Nach außen wirkt das Leben von Streamern wie ein wahr gewordener Traum: Den halben Tag lang dürfen sie zocken und werden dafür auch noch bezahlt! Doch wie sieht es hinter den Kulissen aus?

 
Twitch
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Wie sind die Arbeitsbedingungen, wie läuft die Bezahlung ab? Und stimmt es, dass Streamer und YouTuber eine eingeschworene Gemeinde sind? Oder sind die meisten doch egozentrische Einzelkämpfer? Wir haben den Streamer Trymacs getroffen, der selbst erst seit rund einem Jahr streamt. Im Interview sprach er mit uns über seine Eindrücke und Erfahrungen, die er bislang sammeln konnte.

Wie arbeitet es sich eigentlich bei Twitch? In folgendem Video kannst du einen Blick hinter die Kulissen vom Streaming-Anbieter werfen:

A Look Inside Working At Twitch

Als Clash Royale Anfang 2016 erschien, war Maximilian Stemmler einer der ersten, der darauf aufmerksam wurde. Während sich vor allem im englischsprachigen Raum immer mehr Streaming-Kanäle auf das Mobile-Spiel spezialisierten, wurde Clash Royale hierzulande nur wenig Aufmerksamkeit zu Teil. Das muss sich ändern, dachte sich Stemmler und eröffnete einen eigenen Kanal über das Freemium-Spiel.

Und das, ohne zuvor auch nur Ansatzweise Erfahrungen vor der Kamera und im Schnitt gesammelt zu haben. „Ich hatte noch nicht einmal einen eigenen Computer.“ Dafür profitierte er von Freunden und Bekannten, die entsprechende Erfahrungen gesammelt hatten und ihm unter die Arme griffen. Recht schnell zeigte sich, dass er mit seinem Konzept Erfolg hat: Umso bekannter Clash Royal in Deutschland wurde, desto mehr schauten Stemmler oder Trymacs, wie er sich in seinen Streams nennt, über die Schulter.

Mit dem Bekanntheitsgrad von Clash Royale in Deutschland wuchsen auch Trymacs Zuschauerzahlen.
Mit dem Bekanntheitsgrad von Clash Royale in Deutschland wuchsen auch Trymacs Zuschauerzahlen.

Das fiel auch der Marketingagentur Freaks 4U Gaming auf, die ihn schon nach kurzer Zeit unter Vertrag nahm. Und auch Twitch nahm Trymacs in ihr Partner-Programm auf. Dadurch kann der Clash-Royale-Streamer kostenpflichtig abonniert werden, außerdem profitiert sein Kanal enorm von Twitch Prime, seit der Einführung dessen haben vor allem seine Subscriber deutlich zugenommen. Vor allem den Support von Twitch lobt er im Interview. „Ich vergleiche das jetzt einfach mal mit YouTube: Mit YouTube hatte ich zum Beispiel noch nie Kontakt mit irgendjemandem und mit Twitch direkt von Anfang an. Das ist auf jeden Fall ein sehr, sehr guter Service.“

Mit qualitativen Inhalten zum Erfolg

Anders als andere bekannte YouTuber und Streamer stützte sich Trymacs von Anfang an nicht hauptsächlich auf unterhaltsame, sondern vor allem informative Inhalte. Da er selbst richtig gut in Clash Royale ist, nutzt er seine Videos vor allem, um seinen Zuschauern Tipps zu geben, damit sie sich selbst im Spiel verbessern können. Besonders wichtig ist ihm auch sein reger Austausch mit seiner Community.

Besonders wichtig ist Trymacs seine Community.
Besonders wichtig ist Trymacs seine Community.

Schließlich sagt Trymacs selbst: „Alles, was ich jetzt erreicht habe, geht halt nur wegen der Zuschauer.“ Genau deshalb bezieht er sie in die Entscheidung ein, wie genau sein Programm aussieht; lässt sie im Stream an Umfragen teilnehmen, die darüber bestimmen, welches Spiel er nach seinem Hauptprogramm spielen wird oder welchen Experten er als nächstes einladen soll.

