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Auf der Suche nach Speichermedien finden wir immer wieder unglaubliche Angebote: SSDs mit ordentlich Speicher für unter 10 Euro oder microSD-Karten zum Bruchteil des üblichen Preises. Diese verlockenden Angebote können allerdings eure Daten gefährdet. Wir haben uns einige Exemplare geholt und für euch getestet.

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Videotranskript

In den letzten Wochen ist mir bei einigen Onlinehändlern wieder etwas aufgefallen: Speichermedien, die irgendwie „bekannt, aber dann doch anders“ aussehen oder „irgendwie zu günstig“ sind. Wie günstig? Dieser 2 TB große USB-Stick für 4 Euro zum Beispiel. Oder diese 256-TB-SSD für 73 Euro. 256-TB-SSD?!

Wie können die so günstig sein? Ist das vielleicht eine Betrugsmasche? Aber hallo! Und zwar eine, die so alt ist, dass ich davon vor Jahrzehnten in Computerzeitschriften gelesen habe. Die Speichermedien haben nicht die Kapazität, die draufsteht. Das aber herauszufinden, ist etwas tricky.

Wir haben also eine kleine Einkaufstour gemacht, das ist unsere Beute:

Diese schmucke „2 TB“ „portable SSD“, die überhaupt nicht wie die eines namhaften Herstellers aussieht und 7,57 Euro gekostet hat; dieser „2 TB“ USB-Stick, der alternativ als Fingerabdruckmagnet genutzt werden kann für 4,09 Euro; sowie diese zwei visuell sehr bekannt vorkommenden microSD-Karten mit wahlweise „256 GB“ oder „2 TB“ mit einem Preis von 7,49 Euro und 5,65 Euro. Ja, die 2-TB-Karte war wirklich günstiger als die mit 256 GB.

Komische Preisgestaltung hin oder her, was ist jetzt das Problem mit diesen Speichermedien?

An einen Rechner angeschlossen sieht alles erst völlig normal aus. Man kann die SD-Karten, SSDs und USB-Sticks so wie ganz normale Datenträger nutzen.

Aber: Der Speicher, der draufgedruckt ist und angegeben wird, entspricht nicht dem, der auch verbaut wurde.

Und erst wenn der echte Speicher voll ist, treten die richtigen Probleme auf. Dann fängt nämlich der Datenträger an, alte Daten zu überschreiben, ohne dass ihr davon etwas mitbekommt. Alte Fotos und Videos – oder was ihr auch sonst darauf gespeichert habt – sind dann unwiderruflich verloren.

Bis das aber auffällt, dürfte einiges an Zeit vergangen sein. Man schaut sich ja nicht ständig die Urlaubsfotos vom vor-vorletzen Urlaub an. Und ganz ehrlich: Je nachdem wie lange es dauert, kommt man dann auch vielleicht nicht auf die Idee, dass man beim Kauf der microSD „damals“ verarscht wurde.

Und noch ein Problem: Schnell ist der Speicher auch nicht gerade. Wenn ihr also damit leben könnt, dass eure Daten regelmäßig unbrauchbar werden, passiert das auch noch zu allem Überfluss gähnend langsam.

Kann man das irgendwie vorher herausfinden? Naja, den Bewertungen zu den Produkten kann man jedenfalls nicht trauen.

Wir haben diese Speicherkarten direkt aus China bestellt. Wir wollen ja nicht noch die Drop-Shipper bei Amazon mit am Gewinn beteiligen – und alle hatten auch gute Produktbewertungen. Bewertungen wie diese hier:

„In Übereinstimmung mit der Beschreibung. Sehr gutes Produkt.“ – Fünf Sterne

„Produkt qualität und mit Lager kapazität, wie angekündigt. Großer Kosten vorteil und empfehlen den Kauf“ – Fünf Sterne

„Haben Sie den richtigen Speicher, aber nicht bestanden das Test video gab Fehler und stürzte mein gopro9“ – … FÜNF STERNE?!

Wie schon gesagt, am Anfang sieht alles ok aus, und wenn dann doch ein Fehler auftritt, wie bei dem Kommentator mit der GoPro, muss man auch erstmal dahinter steigen, dass die Speicherkarte daran schuld ist.

Wie könnt ihr also nun überprüfen, welche Kapazität wirklich in euren Speichermedien steckt?

