WWE 2K20 im Test: Mein Wrestling-Herz weint!
Sind all die Online-Videos und Memes übertrieben oder steckt in WWE 2K20 vielleicht doch mehr? Im Test erfahrt ihr, wieso selbst hartgesottene Fans den aktuellen Serienableger erst mal eine Auszeit verpassen sollten.
Seit nunmehr über 30 Jahren schaue ich Wrestling. Erst nur World Wrestling Entertainment (früher noch World Wrestling Federation), später natürlich auch World Championship Wrestling, Extreme Championship Wrestling und ganz viele andere Promotions von Ring of Honor bis hin zur deutschen Westside Xtreme Wrestling. Wieso ich Wrestling mag? Weil es das Spiel mit den großen Emotionen ist: Wrestling vereint wie keine andere Unterhaltungsform sportliche Leistungen mit großem Drama und krudem Nerd-Humor.
Aus dieser Leidenschaft entstand ein eigenes Podcast-Projekt, in das ich viel mehr Zeit investiere als es eigentlich vernünftig wäre. Und damit wären wir wieder bei den Emotionen! Bei WWE 2K20 hatte ich dagegen kein gutes Bauchgefühl. Wenige Wochen vor Release reiste ich noch mit 2K Games anlässlich einer Preview-Präsentation nach London, spielte den neusten Ableger an und sprach mit den NXT-UK-Talenten Tyler Bate, Trent Seven und Toni Storm. Sie sind zum ersten Mal Teil der WWE-2K-Serie und waren entsprechend begeistert.
Doch diese Euphorie kann ich als Videospieler leider nicht teilen. Im Test entpuppt sich WWE 2K20 nämlich als gewaltiger Schritt zurück für die gesamte Serie. Angesichts des kurzfristigen Ausstiegs von Entwickler Yuke's war das beinahe zu befürchten.
Da stimmt so vieles nicht!
Aber nochmal ganz von Vorne: denn grundsätzlich zeigt WWE 2K20 – wenn nicht gerade irgendwelche Programmfehler dazwischen schießen – sogar Potenzial. Die Steuerung wurde merklich vereinfacht und gerade das Konter-System funktioniert bedeutend besser als noch beim Vorgänger. Wenn also mal so etwas wie Spielfluss aufkommt, dann macht WWE 2K20 sogar Spaß. Das Problem: Diese Momente sind leider allzu rar gesät.
Bereits kurz nach Erscheinen des Spiels tauchten online witzige Videos mit Bugs und Glitches auf. Und ja, auch ich ärgerte mich im Test mit unzähligen Problemen herum. Da blieben meine Gegner kurzerhand stehen und rührten sich sekundenlang nicht. Leitern warpten durch die Luft und die Zielerfassung verweigerte den Dienst. WWE 2K20 ist das, was Fallout 76 im vergangenen Jahr war. Inzwischen meldete sich das Team auch via Twitter zu Wort und versprach einen ersten Patch, der zwei Wochen nach dem Launch erscheinen soll. Behaltet deshalb unsere News zu diesem Thema im Auge!
Guter Umfang – mit allerlei Unstimmigkeiten
Das Update ist bitter notwendig: Denn nicht nur Programmfehler, auch Technikmacken springen mir im Test förmlich ins Gesicht. Der grundsätzlich arg zähe, aber mitunter unterhaltsame Karrieremodus wirkt aufgrund der hölzern animierten Protagonisten künstlich und unspektakulär. Schade, denn mit Tre, Red und ihren Wrestling-Träumen hätte man durchaus eine Chance auf eine solide Kampagne mit einem zu platten Charaktersystem gehabt.
Der Showcase-Modus legt diesmal den Fokus auf die Four Horsewomen Becky Lynch, Charlotte Flair, Bayley und Sasha Banks. Wie schon in den Vorjahren erzählen kleine Einspieler und Match-Ausschnitte die Geschichte und Karrierewege dieser vier Athletinnen. Der Showcase besitzt eine solide Atmosphäre, bleibt aber eine teils zähe Angelegenheit. Die Matches verlaufen aufgabenbasiert und erneut mangelt es an Speicheroptionen. Wenn ihr also nach 15 Minuten durch einen dummen Umstand verliert, müsst ihr den gesamten Kampf noch einmal spielen.
Den gewohnt guten Wiedererkennungswert greift WWE 2K20 auch bei seinem Wrestler-Ensemble auf. Seth Rollins, Roman Reigns oder Braun Strowman sind ebenso dabei wie der legendäre Undertaker oder Hulk Hogan. Bitter: viele Wrestler sind in Sachen Outfits und Entrances nicht auf dem neusten Stand, andere wie etwa die NXT-UK-Gruppierung Imperium fehlen komplett. Auch die neuen Bühnen der TV-Shows sind noch nicht mit dabei.
Darüber hinaus schwankt das Spiel auch grafisch stark: Einige Wrestler-Modelle wirken durchaus stimmig, andere wiederum geradezu grotesk. Die Zuschauerreaktionen erscheinen ähnlich unausgegoren. Immerhin: Der Umfang kann sich sehen lassen. Mit dem Universumsmodus baut ihr eine eigene Promotion auf und die vielfältigen Editoren erlauben das Nachrüsten von Wrestlern und anderen Inhalten.
Fazit
Mein Bauchgefühl hat mich nicht getäuscht. Nach dem hoffnungsvollen WWE 2K19 machen 2K Games und Visual Concepts mit WWE 2K20 mindestens drei Schritte zurück. Das veröffentlichte Programm strotzt zum Start vor Bugs und Glitches, weist aber zudem auch konzeptionelle Schwächen auf. Wenn die Wrestling-Simulation mal problemlos läuft, zeigt sie durchaus Potenzial. Aber das reicht aktuell einfach nicht für eine Kaufempfehlung. Hoffen wir, dass die Entwickler zügig nacharbeiten und dass der ankündigte Patch Verbesserungen mit sich bringt. Für den Moment jedenfalls muss WWE 2K20 zurück in die Wrestling-Schule.
Wird euch gefallen, wenn ihr kein Problem mit unfreiwilliger Komik unter dem Deckmantel des Sports-Entertainment habt.
Wird euch nicht gefallen, wenn ihr euch eine fehlerfreie Spielerfahrung mit moderner Technik erhofft.