An Death Stranding 2 werden sich die Geister genauso scheiden wie am berüchtigten Vorgänger. Ihr werdet um das Spiel also entweder einen großen Bogen machen, oder voller Begeisterung von nichts anderem mehr reden können. Nach 40 Stunden Death Stranding 2 auf der PlayStation 5 gehöre ich zur zweiten Fraktion.
Fazit zu Death Stranding 2
Auch an Death Stranding 2 werden sich die Geister scheiden. Wer zugängliche, gefällige Unterhaltung sucht und schnelle Antworten auf offene Fragen verlangt, wird hier nicht glücklich.
Wer sich darauf jedoch einlässt, aufmerksam bleibt, mitdenkt, Geduld mitbringt und Death Stranding 2 erlaubt, seine volle Faszination auszubreiten, wird reich belohnt.
Hideo Kojima schwimmt bewusst gegen den Strom. Death Stranding 2 schert sich wie sein Vorgänger nicht um Konventionen. Das Spiel stellt etablierte Normen von AAA-Spielen infrage und wird damit natürlich nicht bei allen Punkten.
Aber wer sich auf diese Erfahrung einlässt und bei der Stange bleibt, erfährt eines der besten Gaming-Erlebnisse des Jahres.
- Wunderschöne Landschaften
- Fantastischer Soundtrack
- Eine absurde, wendungsreiche Handlung...
- ...die aber eine befriedeigende und nachvollziehbare Auflösung hat.
- Kämpfe fühlen sich fehl am Platz an
- Braucht etwas Geduld und Überwindung, bis das Spiel seine Faszination entfaltet hat
Ein Meisterwerk, das ihr hassen werdet
Death Stranding war schon immer anders. Schon 2019 urteilte meine Kollegin Marina im Test des Originals, es sei ein Meisterwerk, das ihr hassen werdet. Und wenn solch eine Einschätzung von einer Person kommt, die das Spiel bereits ins Herz geschlossen hat, dann ist es nicht schwierig, den widersprüchlichen Ruf von Death Stranding zu verstehen.
Death Stranding ist kein Spiel, das um jeden Preis gefallen will. Trotzdem begeistert es, überrascht, inspiriert und bleibt im Gedächtnis. Dafür ist jedoch etwas Geduld und Vertrauen nötig, doch die Reise lohnt sich.

Neue Welten, neue Herausforderungen
Im ersten Teil war es euer Ziel, die Regionen Nordamerikas wieder miteinander zu verbinden. Und zwar in Form des chiralen Netzwerks, eine Art Internet der Zukunft. Nach ein paar Tutorial-Einsätzen in Mexiko ist das amerikanische Netzwerk zu Beginn von Death Stranding 2 schließlich so groß, dass ein Tor nach Australien erscheint.
Die Hoffnung: Ist erst der australische Kontinent vollständig an das Netzwerk angeschlossen, könnten sich weitere Tore zum Rest der Welt öffnen. Ein wichtiger Schritt, die gesamte Welt wieder miteinander zu vereinen und die Folgen des Death Stranding umzukehren.
Was dieser Gestrandete Tod überhaupt ist? Dazu gibt es eine Story-Zusammenfassung im Hauptmenü von Death Stranding 2. Diese veranschaulicht, wie greifbar die komplexe und mysteriöse Welt letztendlich doch ist und wie die absurden Phänomene in der Spielwelt tatsächlich zusammenhängen.

Diese Kenntnis ist auch nötig, um die Fortsetzung der Geschichte zu verstehen. Death Stranding 2 lebt vor allem von seinen Charakteren und deren Emotionen, die großen Geheimnisse der Welt habt ihr schließlich schon im Vorgänger gelüftet.
Trotz Neuerungen: Zwei Spiele wie aus einem Guss
Trotzdem wirken beide Spiele wie aus einem Guss, Death Stranding 2 unterscheidet sich also nur im Detail von seinem Vorgänger. Ihr habt zwar Zugang zu einigen neuen Features und Gadgets, der grundlegende Spielablauf ist jedoch gleich geblieben.
So verbindet ihr zunächst zu Fuß Siedlungen, Häuser und Städte miteinander, macht euch den Weg mit der Zeit aber immer einfacher. Ihr errichtet Straßen, Seilbahnen, Schutzräume, Generatoren, Leitern, Klettervorrichtungen und in Death Stranding 2 sogar eine Monorail.

Außerdem könnt ihr neuerdings einen Überwachungsturm bauen, um gegnerische Camps bereits aus der Ferne auszuspionieren. Darüber hinaus sind die Umgebungen deutlich abwechslungsreicher geworden. So bietet Australien auch deutlich mehr grüne Abschnitte, weitläufige Wüsten und Wälder. Dafür müsst ihr euch, anders als im Vorgänger, auch vor Erdbeben in Acht nehmen. Es gibt also eine Handvoll Neuerungen, diese wirken sich jedoch nur im Detail auf die Spielerfahrung aus.
Muss das sein? Der größte Aufreger
Gleich geblieben sind hingegen jene Inhalte, die mir schon im ersten Teil den letzten Nerv geraubt haben: Die Kämpfe. Nun ist es nicht so, dass diese grundsätzlich nicht funktionieren würden. Sie fühlen sich aber irgendwie fehl am Platz an.
Death Stranding ist am besten, wenn ihr es wie eine Aufbausimulation spielt. Ihr verbindet nach und nach die Welt, baut ein Straßennetzwerk, verwaltet Ressourcen und organisiert strategisch eure Lieferungen. Und wenn dieser Loop einmal klickt, dann fühlen sich die Kämpfe wie eine unnötige Last an. Eine Last, die ihr überwinden müsst, um zum eigentlichen Spiel zurückzukehren.

Natürlich sind die Gegner ein wichtiger Bestandteil der Geschichte von Death Stranding. Ob das Spiel, das ohnehin bereits viel Zeit in Cutscenes verbringt, ohne diese Kämpfe eventuell ein besseres wäre, und welchem Sinn und Zweck diese Kämpfe womöglich dienen, bespreche ich ausführlicher im Testvideo.
Ein Spiel zum Nachdenken
Wie schon im Vorgänger gilt: Wer sich auf Death Stranding einlassen will, braucht Geduld. Geduld, etwas Frustresistenz und Vertrauen. Das Spiel will, dass ihr euch Zeit nehmt und Zeit lasst. Das bedeutet auch, dass ihr, anders als in anderen Spielen, eben nicht in der ersten Spielstunde schon unter Dopamin begraben werdet.
Die Death-Stranding-Spiele erinnern an ein gutes Buch. Eins mit langen Kapiteln, einem schwierigen Einstieg und immer mal wieder Phasen, in denen nicht viel passiert.
Aber ich sage euch, es lohnt sich dranzubleiben, gerade auch wegen des vermeintlichen Leerlaufs. In der vielen Zeit, die ihr auf dem Weg von A nach B verbringt, erlaubt euch Death Stranding 2 nämlich etwas, was nur die wenigsten Spiele schaffen oder gar wollen: Ihr bekommt einen freien Kopf und beginnt nachzudenken. Nicht über das nächste Upgrade oder die effektivste Bossstrategie, sondern über das Leben. Über euch selbst. Über große Fragen und an denen mangelt es in Death Stranding 2 an keiner Stelle.
Death Stranding 2 weigert sich, euch auf bewährte Art zu unterhalten und bietet euch stattdessen etwas viel Wertvolleres.