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Das Beta-Problem – Vertrauen euch die Publisher nicht mehr?

© Activision // Amazon Games // Electronic Arts
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Alpha, Beta, Stresstest – es gibt viele Namen für die Möglichkeit, schon vor dem Launch ein Spiel zu zocken. Doch worum geht es dabei eigentlich? Sammeln Entwickler Feedback, um das Spiel besser zu machen oder ist es nur ein Marketing-Instrument?

 
Battlefield 2042
Facts 
Battlefield 2042

Ich habe schon immer gerne an Betas und sonstigen Tests teilgenommen. Als Teenager waren die Demos auf den CDs und DVDs in Videospielzeitschriften ein echtes Highlight und mittlerweile mache ich dieses „vorab spielen“ auch beruflich. Das Ganze hat sich jedoch im Laufe der Zeit verändert und das nicht nur aufseiten der Publisher und Entwickler.

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„Feedback aus der Community“

Keine Sorge, das hier wird kein nostalgisch-verklärtes Gejammer über die goldenen Jahre der Videospiele. Ich kann Retropie nicht leiden. Beschäftigen wir uns also mit den Gründen, warum Entwickler und Publisher Betas und ähnliche Tests veranstalten. Das Sammeln von Feedback aus der Community ist sicher solch ein Grund. Gerade bei Fortsetzungen und traditionsreichen Studios gibt es eine Fan-Base, die das nächste Spiel der Reihe X oder des Entwicklers Y kaum erwarten kann. Je größer die Community, desto wichtiger ist es, diese als Käufer oder Käuferin zu halten. Man will also wissen: Gefällt ihnen das neue Spiel?

In diesem Jahr gab es schon diverse Betas, sei es nun CoD, Battlefield, New World oder andere, die nur Wochen vor dem Launch abgehalten wurden. Die Spieler und Spielerinnen gaben fleißig ihr Feedback. Im Reddit oder auf Twitter rumpöbeln gehört übrigens nicht dazu. Doch stellt sich mir dann eine Frage: Wie möchten die Entwickler sich durch all das Feedback arbeiten, es auswerten und dann das Spiel dahingehend verbessern, noch dazu innerhalb der kurzen Zeitspanne bis zum Launch? Eine sehr sportliche Aufgabe, es scheint also, das Feedback aus der Community nimmt doch keinen so großen Stellenwert ein, wie gerne behauptet wird. Vielleicht fehlt irgendwie das Vertrauen in die Community und es wird sich eher wenig hilfreiche Kritik von ihnen erhofft.

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Die Community hatte durchaus Kritik an der Beta zu Battlefield 2042:

Die Beta als Marketing-Instrument

Dass eine Beta (oder Demo) auch zur Werbung dient, war natürlich schon immer so. Digitalisierung sei Dank spuckt eine meist online stattfindende Beta jede Menge an Daten aus. Wer spielt wie lange und auf welcher Plattform sind wichtige Informationen für einen Publisher. Die Beta hat durch neue Formen aber einen weiteren Nutzen als Marketing-Instrument erhalten.

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Die Rede ist von der Closed Beta, der Kreierung einer exklusiven Veranstaltung. Es gibt die „harmlose“ Variante, bei der Spieler und Spielerinnen sich für die Closed Beta registrieren können (Willkommen in der Datenbank) und dann vielleicht ausgewählt werden, an ihr teilzunehmen. Dann gibt es noch die Variante, bei der Vorbesteller und Leute mit dem entsprechenden Videospiel-Abo an der Closed Beta teilnehmen dürfen. Ihr kauft euch also in die Beta ein und im Zweifelsfall auch die Katze im Sack. In beiden Fällen immer mit dabei, die Gaming-Influencer mit ihren Communitys im Schlepptau.

Das ist per se alles nichts Schlechtes, führt aber zu einer Situation, in der Entwickler und Publisher die Kontrolle darüber haben, wer ihr Spiel schon sehen darf und auch darüber spricht.

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An den eigenen Reddit-Account fassen

Das Problem, über das ich hier rede, entsteht aber auf beiden Seiten. Ist eine Beta tatsächlich noch in einem sehr frühen Zustand, wird sie häufig in den Sozialen Medien auseinandergenommen. Das spiegelt in der Regel nicht mal die tatsächliche Meinung der meisten Spieler und Spielerinnen wider, aber den Einfluss lauter Minderheiten musste schon das eine oder andere Spiel erfahren. Das gewonnene Feedback und die tatsächliche Stimmung einer Community ist manchmal schwer einzuschätzen und Entwickler trauen dann vielleicht lieber sich selbst als den Spielenden.

Unsere Aufmerksamkeit ist vergänglicher denn je. Mit einer Beta lässt sich viel Aufmerksamkeit und manchmal ein echter Hype generieren, der aber dann nur für ein paar Wochen hält. Es bringt einem Publisher also nichts, dann erst ein halbes Jahr später das Spiel zu veröffentlichen, wenn niemand mehr darüber redet. Also gibt es dicke Marketing-Kampagnen mit Beta-Hype, angefeuert durch Influencer und man verlässt sich mehr darauf, um das Spiel zu verkaufen, als ein Spiel zu entwickeln, das den Fans gefällt. Ich denke, jedem von euch fällt jetzt ein Spiel ein, dass groß gehypt wurde und nach wenigen Wochen in der Versenkung verschwand. Dass wir so mit Spielen umgehen, ist aber auch zu Hälfte unsere eigene Schuld.

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Das gemeinsame Ziel

Ich möchte darauf hinaus, dass Publisher, Entwickler, Spieler und Spielerinnen dasselbe wollen: ein gutes Spiel, an dem alle Spaß haben. Das funktioniert aber nicht, wenn es auf der einen Seite nur ums Marketing geht und auf der anderen das Angebot zur Teilnahme am Entwicklungsprozess für dummes Getrolle und unreflektiertes Gebrüll missbraucht wird. Eine Beta sollte wieder als das gesehen werden, was eigentlich ihr Sinn und Zweck ist. Eine inhaltlich fertige, aber unausgereifte Version eines Spiels, an der die Community sehen kann, was sie erwartet. Das Feedback findet Wertschätzung alleine durch die Tatsache, dass bis zum Release Zeit ist, eben dieses Feedback auszuwerten und umzusetzen.

Ich fülle privat gerne Umfragen aus und schreibe oder diskutiere in Foren. Ich will wieder das Gefühl haben, das würde etwas bedeuten. Ich will doch dasselbe wie alle: ein gutes Spiel. Wir sollten da einander mehr vertrauen.

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