Ich benutze dafür das Tool „Fight Flash Fraud“, kurz f3, das es für Linux und macOS gibt. Zugegeben, ich habe nicht genügend Vertrauen in diese Speichermedien, um sie blind an einen Windows-PC anzuschließen. Wer weiß, was außer einer shady Firmware noch mitgeliefert wird.

Für Windows gibt es aber auch ein Tool. Das hat den schnittigen Namen „h2testw“ und wurde von den Kollegen von der c't entwickelt. Grüße.

Wenn ihr ein Speichermedium testet, solltet ihr vorher ne Kopie von allen Inhalten anlegen, denn die könnten bei diesem Speichertest überschrieben werden. Also, wenn die Daten nicht eh schon längst verloren sind.

Schauen wir uns erstmal an, was passiert, wenn wir einen ECHTEN USB-Stick testen.

Dieser USB-Stick hat 32 GB und das Tool bestätigt das auch. Also, es gibt „28,88 GB“ an. Ich glaube, das Tool gibt „GiB“ aus, benennt es aber „Gigabyte“. Den Unterschied haben wir euch in einem anderen Video schonmal erklärt.

Aber das Tool sagt vor allem: „Usable size“ und „Announced size“, also der nutzbare Speicher sowie die angezeigte Größe, sind identisch. Fazit: „This device is the real thing“. Nice!

Wie sieht aber nun das Ergebnis für unseren anderen Stick aus? Tja, nicht ganz so rosig.

Der Schnelltest zeigt:

„Bad news“. Von den 2 TB ist nur 1 TB echt. Aber … Moment mal. Mit einem Terabyte wäre das immer noch ein ganz passabler USB-Stick für – wir erinnern uns – vier Euro!

Also noch ein Test: Ich habe den ausführlichen Schreibtest laufen lassen, der wirklich den ganzen Speicher des Sticks füllt und nicht nur ein paar Stichproben macht. Das hat ganze vier Tage gedauert, da ist man im Schnitt mit 6 MB/s unterwegs. Für die Auswertung dann noch der Lesetest: Da hat die Lesegeschwindigkeit stark geschwankt, im Schnitt waren es aber so um die 300 KB/s. Den Speicher einmal einzulesen, hätte also etwa 1.000 Stunden gedauert. So viel Zeit hab ich dann doch nicht.

Von den 20 GB, die ich getestet habe, wurden aber bereits 13 überschrieben. Das reicht mir schon als Stichprobe, um festzustellen, dass man diesem USB-Stick nicht trauen sollte.

Ich habe das Ganze noch mit den anderen Karten und der SSD getestet, immer mit ähnlichen Ergebnissen:

Diese Speicherkarte sagt, sie wäre 2 TB groß, besitzt aber auch nur 1 TB.

Diese 256-GB-microSD ist in Wirklichkeit nur etwa 500 MB groß.

Und diese SSD meldet 1 TB, misst aber weniger als 60 GB.

Was steckt also wirklich drin? So eine SSD besteht ja, auch in diesem Formfaktor, aus einem Controller, ein paar NAND-Speicher-Chips und im Optimalfall aus einem Cache, der die Schreibperformance erhöht.

Glücklicherweise fällt diese SSD hier schon von alleine etwas auseinander, also werfen wir einen Blick hinein. Wenn man dann noch mit ner Pinzette nachhilft, findet man: ein Verlängerungs-Board für den USB-Port und eingesteckt ist ein USB-Stick, fixiert mit einer Tonne Heißkleber.

Wenn ihr jetzt also auf der Suche nach neuen SSDs und SD-Karten seid: Worauf solltet ihr achten?

Erstmal: Ergeben das Produkt und der Preis überhaupt Sinn? Also, eine 256-TB-SSD existiert zwar … aber aktuell – also im Jahr 2025 – nur für Rechenzentren und kostet entsprechend.

Ja, die Preise für Speicher schwanken gerne mal. Aber wenn bei einigen Händlern eine bestimmte SSD knapp 100 Euro kostet und eine ähnlich große ohne bekannten Namen nur ein paar Euro, darf man misstrauisch werden.

Achtet darauf, dass die Speichermedien von namhaften Marken kommen: Samsung, SanDisk, Crucial und WesternDigital dürften da die bekanntesten Namen sein. Was auch der Grund ist, weswegen die Fake-Produkte das Design dieser Marken gerne mal imitieren. Oder einfach eine falsche Marke auf ihre Produkte drucken.

