Ein Balkonkraftwerk braucht viel Sonne, um hohe Stromerträge zu produzieren. Doch im Winter scheint sie kaum. Lohnt sich dennoch eine Mini-PV-Anlage in der kalten Jahreszeit?
Funktioniert ein Balkonkraftwerk im Winter überhaupt?
Die gute Nachricht vorweg: Balkonkraftwerke funktionieren auch im Winter. Sowohl die Solarmodule als auch die Wechselrichter halten Temperaturen bis zu -40° Celsius aus. Da im Winter aktuell Durchschnittstemperatur von 2,1 °C herrschen, wobei das Minimum bei -19,7 °C liegt (Quelle: Deutscher Wetterdienst), können Balkonkraftwerk in Deutschland problemlos das ganze Jahr Strom produzieren.
Mehr noch: Durch die niedrigen Temperaturen arbeiten die Solarzellen effizienter. Denn im Sommer erhitzen sich die Solarmodule bis zu 80 °C, wobei der Wirkungsgrad kontinuierlich abnimmt.
Trotzdem fallen die Erträge im Winter deutlich geringer aus als im Sommer. Das liegt aber nicht an der Technik, sondern an den kürzeren Tagen und der geringeren Sonneneinstrahlung.
Balkonkraftwerk im Winter: Ertrag pro Tag
Auch wenn ein Balkonkraftwerk im Winter deutlich weniger Strom produzieren kann als im Sommer, kommen dennoch ein paar Kilowattstunden im Monat und oft auch am Tag zusammen. Wie viel genau hängt von vielen Faktoren wie dem Wetter und die Ausrichtung der Solarmodule ab.
Ein aktuelles Balkonkraftwerk wie das kleine Kraftwerk Duo oder das Yuma (900+) verwendet zwei Solarmodule und kommt auf eine Gesamtleistung von 900 Wattpeak. Während an guten Sommertagen mit diesem Setup mehrere Kilowattstunden pro Tag möglich sind (4 bis 6 kWh sind nicht unüblich), liegen die Werte im Winter weitaus niedriger. Im Durchschnitt könnt ihr mit etwa 1,6 bis 2 kWh pro Tag rechnen. Das ist ein grober Richtwert und kann je nach Standort, genauer Ausrichtung und Wetterlage stark schwanken. An trüben, kurzen Wintertagen kann der Ertrag auch bei 0 kWh liegen und das für eine längere Zeit.

So steigert ihr die Erträge im Winter
Auch wenn im Winter die Erträge eures Balkonkraftwerks sinken, produziert es weiter Strom. Mit ein paar Optimierungsmaßnahmen könnt ihr zudem die Ausbeute noch eine wenig steigern.
- Module neu ausrichten: Frei stehende Panels im Garten oder auf dem Flachdach liefern im Sommer die größten Erträge mit einem Neigungswinkel von 20 bis 30 Grad. Im Winter steht die Sonne aber sehr tief. Richtet die Module dann im 60- bis 70-Grad-Winkel neu aus. Dadurch steigt eure Ausbeute. Auch Solarmodule am Balkongeländer lassen sich auf 70 Grad anwinkeln. Zusätzlich habt ihr den Vorteil, dass Schnee von allein abrutscht. Aber Achtung: Die aufgestellten Module fangen auf diese Weise mehr Wind. Achtet auf eine ausreichende Sicherung.
- Schnee räumen: Wenn es geschneit hat, entfernt den Schnee mit einem einfachen Fensterabzieher von den Solarmodulen. Selbst wenn nur ein kleiner Teil des Moduls bedeckt ist, kann es eine gewaltige Auswirkung haben. Denn die Solarzellen sind miteinander verschaltet und fällt eine aus, kann die Leistung um 33 Prozent einbrechen. Eiskratzen wie bei einer Autoscheibe müsst ihr hingegen nicht. Sobald die Sonne darauf scheint, schmilzt das Eis von allein.
- Reflektoren für bifaziale Module: Bifaziale Module haben sich immer mehr zum Standard bei Balkonkraftwerken etabliert. Sie produzieren nämlich sowohl auf der Vorder- als auch auf der Rückseite Strom. Damit hinten aber auch genug Licht ankommt, könnt ihr Reflektoren darunter legen. Von weißen Kieselsteinen bis hin zu Spiegeln funktioniert alles, was Licht zurückwirft. So lassen sich die Erträge zwischen 5 und 20 Prozent steigern.
