Handys seien wie Drogen – und müssen deswegen in der Schule von Kindern ferngehalten werden. Dabei sind nicht nur Lehrer in der Pflicht.
Smartphones gleichen Drogen für Kinder – mit dieser Ansage bezieht der bekannte Philosoph Peter Sloterdijk klar Stellung zur Debatte um Handys an Schulen. Er geht sogar so weit, die Eltern als Dealer zu bezeichnen, weil sie ihre Kindern mit den Endgeräten bewusst in Kontakt bringen.
Crack, Heroin und … Samsung?
Laut Sloterdijk würden in den Schulen in Deutschland „die Dinge zu sehr schleifen gelassen“, was ihn zu der Diagnose bringt: „In den Schulen sind Zustände herangereift, mit denen wir nicht glücklich sein können. Handys müssten unter das Drogenverbot fallen, dann erübrigt sich die Debatte“ (Quelle: dpa via Heise).
Diese Debatte ist das wiederholt aufkommende Thema: Wie umgehen mit Smartphones und deren ständiger Verfügbarkeit für Kinder an den Schulen, im Unterricht, aber auch Zuhause? Die Bundesländer geben derzeit schrittweise härtere Regeln vor oder führen überhaupt erst welche ein, wie die Schulen mit Handys umgehen sollen.
Bis die umgesetzt werden können, kann es noch dauern. Für Sloterdijk kann es jedoch kaum schnell genug gehen. Wenn eine Sucht erst einmal ausgebildet sei, werde der Entzug umso schwieriger.
Die Parallelen sind für den Philosophen offensichtlich: „Sie schädigen das Hirn, evozieren Persönlichkeitsstörungen ohne Ende. Derzeit werden sie als Informationsmedien mystifiziert, aber kein Junge, kein Mädchen verwendet sie so. Es sind Partydrogen, um sich in der Fünf-Minuten-Pause schnell noch einen Kick zu verpassen.“
Smartphone-Sucht an Schulen bekämpfen – oder zuhause?
Diese extreme Ansicht ist jedoch umstritten, berichtet Heise. So gebe es einem Bericht der OECD zufolge bisher schlicht nicht genug Forschung, um mit Sicherheit zu sagen, wie sich digitale Medien und Smartphone-Nutzung auf Kinder und Jungendliche auswirken. Sloterdijk hingegen schein an den negativen Folgen keine Zweifel zu haben. Er würde bei den Schulen ansetzen, sieht aber ebenso Eltern in der Pflicht – und macht ihnen schwere Vorwürfe:
„Es ist eine enorme Mitverantwortung der Eltern zu konstatieren – und ein enormes Versagen, denn sehr viele Eltern verhalten sich selber wie Drogendealer, die ihren Kindern dieses Ding in die Hand drücken. Wenn das Kind erst einmal Smartphone-süchtig geworden ist, ist das für die Eltern eine große Entlastung, weil sie weniger Zeit mit ihm verbringen müssen – das Kind hat ja nun einen digitalen Spielgefährten.“