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Biokraftstoffe: Regenerativer Kraftstoff aus Biomüll?

Wie wahrscheinlich ist es, dass wir irgendwann Biodiesel und Biobenzin tanken? (© IMAGO / Countrypixel)

Elektroautos gelten als das Nonplusultra, was umweltfreundlichere Mobilität zu bieten hat. Allerdings ist es nicht möglich, alle Verbrennungsmotoren gleichzeitig vom Markt und den Straßen zu nehmen. Eine Lösung dafür sind alternative Kraftstoffe aus Bio-Masse. Was ihr zum Thema wissen solltet, erfahrt ihr hier. 

 
E-Mobility
Facts 

Unter dem Oberbegriff „synthetische Kraftstoffe“ verbergen sich nicht nur E-Fuels, also mithilfe von Wasserstoff erzeugter E-Diesel oder E-Benzin, sondern auch die Biokraftstoffe. Wie diese hergestellt werden und wie sinnvoll eine Verwendung dieser ist, lest ihr in diesem Ratgeber. 

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Generationenunterschiede: Biokraftstoffe erklärt

Allein der Name verdeutlicht schon den Unterschied zwischen bisher verwendeten Treibstoffen aus fossilen Energieträgern. Stattdessen gewinnt man diese aus Biomasse, also nachwachsenden Rohstoffen. Unterteilt wird dabei nach Generationen. 

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Zur ersten Generation gehören Biodiesel oder auch Bioethanol, das beispielsweise als Beigemisch bei E10 Verwendung findet. Bioethanol stammt oftmals aus dem Zucker und der Stärke, die in den Pflanzen wie Raps, Mais oder Weizen enthalten sind. Es werden also nur wenige Teile der Pflanze zur Kraftstoffherstellung verwendet, der Rest wird zumeist zu Futtermittel weiterverarbeitet.

Die zweite Generation beschreibt Kraftstoff, der aus Pflanzenmaterial hergestellt wird, das weder der Nahrungs- noch der Futtermittelproduktion dienlich ist. Das können beispielsweise Abfälle aus der Landwirtschaft, Biomüll oder Ernteabfälle sein. Wenn beispielsweise aus Zuckerrohr Zucker hergestellt wird, bleibt das Nebenprodukt Bagasse zurück. Auch Stroh und Holz können als Quelle verwendet werden. Die faserigen Pflanzenresten bestehen zum Großteil aus der schwer aufschließbaren Cellulose. Da das Verfahren technisch sehr aufwändig ist, kann man die zweite Generation noch nicht wirklich wirtschaftlich produzieren.

Von einer dritten Generation wird gelegentlich gesprochen, wenn Algen als Rohmaterial verwendet werden. Anders als Pflanzen weisen Algen für die eingenommene Fläche eine deutlich höhere Masse auf. Derzeit ist nicht absehbar, wann und ob die dritte Generation jemals auf den Markt kommt (Quelle: bmk.gv.at).

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Warum Biokraftstoff? Vor- und Nachteile

Warum ist Biokraftstoff überhaupt notwendig? Die Frage klingt angesichts der Energiekrise 2022 töricht. Die globale Nachfrage nach fossilen Energieträgern ist noch immer gewaltig, auch wenn sich die Investitionen in erneuerbare Energien der letzten Jahre positiv auf diese ausgewirkt haben (Quelle: umweltbundesamt.de). Besonders schmerzhaft trifft es die Konsumenten während des durch Russland initiierten Ukraine-Konflikts und den daraus resultierenden Ölpreisen.

Ein daraus leicht erkennbarer Vorteil der Biomasse gegenüber fossilen Energiequellen ist schlicht und einfach die Vermeidung von Abhängigkeitsverhältnissen von erschöpfbaren Ressourcen und deren Lieferanten. Ein weiterer Pluspunkt ist also die Nachhaltigkeit der Kraftstoffproduktion aus Biomasse, sprich die Schonung von Ressourcen. Nun ist es allerdings schwer, tatsächlich nachhaltig anzubauen – besonders solche Kontingente, die nötig wären, um in Gänze auf fossile Energieträger verzichten zu können. Als mögliche Folgen und bereits vorhandene Probleme von Monokulturen wie von Raps und Mais sind Humusverlust und Dürreschäden.

Zudem würde sich der Aufwand nur bedingt lohnen, da auch Biokraftstoffe nur bedingt umweltschonender sind als fossile. Selbst wenn die Fokussierung auf pflanzliche Energiequellen statt auf Braunkohle, Erdöl und Co. rein theoretisch das Potential hat, klimafreundlicher zu sein, so ist das nur unter idealen Bedingungen möglich. Um den wwf zu zitieren: „Die Klimabilanz der Ölpalme beispielsweise fällt nur dann positiv aus, wenn sie nicht dort gedeiht, wo einst Regenwald stand. Geht Borneos Torfwald für Ölpalmen in Flammen auf, verursacht die Produktion einer Tonne Palmöl etwa zehn bis dreißig Mal so viele CO2-Emissionen, wie beim Einsatz von einer Tonne Diesel entstehen würden.“ Ansonsten wird bei der Verbrennung von Biokraftstoff nur die Menge CO2 frei, die die Pflanzen zuvor gespeichert haben – die Klimabilanz wäre damit neutral (Quelle: biokraftstoffe.fnr.de).

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Kilian Scharnagl
Kilian Scharnagl, GIGA-Experte für E-Mobilität

Ein vollständiger Umstieg von fossilen Energieträgern auf Biomasse ist meiner Meinung nach nur dann wirklich sinnvoll, wenn der Anbau dieser sowohl ökologisch als auch sozial verträglich ist. Bis dahin bleiben der Ausbau von Wind-, Sonnen-, Wasser- und Erdwärme-Energie die besten Chancen, die enorme Nachfrage irgendwann „intern“ zu bedienen und so die Abhängigkeit vom Import zu reduzieren.

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