Ein Windrad im Garten klingt nach einer guten Ergänzung zu Solaranlagen, da sie auch nachts und bei schlechtem Wetter Strom erzeugen. Dennoch werden sie für die meisten nur eine nette Idee bleiben.
- 1.Darf man private Windräder im Garten haben?
- 2.Der ideale Standort, den kaum einer hat
- 3.Stromerzeugung: Die schwierige Ertragsprognose
- 4.So findet ihr die Windstärke bei euch zuhause heraus
- 5.Was kostet ein Windrad für den Garten?
- 6.Wirtschaftlichkeit: Rechnet sich das Ganze wirklich?
- 7.Fazit: Für wen lohnt sich ein Windrad im Garten wirklich?
Darf man private Windräder im Garten haben?
Erst einmal die gute Nachricht für alle, die sich für eine Windrad im eigenen Garten interessieren: Es ist prinzipiell erlaubt, eines bei sich aufzubauen und damit seinen eigenen Strom zu erzeugen.
Abhängig von der Größe der Anlage (Höhe und Leistung) benötigt ihr gegebenenfalls eine Baugenehmigung. In vielen Bundesländern gelten Anlagen mit einer Gesamthöhe von unter etwa 10 Metern und sehr geringer Leistung als genehmigungsfrei, sofern sie sich außerhalb von Schutzgebieten befinden. Sobald jedoch die Anlage höher ist, ein größeres Fundament benötigt, in einem Wohngebiet steht oder durch ihre Bauweise besonders auffällig oder lärmintensiv ist, ist in der Regel eine Genehmigung erforderlich.
Zudem müsst ihr auf die Abstandsregeln der Bundesländer achten. Die Windräder müssen nämlich Mindestabstände zu anderen Grundstücken und Gebäuden aufweisen. Wie hoch diese ausfallen, bestimmt jedes Bundesland selbst, als erste Orientierung dient aber die Musterbauordnung. Sie sieht einen Abstand von 0,4 H vor, aber mindestens 3 Meter. Wenn also die Höhe der Windkraftanlage 10 Meter beträgt, muss sie 4 Meter vom nächsten Gebäude entfernt stehen.
Am besten wendet ihr euch als erstes immer erst an eure Gemeinde oder Bauamt. Sie können euch die spezifischen Details in euerer Region geben.
TIPP: Nachbarn haben zwar keinen Einfluss auf die Baugenehmigung, können sich aber durch ein Windrad im Garten gestört fühlen. Es macht daher Sinn, sie früh über euer Vorhaben zu informieren, um spätere Konflikte zu verhindern.
Der ideale Standort, den kaum einer hat
Das Allerwichtigste bei einem Windrad im Garten ist der Standort. Während man bei einer Solaranlage viele Stellen auf dem eigenen Grundstück und am Haus finden kann, wo die Sonne scheint, ist es mit dem Wind schwieriger. Denn eine optimale Position hat eine Kleinwindkraftanlage nur, wenn der Wind aus der Hauptrichtung frei anströmen kann.
In Deutschland weht der Wind meistens aus Westen. Das bedeutet, dass das eigene Windrad einen freien Blick in diese Richtung haben sollte. Das ist vor allem bei den Grundstücken der Fall, die am Ortsrand liegen oder freistehend sind. Auch Grundstücke in Hanglage haben ein höheres Potenzial.
Das trifft auf die meisten Gartengrundstücke in Deutschland allerdings nicht zu. Sie stehen stattdessen in Wohngebieten im Flachland, wo angrenzende Gebäude und Bäume den Wind blockieren und verwirbeln.
Erst recht fallen die Erträge gering aus, wenn das Windrad auf dem Dach des eigenen Hauses, auf dem Balkon oder einer Terrasse platziert wird. Das Gebäude zerreißt nämlich den Luftstrom und verursacht Turbulenzen. Dadurch verliert der Wind seine Energie und die wird für die Stromerzeugung dringend benötigt.