Auf der diesjährigen gamescom widmete er zudem seinen Fans knapp zwei Stunden. Allerdings musste er dabei feststellen, dass es gar nicht so einfach ist, den Bedürfnissen aller gerecht zu werden. Obwohl er sich pro Fan nur kurz Zeit nahm, konnte er längst nicht jedem den Wunsch erfüllen, ihn kennenzulernen.

Welche YouTuber noch auf der gamescom waren und was sie dort gemacht haben:

Auf dem Boden geblieben

Aber nicht nur zu seiner Community pflegt Trymacs regen Kontakt. Vor allem mit anderen Clash-Royale-Streamern führt er eine enge Zusammenarbeit. Von Konkurrenzdenken und Neid anderen Streamern gegenüber hält er nicht viel. „Wenn zum Beispiel Gronkh streamt am Abend, hat der über 20.000 Zuschauer. Ich erreiche dann knapp 10.000, vielleicht 8.000. Aber es ist dann ja insgesamt so, wenn er aufhört mit Streamen oder mal nicht online ist, sorgt er für so unglaublich viel zusätzlichen Traffic auf Twitch. Und weil ich dann auch recht weit oben bin bei den beliebten Streams, habe ich passiv extrem viel davon, wenn andere Streamer erfolgreich sind.“

Streamer, die Trymacs sympatisch sind, nimmt er in seine Host-Liste auf. Konkret bedeutet das: „Bevor ich streame, sind wahrscheinlich drei online, die haben vielleicht zusammen 1.600 Zuschauer. Ich geh on, die sehen das, verabschieden sich, überführen die Zuschauer dann auch, alles freiwillig, und dann startet mein Stream und ich habe direkt schon 1.600 Zuschauer mehr.“ Dadurch profitieren beide Seiten. So hat er zum Beispiel schon Unge gehostet, der sich wiederum mit einem Host dafür bedankt hat – der ganze 20.000 Zuschauer zu Trymacs Stream überführte.

Sogar Unge hat Trymacs schon gehostet – und hat von ihm als Dank 20.000 Zuschauer überführt bekommen.
Sogar Unge hat Trymacs schon gehostet – als Dank dafür hat ihm dieser 20.000 Zuschauer überführt.

Besonders wichtig ist Trymacs, dass er trotz seiner zunehmenden Berühmtheit auf dem Boden geblieben ist. „Ich habe auch teilweise Leute unterstützt, die sind dann abgehoben und komplett verrückt geworden und das ging gar nicht.“

Das Leben als Streamer: Nicht einfach, aber spaßig

Leute, die nur wegen des großen Geldes mit dem Streamen anfangen wollen, versteht er nicht. „Also, es fängt jetzt ja niemand an, Fußball-Profi werden zu wollen, nur um damit dann Geld zu verdienen.“ Er selbst hat Anfangs teilweise 15 Stunden an einem Video gesessen und damit noch nicht einmal zwei Euro verdient. Trotzdem hat er sich davon nicht demotivieren lassen. Bis es auf den aktuellen Stand gekommen ist, hat es lange gedauert, vieles musste er sich selbst beibringen: „Man muss natürlich krass im Spiel sein, man muss sich mit der Hardware/Software auskennen, man muss auch mehr oder weniger die Leute unterhalten, sonst schalten sie weg.“

Und auch heute ist sein Beruf kein einfacher. Täglich streamt er von 19 bis ungefähr 23 Uhr, danach schneidet er bis 2 oder 3 Uhr die Highlights und lässt das Video über Nacht rendern. Am nächsten Morgen schneidet er ab 10 Uhr weitere Videos, beantwortet Mails und kümmert sich um seine Steuern. Und ab 18 Uhr fängt er dann schon wieder mit den Vorbereitungen für den nächsten Stream an. Freizeit hat er deshalb kaum. Aber: „Das macht halt sehr viel Spaß, deswegen mache ich das. Also, wenn ich Freizeit hätte, würde ich halt an irgendeinem YouTube-Video sitzen.“

Hast du von Trymacs schon einmal gehört oder ist dir der Streamer neu? Wie findest du seine Einstellung zur Zusammenarbeit mit anderen Streamern und YouTubern?

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