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Im Darknet Drogen online kaufen: Geht das wirklich?


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Im Darknet Drogen kaufen: Geht das überhaupt? Wenn man sich im Internet die Medienberichte über die Thematik anschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das Darknet eine wahre Goldgrube für Drogen und illegale Substanzen ist. Aber ist das wirklich alles so einfach, wie in der Netzkultur immer behaupet wird? Und wie sieht es mit dem Angebot aus? Wir klären auf.

 
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Wer sich früher seinen Stoff besorgen wollte, brauchte entweder die passenden Connections oder den Mut sich in die dunklen Ecken der Stadt zu begeben. Dorthin eben, wo sich Dealer, Kleinkriminelle und andere lichtscheue Gestalten aufhielten. Generell trifft das auch heute noch zu - andererseits leben wir inzwischen im 21. Jahrhundert, sind allesamt vernetzt und verbringen sowieso mehr Zeit im Internet als im „Real Life“. Was wäre da naheliegender, als sich auch seine Rauschmittel online zu besorgen? Genau diese Option ist inzwischen womöglich Realität: Im Internet - so heißt es zumindest - kann man sich Drogen im Darknet kaufen. Stimmt das?

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Zum Thema: Was ist das Darknet?

Das Darknet ist im Unterschied zum normalen Internet und zum Deep Web ein Peer-to-Peer-Netzwerk, d.h. die Verbindung erfolgt direkt zu einem anderen Rechner und muss manuell aufgebaut werden. Das läuft meist über den Tor-Browser, der die Darknet-Seiten mit der speziellen Endung .onion aufrufen kann - die sogenannten Onion-Sites. Vorteil dieses Verfahrens: Die Nutzer surfen im Vergleich zum normalen Web anonym - IP-Adressen, Suchverläufe oder getätigte Transaktionen können nicht gespeichert oder zurückverfolgt werden.  Das Darknet ist nicht per se illegal wird aufgrund der weitreichenden Anonymität aber häufig für illegale Zwecke missbraucht.

Drogen im Darknet kaufen: Geht das wirklich?

Aus diesem Grund hat sich daher tatsächlich ein Handel mit illegalen Produkten und Waren entwickelt - neben Waffen und Falschgeld natürlich auch mit Drogen. Die Anbieter verkaufen ihre Waren auf Online-Portalen, die vom Aufbau her legalen Anbietern wie Amazon oder Zalando ähneln. Produkte werden nach Kategorien gelistet, Käufer können die einzelnen Anbieter bewerten, teilweise gibt es sogar Rabatt-Aktionen ähnlich wie beim Black Friday  von Amazon. Bezahlt wird zumeist mit der virtuellen Kryptowährung Bitcoins, die ebenfalls die  Anonymität des Nutzers gewährleisten.

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Drogenhandel Darknet
Der Verkauf im Netz macht derzeit nur einen kleinen Teil des Drogenhandels aus.

In einer Übersicht aus dem Jahr 2015 listete der Insider-Blog Deepdotweb verschiedene aktive Marktplätze für Drogen zusammen mit den jeweilig im Sortiment angebotenen Artikeln:

  1. Alphabay – 75.375 Produkt-Listings
  2. Nucleus Marketplace – 29.783 Produkt-Listings
  3. Crypto Market – 18.722 Produkt-Listings
  4. Dreammarket – 17.747 Produkt-Listings
  5. Valhallah – 6361 Produkt-Listings
  6. Dr. D's Multilingual Market – 4839 Produkt-Listings
  7. Hansa Market – 4404 Produkt-Listings
  8. East India Company – 3793 Produkt-Listings
  9. Darknet Heroes League – 3507 Produkt-Listings
  10. Python – 3497 Produkt-Listings
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Auch hier kann man einen Effekt beobachten, der auch im legalen Online-Handel zum Tragen kommt: Der größte Anbieter Alphabay hat ungefähr so viele Produkt-Listings wie die nächsten vier Mittbewerber zusammen. Parallelen zum Platzhirsch Amazon in der legalen Online-Welt drängen sich auf.

