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Verbrenner-Aus vor dem Aus? Deutschland auf dem Irrweg

Die EU will Verbrenner loswerden, doch Deutschland wehrt sich. (© IMAGO / Wolfgang Maria Weber)
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Das Verbrenner-Aus in der EU sollte längst beschlossene Sache sein. Doch in Deutschland regt sich Widerstand, angeführt vom Verkehrsminister, der nicht auf eine fixe Regelung für E-Fuels verzichten will. Stand Wissing erst alleine da, bekommt der FDP-Mann inzwischen Rückendeckung aus Industrie und Europa.

 
E-Mobility
Facts 

Wissing kriegt Rückenwind: Hersteller keine Fans von E-Auto only?

Bundesverkehrsminister Volker Wissing steht augenscheinlich mit seinem Nein zum Verbrenner-Aus doch nicht auf so verlassener Flur, wie es noch vor einigen Tagen den Anschein hatte. Da preschte Wissing voran, Deutschland würde dem Verbrenner-Verbot ab 2035 nicht zustimmen können, wenn die EU-Kommission in ihrem Entwurf keine Perspektive für E-Fuels berücksichtige. Unterstützung dazu gab es etwa aus Italien und Polen, kurz darauf aber auch von Bundeskanzler Olaf Scholz. Und die Autohersteller?

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Die hatten eigentlich gar kein Interesse an der Intervention der Politik. Audi-Chef Markus Duesmann etwa fürchtet eine fatale Hängepartie für die Autoindustrie. VW-Konzernchef Oliver Blume hatte schon lange zuvor Wissings Parteichef und Finanzminister Christian Lindner gegenüber in offener Runde deutlich gemacht, dass E-Fuels für die Industrie bestenfalls noch eine Nebenrolle für Nischenprodukte haben. Vom traditionellen Rückhalt, den die FDP aus der Wirtschaft genießt, keine Spur mehr.

Autobauer: Industrie braucht Technologieoffenheit

Doch wohl bekannte, festgetretene Pfade verlässt man nicht gern: Der europäische Automobilherstellerverband ACEA hat sich inzwischen lautstark gegen das definitive Verbrenner-Aus gestellt. „Elektrifizierung im großen Stil ist ein wichtiger Teil der Lösung, auf die wir alle hinarbeiten“, so ACEA-Präsident und Renault-Chef Luca de Meo, aber sie sei keine Rundum-sorglos-Lösung. „Der Feind ist fossile Energie, nicht eine spezielle Technologie“ (Quelle: ACEA).

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Mitglieder im Verband sind neben Renault auch andere große Namen aus der Autobranche, darunter die europäischen Zweige von Hyundai, Toyota und Ford sowie die drei großen deutschen Hersteller Volkswagen, Mercedes und BMW. Ein Stück weit spricht de Meo jetzt für sie alle, wenn er sagt: „Wir bemerken, dass Europa die einzige Region ist, in der man sich auf ein Verbot der Technologieoffenheit als eine Säule des regulatorischen Rahmens versteift.“

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Die sowohl von Wissing und der FDP als auch von machen Herstellern immer wieder beschworene Technologieoffenheit anstelle des E-Autos als einzige Option ist also wieder zurück auf dem Tisch. Ist damit das Ende vom Ende des Verbrenners besiegelt? Keineswegs, denn auch der ACEA unterstreicht in seiner Mitteilung, dass man die Klimaziele der EU weiter als unumstößlich betrachtet. Nur über den Weg dahin beziehungsweise darüber, ob es nur den einen richtigen gibt, will man sich nicht festlegen.

Intern unterstützt man diese Einstellung offenbar auch bei den deutschen Premium-Marken BMW und Mercedes. Beide Autobauer sollen dem Handelsblatt zufolge den Verbrenner zwar nicht mehr priorisieren, aber BMW etwa wird auch weiter Plattformen unterstützen, die mit allen Antriebsarten kompatibel sind. Mercedes unterdessen habe das Elektroziel von vornherein so offen formuliert, dass man auch wieder einen Rückzieher machen könnte.

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Währenddessen wird die Konkurrenzsituation nicht entspannter. Aus China baut sich Hersteller für Hersteller eine echte Welle aus harten Konkurrenten auf, die die europäischen Märkte erobern wollen. Aber auch alte Bekannte wie Honda, ebenfalls Mitglied im ACEA, geben ihre Zurückhaltung gegenüber E-Autos aufohne aber Verbrenner dafür abzusägen.

Auf diese China-Hersteller muss die Autobranche besonders achten:

E-Autos aus China: Keine klassischen China-Schnäppchen!
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E-Auto-Wechsel gerät ins Stocken: Deutschland läuft gegen den Strom

Der Wechsel zur E-Mobilität steht bei all diesen negativen Vorzeichen in Deutschland derzeit nicht unter einem guten Stern. Eigentlich müssten pro Tag 5.000 neue Stromer zugelassen werden – ab sofort – um in 2030 noch das Ziel der Ampel-Koalition von 15 Millionen Elektro-Fahrzeugen schaffen zu können. Derzeit sind es nur Bruchteile davon.

Mobilität – da tut sich was: E-Autos, elektrische Fahrräder, E-Scooter, ein Nachfolger für das 9-Euro-Ticket in Bus und Bahn – all das bewegt uns im doppelten Sinn. Und was hat sich in Sachen Mobilität so getan?

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Gleichzeitig liegen der Mobilität der Zukunft weiterhin Steine im Weg: Einer aktuellen Untersuchung zufolge werden Leasing-Fahrzeuge für die E-Mobilität immer mehr zum Klotz am Bein. Sie machen gut 20 Prozent der Neuzulassungen aus. Die Leasing-Raten sind allerdings bei E-Autos 69 Prozent höher als bei Verbrennern – und das wohlgemerkt im Durchschnitt. So bremst der Leasing-Sektor den Wechsel zum E-Auto erheblich aus.

Ob aus der Wirtschaft, der Politik oder beim Leasing-Markt – aus Deutschland dringen derzeit jede Menge Signale nach Europa, dass das E-Auto nicht das Allheilmittel ist, als das es viele gerne sehen würden. Mit seiner Blockadehaltung dürfte sich die deutsche Politik damit in vielen Teilen der EU keine Freunde machen. Was das wiederum für den Hochlauf der E-Mobilität in Europa langfristig bedeuten könnte, will ich mir derzeit besser nicht allzu genau ausmalen. Es würde ein recht düsteres Bild.

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