- Speicher nutzen: Balkonkraftwerke produzieren am meisten Strom tagsüber, wenn die Hausbewohner in der Regel nicht da sind. Im Sommer sind viele aber bereits wieder zu Hause, wenn die Sonne noch scheint. In den verkürzten Wintertagen sieht das anders aus. Um dennoch den am Tag produzierten Strom nutzen zu können, könnt ihr euch einen Stromspeicher anschaffen. Das steigert zwar nicht den Ertrag, aber die Eigenverbrauchsquote. Wie ihr einen Stromspeicher an einem Balkonkraftwerk nachrüstet, erklären wir unserem Ratgeber.
- Strom effizient nutzen: Die Eigenverbrauchsquote lässt sich aber auch auf andere Weise anheben. Beispielsweise könnt ihr moderne Waschmaschinen vorprogrammieren, sodass sie zur Mittagszeit starten. Zudem könnt ihr Zeitschaltuhren und Smart Plugs an einige Verbraucher wie einem Laptop hängen, die geladen werden müssen. Mit ein bisschen Kreativität steigert ihr den Eigenverbrauch der geringeren Wintererträge.
Stromspeicher im Winter: Darauf solltet ihr achten
Stromspeicher sind immer günstiger geworden und mittlerweile gehören sie zur Grundausstattung eines Balkonkraftwerks. Allerdings vertragen sie den Winter nicht so gut wie die Solarmodule und Wechselrichter. Auch wenn sie wetterfest sind (zumeist IP65), stellen die meisten ihren Betrieb bei 0° Celsius ein. Dabei würden sie gerade im Winter helfen, die geringen Stromerträge selbst verbrauchen zu können und nichts davon an den Netzbetreiber zu verschenken.
Wenn ihr dieses Problem umgehen wollt, habt ihr zwei Optionen:
- Speicher im Haus aufstellen: Stellt den Stromspeicher gemeinsam mit dem Wechselrichter im Haus auf (einige Stromspeicher haben einen integrierten Wechselrichter, dann spart ihr euch sogar ein Teil). Damit das gelingt, gibt es Flachkabel für die Solarmodule. Diese könnt ihr ohne Umbauten durch den Fensterrahmen führen. Somit stehen nur die kälteresistenten Panels draußen, der Rest der Anlage befindet sich im Warmen und arbeitet den Winter durch.
- Stromspeicher mit Heizung: Moderne Stromspeicher wie die Anker Solarbank 3 E2700 Pro besitzen eine integrierte Heizung und arbeiten bis zu -20° C Außentemperatur weiter. Also für deutsche Winter ideal. Zudem lassen sie sich oft auch mit dynamischen Stromtarifen nutzen. Dann lädt sich der Speicher aus dem Netz voll, wenn der Börsenstrom gerade günstig ist. Perfekt, um ihn auch bei Tagen ohne Sonne zu nutzen. Der Nachteil an den beheizbaren Speichern: Sie benötigen Strom, um die Temperatur aufrecht zu halten. Wenn die PV-Module ihn gerade nicht produzieren, dann ziehen sie sich den Strom aus dem Netz und verursachen Kosten.
Fazit: Lohnt sich ein Balkonkraftwerk im Winter
Auch wenn die Tage kürzer sind und die Sonne sich seltener blicken lässt, zeigt sich: Ein Balkonkraftwerk ist keine reine Schönwetteranlage. Zwar fallen die Erträge im Winter erwartungsgemäß geringer aus als in den sonnenverwöhnten Monaten, doch dank effizient arbeitenden Solarzellen und einfacher Optimierungsmöglichkeiten wie der Neuausrichtung der Module oder den Freiräumen von Schnee, lassen sich dennoch einige Kilowattstunden Strom erzeugen.
Die Anschaffung eines passenden Speichers, idealerweise mit integrierter Heizung oder im geschützten Innenbereich platziert, steigert zudem die Eigenverbrauchsquote. So wird sichergestellt, dass der wertvolle Winterstrom nicht ungenutzt ins Netz wandert, sondern direkt für den eigenen Bedarf eingesetzt wird.
Kurz gesagt: Ein Balkonkraftwerk ist auch im Winter eine sinnvolle Ergänzung, um den eigenen Stromverbrauch zu senken und damit Geld zu sparen. Es mag in dieser Zeit keine Wunder vollbringen, aber es trägt zuverlässig dazu bei, unabhängiger von externen Stromquellen zu werden.