In den meisten Fällen ist daher ein Windrad bei sich zuhause nicht sinnvoll. Die besten Chancen auf gute Erträge bestehen wirklich nur, wenn man viel freie Fläche zur Verfügung hat.
Stromerzeugung: Die schwierige Ertragsprognose
Wie hoch der Ertrag einer Windkraftanlage ist, hängt von vielen Faktoren ab wie der Rotorfläche, die Höhe und dem Standort. Daher ist er schwierig, pauschale Aussagen zu treffen.
Ein guter erster Anhaltspunkt, ob ein Windrad sich im eigenen Garten lohnen kann, ist aber die Windstärke. Wenn ihr bei euch zuhause der Wind nur schwach weht, dann lohnt sich der Windrad-Bau nicht.
Hier ein Überblick darüber, wie hoch die Windgeschwindigkeit im Jahresmittel sein muss, damit anständige Erträge zusammenkommen.
Windstärke (Beaufort) | Bezeichnung der Windstärke | Windgeschwindigkeit | Grobe Ertragsprognose |
2 | leichte Brise | 1,6–3,3 m/s | kaum Ertrag |
3 | schwache Brise | 3,4–5,4 m/s | geringer Ertrag |
4 | mäßige Brise | 5,5–7,9 m/s | guter Ertrag |
5 | frische Brise | 8,0–10,7 m/s | sehr guter Ertrag |
Wichtig: Bereits wenige Meter pro Sekunde mehr, machen einen riesigen Unterschied. Denn wenn sich die Windgeschwindigkeit verdoppelt, steigt die Energie im Wind um das Achtfache – also überproportional, wie folgendes Diagramm zeigt.

So findet ihr die Windstärke bei euch zuhause heraus
Um die Windstärke bei euch zuhause herauszufinden, lohnt als erstes ein Blick in einen Windatlas wie den Global Wind Atlas. Auf der Karte sucht ihr euren Wohnort heraus und bekommt so eine erste Info, wie stark der Wind in eurer Region weht. Wenn das Ergebnis vielversprechend ist, solltet ihr eine Messung über mehrere Monate durchführen.
Dazu müsst ihr euch einen Anemometer etwa bei Amazon besorgen und ihn auf der gleichen Höhe aufbauen, wo später die Windradrotoren sein sollen. Zwar kann man auch auf niedriger Höhe messen und dann die Windstärke hochrechnen, das ist aber sehr unpräzise. Da ihr voraussichtlich einen Mast benötigt, um die Messung vornehmen zu können, ist allerdings der Aufwand verhältnismäßig hoch. Dennoch ist eine Vorabmessung wichtig, da das spätere Windrad tausende Euro kostet. Sollte es wegen zu geringen Windgeschwindigkeiten nicht genügend Erträge bringen, macht ihr ein Verlustgeschäft.
Was kostet ein Windrad für den Garten?
Die Kosten für ein Windrad im Garten sind eine der größten Hürden. Während man kleine Windräder mit sehr geringer Leistung schon für wenige hundert Euro bei Amazon, Ebay und Temu bekommt, handelt es sich dabei oft mehr um Spielerei als um ernsthafte Stromerzeugung. Auch die Verbraucherzentrale rät von ihnen ab, da sie die versprochenen Leistungen im Binnenland so gut wie nie erreichen und im schlimmsten Fall sogar dem Hausdach schaden.
Für eine Anlage, die einen nennenswerten Beitrag zur Stromversorgung leisten soll, müsst ihr tiefer in die Tasche greifen. Rechnet hier mit Kosten zwischen 1.500 und 10.000 Euro allein für die Windkraftanlage selbst, abhängig von der Nennleistung (gängig sind 1 bis 5 Kilowatt).
Doch die reinen Anschaffungskosten sind nur die Spitze des Eisbergs. Hinzu kommen weitere, oft unterschätzte Posten:
- Mast und Fundament: Ein stabiler Mast in ausreichender Höhe und ein solides Fundament sind unerlässlich und können je nach Größe und Bodenbeschaffenheit mehrere tausend Euro kosten.