Übrigens: Während wir für dieses Video recherchiert haben, habe ich tatsächlich eine Mail zu einem „potenziell problematischen Produkt“ aus dieser Bestellung erhalten. Aber nicht, weil die microSD-Karte links und rechts Daten verliert, sondern weil die „SanDian“ möglicherweise gegen Markenrechte verstoßen könnte. So oder so, ich solle mich beim Verkäufer melden, wenn ich das klären will. Ich glaube, das Geld bekommen wir nicht wieder.

Ein letzter, aber leider richtig unsexier Tipp: Kauft eure Speichermedien nur da, wo ihr sie nach einem Test wieder zurückgeben könnt. Also bei Onlineshops, denen ihr vertraut oder doch vor Ort in einem Elektromarkt.

Also: Das, was wir hier vor uns liegen haben, ist frisch produzierter Elektroschrott. Warum das verkauft wird? Weil es genügend Leute gibt, die entweder für einen guten Deal freiwillig Gefahr laufen, dass ihre Daten verloren gehen, ODER weil es auch nach so vielen Jahren noch immer genügend Leute gibt, die diese Masche nicht kennen.

Sind euch oder vielleicht einem Bekannten durch solche Datenträger schon mal Fotos abhanden gekommen? Schreibt es in die Kommentare. Hat euch dieses Video geholfen, dann Daumen nach oben und wir sehen uns demnächst wieder. Bis dann.

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So funktioniert der Speicherbetrug

Bei unserer Einkaufstour haben wir verschiedene verdächtig günstige Speichermedien erworben: Eine angebliche „2-TB-SSD“ für 7,57 Euro, einen „2 TB“ USB-Stick für 4,09 Euro sowie zwei microSD-Karten mit angeblich „256 GB“ bzw. „2 TB“ für 7,49 Euro und 5,65 Euro.

Beim ersten Anschließen an einen Rechner wirkt auf den ersten Blick alles normal. Man kann die Datenträger wie gewohnt nutzen und Dateien speichern. Das eigentliche Problem zeigt sich erst später: Der tatsächlich verbaute Speicher ist deutlich kleiner als angegeben. Sobald der echte Speicher voll ist, beginnt der Datenträger, alte Dateien ohne Warnung zu überschreiben. Urlaubsfotos, Videos und andere gespeicherte Daten sind dann unwiderruflich verloren. Bis ihr das aber bemerkt, kann viel Zeit vergehen.

microSD-Karten und eine SSD mit zweifelhafter Qualität
Die Hersteller von Fake-Speichermedien imitieren gerne das Design namhafter Hersteller. (© Severin Pick / GIGA)

Produktbewertungen zu diesen Artikeln sind entsprechend auch keine verlässliche Informationsquelle. Schließlich wirken die Speichermedien zunächst so, als funktionierten sie.

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Speichermedien testen

Um die wahre Kapazität eurer Speichermedien zu prüfen, könnt ihr spezielle Tools nutzen: „Fight Flash Fraud“ (kurz: „f3“, Quellcode auf GitHub) für Linux und macOS oder „h2testw“ (Download bei heise) für Windows.

Testergebnis von f3
Ein Test bestätigt unsere Vermutungen: Von den 256 GB der microSD-Karte sind etwa 500 MB echt. (© Severin Pick / GIGA)

Unser Test bestätigt unsere Vermutungen: Der USB-Stick mit einer angeblichen Kapazität von 2 TB hatte nur etwa 1 TB echten Speicher. Die 256-GB-microSD-Karte war in Wirklichkeit nur etwa 500 MB groß. Und die SSD mit 2 TB Speicher? Ein Blick ins Innere offenbart einen USB-Stick mit weniger als 60 GB Kapazität, fixiert mit Heißkleber.

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So könnt ihr euch schützen

  • Traut nicht den Produktbewertungen in Online-Shops. Da die Probleme nicht sofort ersichtlich sind, hatten auch die von uns bestellten Produkte Bewertungen, die auf dem Niveau von Markenprodukten liegen.
  • Achtet darauf, dass der Speicher von einer bekannten Marke kommt. Lasst euch nicht von Produkten täuschen, die das Design etablierter Marken imitieren.
  • Bestellt Speichermedien nur bei Shops, bei denen ihr im Zweifel Produkte nach einem Test auch problemlos zurückschicken könnt.

Speichermedien, denen wir vertrauen, wären etwa die microSD-Karten von SanDisk, externe SSDs von Samsung und interne M.2 SSDs von Crucial.

Mehr dazu haben wir im Video oben im Artikel für euch zusammengefasst.

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