Wie geht es Samsung? Ruht sich der Smartphone-Marktführer auf seinem Erfolg aus? Können Software und Hardware noch mithalten? Unser Langzeit-Test zum Galaxy S25 Plus offenbart Handlungsbedarf.
Ein Kommentar von Frank Ritter.
Hinweise: Oben findet ihr das Video, unten die für bessere Lesbarkeit leicht aufbereitete Textfassung.
Ich weiß, was ihr denkt: Warum ausgerechnet das Galaxy S25 Plus? Die Frage ist berechtigt, denn das mittlere Modell aus Samsungs S-Reihe ist, was die Verkaufszahlen angeht, eher unbeliebt. Außerdem ist das Smartphone bereits rund ein halbes Jahr auf dem Markt – hier unsere Berichterstattung zur Vorstellung der S25-Serie.
Ich wollte wissen, wo Samsung 2025 steht, mich dabei aber nicht blenden lassen von Features wie dem S-Pen und der Periskopkamera – im Zweifel immer „Highest-End“ zu testen ist eine typische „Krankheit“ von Journalisten und YouTubern. Die Wahl fiel daher auf ein normales Topmodell. Das S25 Plus deshalb, weil ich ein großes Display gegenüber dem regulären S25 mit seinen kompakten Maßen bevorzuge.

Wo steht Samsungs Handy-Business im Jahr 2025?
Eigentlich sieht’s ganz gut aus. Samsung ist aktuellen Zahlen zufolge die beliebteste Handymarke der Welt, und gerade bei uns in Deutschland besonders stark. Neben der extrem beliebten A-Serie in der Mittelklasse liegt das vor allem an der Galaxy-S-Reihe – leistungsmäßig die Flaggschiffe.
Die S-Geräte werden im ersten Quartal des Jahres releast und bestehen aus drei Modellen (FE-Geräte, Sondermodelle und Experimente wie das S25 Edge außen vor gelassen).

Da haben wir zum einen das Basisgerät ohne Namens-Anhängsel, in diesem Jahr das Galaxy S25, eines der letzten kompakten Smartphones mit guter Leistung. Dann das Ultra-Modell, heuer das Galaxy S25 Ultra. Das hat so manches technisches Extra-Schmankerl, ist bei der Kamera üppig ausgestattet und den S-Pen-Stylus hat es auch noch aus der Note-Reihe geerbt. Dafür ist es Ultra teurer. (Zumindest theoretisch, praktisch ist vom UVP ab 1449 Euro im Januar, im Frühsommer schon ein Drittel weg.)
Und dann ist da Plus-Modell, also das Galaxy S25+ in diesem Jahr. Zweifelsohne ein gutes Smartphone. Als das Gerät eingerichtet war, merkte ich gleich, was ich an Samsung-Telefonen gut finde, wenn ich eines teste.
Das Display ist extrem gut: schön scharf, hell und flüssig. 120 Hz und echte WQHD-Auflösung muss man zwar immer noch extra aktivieren, mehr dazu in meinem Video zu den ersten Sachen, die ihr bei einem Samsung-Smartphone machen solltet. Aber dann ist es gut und wenn man sich dran gewöhnt hat, will man auch nicht mehr ohne.
Wenn man das S25+ in der Sonne nutzt, geht die Helligkeit noch in einen Boost-Modus, wodurch das Display viel besser ablesbar ist als die meisten anderen Smartphones. Schön wäre nur noch die Extra-Entspiegelung des Displays, die das Ultra-Modell hat.