- Wechselrichter und Elektrik: Wie bei einer Solaranlage wird ein Wechselrichter benötigt, der den Gleichstrom des Windrads in nutzbaren Wechselstrom für euer Hausnetz umwandelt. Auch die Verkabelung und der Anschluss durch einen Fachbetrieb kosten Geld.
- Genehmigungs- und Planungskosten: Falls eine Baugenehmigung oder ein Gutachten (z. B. zur Statik oder zum Lärmschutz) erforderlich ist, fallen hier ebenfalls Gebühren an.
- Installation: Die fachgerechte Montage der Anlage ist aufwendig und sollte von Profis übernommen werden.
- Laufende Kosten: Vergesst nicht die Wartung, mögliche Reparaturen und eine Versicherung für die Anlage.
Zusammengerechnet landet ihr für ein solides System schnell bei Gesamtkosten von 5.000 bis über 15.000 Euro.
Wirtschaftlichkeit: Rechnet sich das Ganze wirklich?
Nun zur entscheidenden Frage: Sparen die hohen Investitionskosten am Ende wirklich Geld? In den allermeisten Fällen lautet die ernüchternde Antwort: Nein.
Machen wir eine Beispielrechnung: Nehmen wir an, ihr investiert 8.000 Euro in eine Kleinwindkraftanlage mit 1,5 kW Nennleistung. Damit diese Leistung erreicht wird, braucht es schon eine ordentliche Windgeschwindigkeit von etwa 10 m/s (frische Brise). An einem durchschnittlichen Standort im Binnenland mit einer mittleren Windgeschwindigkeit von realistischen 4 m/s (schwache bis mäßige Brise) läuft die Anlage aber meist weit unter ihrer Nennleistung.
Unter diesen Bedingungen erzeugt die Anlage vielleicht 800 bis 1.000 Kilowattstunden (kWh) pro Jahr. Bei einem Strompreis von 30 Cent pro kWh spart ihr also 240 bis 300 Euro im Jahr. Sofern ihr den Strom zu hundert Prozent selbst verbraucht.
Wenn man nun die Investitionskosten von 8.000 Euro durch die jährliche Ersparnis teilt, ergibt sich eine Amortisationszeit von über 22 Jahren. Dabei haben wir sogar die Wartungskosten, Reparaturen oder einer eventuellen Neuanschaffung des Wechselrichters nach 10 bis 15 Jahren ausgelassen. Die Einspeisevergütung für Windstrom aus so kleinen Anlagen ist zudem so gering, dass sie kaum ins Gewicht fällt.
Im Vergleich dazu amortisiert sich eine Photovoltaikanlage ähnlicher Kosten oft schon nach 10 bis 14 Jahren und liefert deutlich zuverlässigere Erträge.
Fazit: Für wen lohnt sich ein Windrad im Garten wirklich?
Ein eigenes Windrad im Garten ist eine faszinierende Technik und der Gedanke, auch nachts und im Winter Strom zu erzeugen, ist verlockend. Die Realität sieht für die meisten Hausbesitzer in Deutschland jedoch ernüchternd aus.
Die Kombination aus hohen Anschaffungs- und Installationskosten, baurechtlichen Hürden und vor allem den unzureichenden Windverhältnissen in bebauten Wohngebieten macht den Betrieb in den allermeisten Fällen unwirtschaftlich. Der erzeugte Strom ist schlicht zu teuer erkauft.
Ein Windrad im Garten lohnt sich daher fast ausschließlich für absolute Idealisten und Technik-Enthusiasten mit dem nötigen Kleingeld, die an einem sehr windigen, exponierten Standort leben – etwa an der Küste, auf einem unverbauten Hügel oder einem großen, freien Grundstück am Ortsrand. Für alle anderen, die primär ihre Stromkosten senken und einen Beitrag zur Energiewende leisten wollen, ist und bleibt die Photovoltaikanlage die deutlich sinnvollere und wirtschaftlichere Wahl.