Nikon Z6 im Test: Qualität mit System

Ende 2018 stieg Nikon in den Bereich der spiegellosen Systemkameras (wieder) ein. Jetzt, wo der Preis (zumindest vorübergehend) gesunken ist und die Objektivauswahl zunimmt, wird die Nikon Z6 für einen immer größeren Kundenkreis interessant. Wir haben die Top-Kamera, die in den letzten Monaten ein paar wichtige Firmware-Updates erhalten hat, getestet.
Nikon Z6 im Test: Unser Fazit
Ausgezeichnete Bildqualität, vertrautes Nikon-Konzept und doch rundumerneuert – mit der Nikon Z6 ist dem Hersteller der erneute Einstieg in die Welt der spiegellosen Systemkameras vollends gelungen. Die Kamera, mittlerweile attraktiv im Preis, ist ein Top-Gerät für ambitionierte Hobbyfotografen und viele Profis. All unsere Wünsche hat Nikon aber nicht erfüllt.
Vorteile:
- Ausgezeichnete Bildqualität, auch bei höheren ISO-Werten
- Hohe Geschwindigkeiten
- Robustes Gehäuse
- Für Nikon-Nutzer gewohntes Bedienkonzept
- Trotz Touchscreen viele Hardware-Buttons und -Regler
- Sinnvoll konzipiertes Bajonett für lichtstarke Objektive
Nachteile:
- Nur ein XQD/CFexpress-Kartenslot
- Kein eingebauter Blitz
- Videoauflösung 4K mit nur 30 fps
- Software mit kleinen Mankos
Die Nikon Z6 mit Standardzoom und Objektivadapter für F-Bajonett-Objektive kostet bei Calumet 2299 Euro, ohne Objektiv 1699 Euro. Weitere Händler:
Unsere Testwertung zur Nikon Z6
- Bildqualität: 5/5
- Ausstattung: 4/5
- Handhabung & Praxis: 4/5
Gesamt: 87 Prozent
Nikon Z6 im Test: Bei Stiftung Warentest sogar Testsieger
Einen Vergleichstest mit anderen Herstellern haben wir nicht vorgenommen – aber Stiftung Warentest. Im Heft 3/2019 landete die Nikon Z6 zusammen mit dem Nikkor Z 24-70 1:4 S auf dem ersten Platz unter den Systemkamera-Sets – nicht nur vor der Sony Alpha 7 III, sondern auch gleichauf mit der teureren Nikon Z7.
Nikon Z6 im Test: Überzeugende Bildqualität
Die wichtigste Frage ist: Schießt die Kamera ordentliche Fotos? In diversen Labortests konnte sich die Z6 bereits beweisen, wenngleich sie in dieser Disziplin oft noch von einer Sony getoppt wurde. Wir haben Testfotos sowohl mit dem Nikkor Z 24-70 mm 1:4 S, als auch mit dem Nikkor Z 24-70 mm 1:2,8 S geschossen. In Vergleichsbildern zeigen wir zudem unbearbeitete RAWs als auch Fotos mit den automatischen Korrekturen der Kamera:
Im Sehtest punktet die Kamera. Die JPGs gibt die Kamera gut korrigiert und mit moderater Optimierung aus. Mit Adobe Lightroom, Capture One 20 und anderer Fotosoftware kann man das letzte Quäntchen aus den RAW-Dateien herausholen.
Dass die Bildqualität so gut ist, dass die Nikon Z6 zum Beispiel bei Stiftung Warentest gleichauf mit der teureren Z7 ist, liegt an ihren Lowlight-Qualitäten. Hier zahlt es sich aus, dass der Sensor mit nur 24 Megapixeln bestückt ist und folglich größere Pixel als das Schwestermodell mit 45 Megapixeln besitzt. Bei höheren ISO-Werten liefert sie deshalb sehr gute Ergebnisse.
Nikon Z6 im Test: Ausstattung auf hohem Niveau
Nicht nur der Sensor ist für ein gelungenes Foto verantwortlich. Der integrierte Bildstabilisator hatte in der russisch-winterlichen Dunkelheit viel zu tun – und leistete seine Arbeit sehr gut. Alle Beispiele in der Galerie bis auf das Polarlicht ganz am Ende sind ohne Stativ aufgenommen.