Top-Smartphone in vielen Bereichen
Mit dem Snapdragon 8 Elite ist so viel Leistung am Start wie gerade im Android-Bereich geht, damit kann man also richtig viel anstellen. 12 GB RAM sind auch super. So lässt sich unter anderem DeX gut nutzen, ein einfacher Desktop-Modus, wenn man das Smartphone über einen Hub an Maus, Tastatur und Monitor anschließt. Spielen geht auch sehr gut auf dem S25 Plus, dafür braucht man kein Ultra.
Vielleicht ein überraschender Punkt ist Telefonie. Die mag ich auch sehr beim S25 Plus. Selten, dass man das heute noch bei einem Telefon hervorhebt, aber nach meinem Einsruck ist der Klang beim Telefonieren mit Samsung-Handys immer noch eine Spur besser ist als bei den Konkurrenten.
Dann noch die Verarbeitung, vor allem die Robustheit. Ein flaches Display ist ein Faktor dafür, den man nicht unterschätzen sollte. Gorilla Glass Victus 2 vorne und hinten: super. IP68-zertifiziert ist das Smartphone auch, kann also 1½ Meter Wassertiefe für 30 Minuten überstehen. Der Rahmen ist nicht, wie beim Ultra, aus Titan, sondern aus Armor Aluminium – auch ein leichtes und beständiges Material.
Es gibt aber auch Luft nach oben
Display, Leistung und Verarbeitung sind drei der wichtigsten Bereiche, in denen ein Smartphone glänzen kann. Dann gibt es aber noch vier weitere Stützpfeiler, die bei der Bewertung eines Smartphones eine Rolle spielen: das Design, die Kamera, der Akku und die Software.
Das Galaxy S25 Plus ist in keinem dieser Bereiche schlecht, aber auch nicht herausragend. Genau diese vier Aspekte zeigen, wo Samsung nachbessern muss.
Die Themen Design und Verarbeitung muss man voneinander trennen. Das Galaxy S25+ ist ein zwar ein wertiges und toll verarbeitetes Smartphone – aber eben auch ein langweiliges.
Natürlich ist nachvollziehbar, dass Samsung für sein Handy nicht so etwas Verrücktes machen kann wie etwa Nothing. Ein Marktführer muss die Breite bedienen und ein Design anbieten, an dem sich die Leute nicht stoßen. Aber das Design vom S25 Plus ist mir doch ein bisschen zu glatt. Im wörtlichen wie im übertragenen Sinne.

Wo bleibt der Mut zur Farbe?
Denn die offiziellen Farben sind so zurückgenommen, dass sie fast schon spießig wirken. Zumindest ein paar experimentellere Farb-Designs müssten doch drin sein, die hat Samsung früher schließlich auch gebracht: Das Galaxy S10e mit seinem knallgelben Gehäuse, das S6 Edge in Schwarz-Grün, das je nach Lichteinfall völlig anders aussehen konnte, das Note 10 mit seiner spiegelnden und oszillierenden Rückseite – die bleiben in Erinnerung. Kurzum: Ein paar knalligere Farb-Optionen wären auch 2025 nett.
Ein Kritikpunkt ist die Position der Kamerapartie in der Ecke links-oben. Da wackelt das Telefon, wenn es kein Case besitzt und man es auf dem Tisch liegend bedienen möchte. Beim S10 hatte Samsung mit der zentriert positionierten Kameraleiste schon einmal eine bessere Lösung gefunden.
Apropos: Kameras hat das Samsung S25+ eine vorne und drei auf der Rückseite. Auch über diese gibt es eigentlich nichts Schlechtes zu sagen. Die Konfiguration, mit guter Hauptlinse, Ultraweitwinkel und stabilisiertem 3×-Zoom ist noch zeitgemäß in der Preisklasse und wer mehr will, greift halt zum Ultra. Gut so? Na ja.
Das Problem ist: Samsung ändert seit Jahren kaum etwas an der Kamera. Da wird scharfgezeichnet ohne Ende, das Farbbild ist immer noch das Gleiche, fotografiere einen grauen Himmel und Samsung macht daraus einen blauen. Ist davor ein Gebäude zu sehen, schimmert es weiß um die Konturen.

