Wer mit der Deutschen Bahn reist, ist Ärger inzwischen seit Jahren gewohnt. Am Sanierungsstau wird zwar gearbeitet, aber ändern lässt es sich nicht von heute auf morgen. Dafür können Fahrgäste sich auf eine andere Erleichterung freuen, wenn sie von Deutschland aus in andere Länder per Bahn reisen wollen.
Über Grenzen: DB macht Ticketbuchung einfacher
Denn die Deutsche Bahn setzt eine seit Jahren geplante Änderung um: Wer mit dem Zug über die deutschen Grenzen in andere Länder reisen will, soll nicht mehr nur bis zum nächsten Halt im Ausland bei der DB Tickets kaufen können. Stattdessen wird alles an einem Ort gebündelt: Tickets von der DB sollen damit auch für die gesamte Reise gelten, statt die Anschlüsse mühsam und einzeln über die jeweiligen Bahnanbieter anderer Länder kaufen zu müssen wie bisher.
Zum Start ist das allerdings nur für die Österreichischen und Schweizer Bundesbahnen möglich – immerhin. In den kommenden Monaten sollen weitere Ländern dazu kommen. „Wir gehen davon aus, dass bis Ende nächsten Jahres Europa nahezu flächendeckend entsprechend angebunden ist“, erklärt Michael Peterson, Fernverkehrsvorstand der DB, gegenüber der dpa (via Spiegel).
Zur Klarstellung: Neue internationale Verbindungen sind damit nicht gemeint. Die Ticketsysteme der europäischen Anbieter sollen lediglich über eine gemeinsame Schnittstelle miteinander kommunizieren können. So können Kunden bei einen Anbieter auch Fahrkarten für Züge des anderen erwerben und umgekehrt.
Neben der Erleichterung im Buchungsprozess erhoffen sich die Verantwortlichen bei der EU außerdem, dass die Fahrgastrechte angeglichen werden. Bisher enden die oft an der Landesgrenze. Wer wegen der Verspätung eines deutschen Zuges den Anschluss in der Schweiz verpasst, kann sich dann nur ein neues Ticket besorgen und bleibt auf den Kosten sitzen.
Bahnkunden können sich auf Europareisen freuen
Das Minus im Aufwand dürfte es vielen Bahnkunden erleichtern, mit dem Zug durch Europa zu reisen. Wie sich die gesammelte Buchung auf die Kosten auswirkt, wird noch zeigen müssen. Es ist außerdem ein wichtiger Schritt, um die Fernzüge gegenüber Flügen attraktiver zu gestalten. Die Umsetzung erfolgt bisher zwischen den Verkehrsbetrieben, die sich schon vor Jahren auf die gemeinsame Schnittstelle geeinigt hatten.
Kritiker sehen jedoch gerade die Frage nach den gleichen Fahrgastrechten weiterhin als Knackpunkt. Die DB wie auch andere Anbieter in Europa hätten wenig Interesse daran, für Fehler oder Ausfälle der anderen gerade stehen zu müssen, argumentiert der auf grenzübertretenden Zugverkehr spezialisierte Experte Jon Worth im Spiegel. Dafür brauche es nach wie vor Regeln seitens der EU.
Auch über die App DB Navigator sollen europaweit Züge gebucht werden können: