Wer den Fernsehanschluss über Vodafone bezieht, muss dafür bezahlen. Ist doch völlig klar? Nicht seit Sommer 2024, als das Nebenkostenprivileg abgeschafft wurde – und Vodafone es mit Schwarzsehern zu tun bekommt. Doch der Provider bleibt bei einer klaren Kante.
Vodafone-Chef stellt klar: TV nur gegen Geld – sonst wird abgedreht
TV-Anschluss, ohne dafür zu zahlen – so läuft es bei Vodafone nicht. Das hat Deutschlandchef Marcel de Groot jetzt noch einmal ganz klargemacht: „Wir informieren unsere Kunden mehrfach und wir klemmen auch ab: Wenn Kunden unser Fernsehsignal nutzen, dann wollen wir natürlich auch, dass sie dafür bezahlen – das ist nur fair“, so der CEO gegenüber der Deutschen Presse-Agentur dpa (via Golem).
Wer das nicht tut, also TV-Empfang per Kabel von Vodafone nutzt, ohne dafür zu zahlen – und davon gibt es seit 2024 wohl einige – muss damit rechnen, den Saft abgedreht zu bekommen. Den Kabelempfang stillzulegen, ist de Groot zufolge „das allerletzte Mittel“ für Vodafone – es werde aber durchaus genutzt.
Zuvor hatte Telekom-Chef Tim Höttges Vodafone scharf kritisiert, weil der Konkurrent nichtzahlende Kunden einfach weiter das TV-Angebot nutzen lasse. Vodafone hat durch das Ende des Nebenkostenprivilegs rund vier Millionen Kunden verloren. Für Höttges hätte die Telekom damit viel mehr Neukunden gewinnen müssen. Er sieht in Vodafones vermeintlicher Toleranz von Schwarzsehern somit auch eine Wettbewerbsverzerrung.
Vodafone widerspricht mit der aktuellen Meldung der Darstellung der Telekom entschieden. So hätten beispielsweise viele Kunden schon vor Sommer 2024 mehrere TV- und Streaming-Angebote genutzt. Bei diesen wäre der klassische TV-Anschluss über Vodafone dann einfach ersatzlos weggefallen.
Vodafone will Geld sehen – hat aber ein großes Problem
Das Problem, dem Vodafone trotzdem gegenüber steht: Der Konzern weiß eigenen Angaben zufolge gar nicht, wie viele Kunden den TV-Anschluss nutzen, ohne zu zahlen. Wie oft der Anschluss seit Ende des NK-Privilegs bereits abgestellte wurde, verrät Vodafone nicht.
Es entsteht damit der Eindruck, dass Vodafone im Blindflug unterwegs ist. Kunden, die sich explizit gegen einen Vertrag mit Vodafone entschieden haben, würde man nach mehreren Versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen, abschalten, heißt es weiter. Da liegt der Schluss nahe, dass er einfach aktiviert bleibt, wenn Kunden die Füße stillgehalten haben.
Telekom-Vorwurf zeugt von riesigem Ego
Ob Vodafone nun alles unternimmt, um der nichtzahlende Kundschaft das Fernsehen abzudrehen oder nicht. Feststeht, dass Telekom-Chef Tim Höttges sich mit seiner Kritik ziemlich weit aus dem Fenster lehnt. Sie ist Zeugnis eines fragwürdigen Selbstverständnisses, das der Telekom-Chef nicht zum ersten Mal unter Beweis stellt.
Selbst wenn die Telekom nicht einen einzigen Kunden neu gewonnen hätte, heißt das noch lange nicht, dass Vodafone etwas damit zu tun hat. Alternativen von YouTube über Netflix bis zu Waipu.tv gibt es genug. Wer öffentlich-rechtliches TV sehen will, wird auch online in den Mediatheken von ARD und ZDF fündig. RTL+ und Joyn decken große Teile der privaten Sender ab – auch das lässt sich ganz ohne Telekom anschauen.
Es gibt praktisch kein Alleinstellungsmerkmal von Telekoms MagentaTV. Und wer die hohen Preise der Telekom bei Mobilfunk und Festnetzinternet kennt, dürfte sich auch sehr genau überlegen, ob Fernsehen bei der Telekom infrage kommt – auch wenn es hier durchaus brauchbare Angebote gibt.