haushalt führen.
Um sich vor Überspannungen zu schützen, könnt ihr folgende Maßnahmen ergreifen:
- Stecker ziehen: Bei einem herannahenden Gewitter könnt ihr den Stecker eures Balkonkraftwerks ziehen. Dadurch unterbrecht ihr die direkte Verbindung zum Hausnetz, und eine Überspannung aus dem Netz kann nicht auf den Wechselrichter übergreifen. Dies bietet einen gewissen Schutz, ist aber im Alltag oft unpraktisch, insbesondere wenn ihr nicht zu Hause seid.
- Überspannungsschutz installieren: Moderne Gebäude, die nach 2016 gebaut oder umfassend saniert wurden, verfügen oft bereits über einen Überspannungsschutz vom Typ 2 im Sicherungskasten. Wenn euer Haus älter ist, könnt ihr einen Elektriker beauftragen, einen entsprechenden Überspannungsschutz nachzurüsten. Dies ist eine einmalige Investition, die eure gesamte Hauselektrik schützt.
TIPP: Wenn es schnell gehen muss, könnt ihr auch einen Überspannungsschutz-Adapter kaufen. Sie kosten unter 20 Euro etwa bei Amazon und kommen zwischen Steckdose und Balkonkraftwerk-Stecker.
Fazit
Euer Balkonkraftwerk ist robuster, als ihr vielleicht denkt, und für die meisten Unwetterereignisse gut gerüstet. Die Risiken eines direkten Schadens durch Sturm, Hagel oder Blitze sind gering, besonders wenn ihr auf eine sachgemäße Montage und qualitativ hochwertige Komponenten achtet. Bei extremen Wetterlagen könnt ihr zusätzliche Maßnahmen ergreifen, um auf Nummer sicher zu gehen.
Eine der effektivsten und komfortabelsten Lösungen zum Schutz vor den Auswirkungen indirekter Blitzeinschläge und Überspannungen ist die Installation eines Überspannungsschutzes in eurem Sicherungskasten. Dies ist eine sinnvolle Investition, die nicht nur euer Balkonkraftwerk, sondern auch alle anderen elektronischen Geräte in eurem Haushalt schützt.