Wie dort die Testfotos zeigen, mussten Kamera und Objektive in unserem Test ganz nebenbei die Wetterfestigkeit beweisen. Die beiden Nikkor Z Standardobjektive sind genauso wie die Kamera rundum abgedichtet.
Der Autofokus der Z6 punktet durch seine Geschwindigkeit und Exaktheit, realisiert über 273 Messfelder (Phasenerkennung). Wer von einer älteren DSLR auf die Nikon Z6 umsteigt, wird hier Neuland finden: Es gibt nicht nur Gesichts- sondern auch Augenerkennung, damit die Schärfe immer an der richtigen Stelle sitzt.
Dank integriertem WLAN-Modul kann man sich direkt mit einem Computer oder Smartphone verbinden, oder ins heimische Netzwerk einklinken.
Eine Anzeige auf der Oberseite darf natürlich nicht fehlen. Geübte Fotografen freuen sich über die zahlreichen Bedienbuttons. Teilweise können sie nach Belieben mit Funktionen belegt werden. Und dann gibt es noch …
Nikon Z6 im Test: Vorteile für Filmer
… ein klappares Display mit Touchscreen. Während ich für die Navigation im Menü lieber auf die vertrauten Buttons zurückgriff, fand ich ihn beim Filmen, zum Setzen des Fokuspunktes, sehr praktisch.
Ich persönlich greife zum Filmen nur selten auf eine Systemkamera zurück – einen Vergleich mit der Nikon D750 kann ich dennoch ziehen. Da ist die Weiterentwicklung eine Freunde. Strengt man sich etwas an, können flüssige Zooms gelingen. Dank doppelter Bildstabilisation – optisch und Software-seitig – bleiben Videos selbst bei 70 mm ruhig.
Bis 120 Bilder pro Sekunde zeichnet die Nikon Z6 bei der Videoaufnahme auf. Bei 4K-Auflösung sind es allerdings nur 30 – hier wäre die doppelte Anzahl schön, um Bewegungen flüssiger darstellen oder Ausschnitte in halber Geschwindigkeit verwenden zu können.
Ambitionierte Filmer mit dem Z6 Essential Film Kit können sich über das Firmware-Update 2.20 freuen, das erst im Dezember 2019 erschien: Seitdem kann die Kamera 12-Bit-RAW-Videodaten über HDMI ausspielen.
Nikon Z6 im Test: Die Schattenseiten
Ein paar Schattenseiten müssen wir dennoch erwähnen: Es fehlt ein integrierter Blitz, der nicht nur als Aufhellblitz, sondern (viel wichtiger) als Fernsteuerung für Nikon CLS-Blitze dienen könnte.
Das eine (!) Kartenfach nimmt nur die schweineteuren (!) XQD- und CFexpress-Karten (seit dem letzten Update) auf. Ein zweiter Slot, am besten für deutlich günstigere SD-Karten, fehlt vor allem Profis. Sie möchten Fotos gerne parallel auf zwei Karten speichern, falls ein Medium kaputt geht. Zumindest handelt es sich um ein ausgesprochen zuverlässiges Kartenformat.
Für die Bildübertragung per Kabel an den Rechner mussten wir ordentlich herumbasteln, auf zwei von drei Macs erkannte jegliche Importsoftware (auch von Nikon) die Kamera nicht. Immerhin kann man den Akku direkt in der Kamera über USB C aufladen. Bei Kabeln und Adaptern ist die Z6 allerdings sehr wählerisch, was den Unterwegs-Komfort wieder etwas einschränkt.
Zum Schluss noch ein paar Worte zur Software: Im Menü findet sich ein Nikon-Fotograf sofort zurecht. Und doch habe ich manchmal verzweifelt nach einzelnen Einstellmöglichkeiten gesucht. Das mag man bei so einer komplexen Firmware wohl nicht vermeiden können. Was aber verbessert werden sollte: die nichtssagende Meldung „Diese Option ist mit den aktuellen Einstellungen oder aufgrund des aktuellen Kamerastatus nicht verfügbar.“ Was muss man denn tun, um die gewünschte Option aufrufen zu können? Das bleibt oftmals ein Rätsel.