Video: Unterwegs im Darknet

Welche Drogen werden im Darknet verkauft?

Das Angebot im Darknet unterscheidet sich nicht wesentlich von der „echten“ Welt. Auf den Krypto-Marktplätzen wird vor allem mit Marihuana, Ecstasy, Kokain und Speed gehandelt. Dazu kommen verschreibungspflichtige Medikamente, im Speziellen Schmerzmittel, Beruhigungsmittel und Potenzpillen. Verkäufer von illegalen Substanzen im Darknet betonen häufig, dass die Produkte von vergleichsweise hoher Qualität sind. Grund sei das Rating-Feature, mit dem Käufer ihren Händler bewerten könnten - wer viele schlechte Bewertungen kassiere, könne bald nichts mehr verkaufen.

Inwieweit das ein einfaches Marketing-Versprechen ist oder tatsächlich der Wahrheit entspricht, lässt sich als Verkäufer natürlich nur schlecht einschätzen. Klar ist, dass der Kauf von Drogen natürlich auch im Internet eine schwere Straftat darstellt. Die Mittelsmänner mögen noch so sehr ihre Seriosität betonen - letztlich handelt es sich um Kriminelle, denen es um den eigenen Gewinn und nicht das Wohl des Kunden geht. Immerhin kommen selbst seriöse Untersuchungen wie der jährlich durchgeführte Global Drug Survey zu dem Ergebnis, dass der Drogenhandel im Darknet auch positive Effekte hätte. Genannt wurden hierbei unter anderem:

  • Weniger Gefährdung durch Gewalt
  • Weniger verunreinigte Drogen
  •  Höheres Vertrauen in die Produktqualität
  • Abwandern des Straßenhandels
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Was bei der Debatte ein wenig untergeht: Inzwischen muss man nicht einmal mehr ins Darknet gehen, um Drogen zu kaufen. Aufgrund von Lücken im Betäubungsmittelgesetz können Drogendealer verschiedene Rauschmittel als „Legal Highs“ oder sogenannte Badesalze völlig offen per Google und Co. verkaufen. Diese Drogen sind trotz der Bezeichnung „legal“ keineswegs harmloser als traditionelle Substanzen.

Darknet Screenshot
Durch seine Anonymität bietet das Darknet vermeintlich perfekten Schutz für Online-Kriminelle - dennoch sind Ermittlern in den vergangenen Monaten zahlreiche Schläge gelungen.

Welche Bedeutung hat der Handel mit Drogen im Netz?

Auch wenn der Drogenhandel im Darknet derzeit besonders genau von den Medien beäugt wird - im Vergleich mit der realen Welt macht der Online-Verkauf von Rauschmitteln derzeit nur einen verschwinden geringen Anteil aus. Die Einschätzung, dass Drogenhandel im Darknet besonders verbreitet ist, ist daher falsch - im Moment ist es noch eine recht kleine Nische, allerdings eine mit Wachstumspotential. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie der Rand Corporation: Demnach beläuft sich der Umsatz der Kryptomärkte mit Drogen auf etwa 12,6 bis 18,7 Millionen Euro im Monat. Zum Vergleich: Der Umsatz aus dem Drogenhandel im „Real Life“ beträgt etwa zwei Milliarden Euro - sprich: Drogenhandel im Darknet hat einen Anteil von weniger als einem Promille.

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Möglicherweise spielt dabei die starke Fluktuation der illegalen Online-Shops eine Rolle: Alte Plattformen verschwinden bzw. werden enttarnt und geschlossen (z.B. die berüchtigte Silk Road im Jahr 2013 oder die Drogenbörse Shiny Flakes eines Leipziger „Kinderzimmer-Dealers). neue Anbieter tauchen in regelmäßigen Abständen auf - eine Konsolidierung ist unter diesen Bedingungen nur schwer möglich. Dazu kommt, dass die Behörden zunehmend entschlossener gegen die Cyber-Kriminellen vorgehen: In den letzten Monaten gab es immer wieder Verhaftungen von Online-Drogenhändlern.

Bildquellen: guteksk7, SpeedKingz

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