Die Kamera-Hardware ist seit dem S22+ im Prinzip dieselbe, also mittlerweile der vierten Generation – bei Smartphones ist das eine Ewigkeit! In der gleichen Zeit hat die Konkurrenz, vor allem aus China, riesige Fortschritte gemacht. Und ja, das S25 Plus ist nicht das Spitzenmodell von Samsung, aber trotzdem Oberklasse – da kann man ein bisschen Kamera-Fortschritt schon erwarten, oder?
Das heißt: Wer jetzt gerade 750 Euro für ein Smartphone ausgeben kann und für wen eine Top-Kamera das wichtigste Kriterium ist, greift nicht zum S25+, sondern zum Xiaomi 15, zum Honor Magic 6 Pro oder zum Pixel 9 Pro.
Die Crux mit dem Akku
Beim Akku sieht es ähnlich aus, da rennen die Chinesen mittlerweile davon. Eine höhere Energiedichte dank Silizium-Kohlenstoff-Technologie sorgt für deutlich längere Laufzeiten bei Telefonen zum Beispiel von Huawei, Honor, Xiaomi und dem Oppo-Konzern. Mal zum Vergleich: Während ich mit meinem Nutzungsszenario ungefähr 2 Tage Nutzung aus dem OnePlus 13 quetschen kann, sind es beim Samsung Galaxy S25 nur ein Tag bis anderthalb Tage. Ja, das ist ausreichend, aber da geht eben auch mehr.
Dazu kommt die Sache mit der Ladegeschwindigkeit: Schnellladetechnologie gibt es seit Jahren, während Samsung weiter bei 45 Watt rummäandert. Damit bin ich öfter in die Bredouille gekommen. Ich geb’s zu: Ich bin ladefaul geworden, habe mich dran gewöhnt, dass mein Handy nach 10 Minuten an der Strippe genug „Saft“ für den Tag hat. Beim Samsung S25+ bekomme ich in diesen 10 Minuten maximal 15 bis 20 %, wenn ich ein gutes Netzteil nutze. Das ist zu wenig und nicht mehr zeitgemäß. Das gilt so natürlich auch für Pixel und iPhone.
Software
Klar, One UI hat viele gute Features. Aber auch einige Sachen, bei denen ich mich frage, warum Samsung der Kundschaft nicht mehr entgegenkommt. Seit vielen Jahren sind die Apps im Drawer standardmäßig nicht nach dem Alphabet sortiert – ich kann doch nicht der einzige sein, den das nervt. Warum sind seit Neuestem Benachrichtigungen von den Schnelleinstellungen abgesplittet? Immerhin kann ich noch das alte Verhalten zurückbekommen, anders als bei Honor und Xiaomi.
Und dann die ganze Bloatware, die ganzen Meta- und Microsoft-Apps, die sogar einen eigenen Ordner im Drawer bekommen. Wie viele User nutzen Linkedin auf dem Handy, warum braucht Samsung einen eigenen Appstore und Browser? Worum es geht, liegt auf der Hand: Samsung will das eigene Ökosystem stärken, Geld verdienen und die Kontrolle bewahren.

Samsungs One UI 7 ist eine gute Android-Variante, das Updateversprechen für 7 Jahre war und ist gar wegweisend. Bei der Entwicklung der Software hat sich Samsung in den letzten zwei Jahren aber überwiegend auf KI-Features konzentriert. Wenn ich ganz ehrlich bin: Ich brauche die nicht. Klar, hier und da entferne ich mal ein Objekt oder eine Fensterspiegelung von einem Foto oder suche etwas mit Circle to Search. Aber wenn diese Features nicht da wären, würde ich ihnen auch keine Träne nachweinen. Alles andere an KI-Features funktioniert für mich am Smartphones einfach nicht.
Ein Kernproblem ist, dass ich auf bestimmte Apps festgelegt bin. Ich kann die KI-Features für Bilder zum Beispiel nur in der Samsung-Galerie nutzen, ich bin aber bei Google Fotos „zu Hause“. Samsungs Textumformungs-Werkzeuge kann ich mit Gboard und Google Notizen nicht nutzen – ich möchte aber auch nicht auf andere Apps wechseln. KI-generierte Avatare finde ich hässlich, eine Übersetzung brauche ich alle Jubeljahre mal, und dafür reicht mir auch der Google Übersetzer. Die komischen „Now Brief“- und „Now Bar“-Zusammenfassungs-Briefings mit Wetter und Kalenderereignissen bringen keinen Mehrwert.
Das klingt jetzt vielleicht ein bisschen unfair – es gibt sicher Leute, die all diese KI-Features echt cool finden. Aber mir geht dieser Hype um KI nur noch auf den Zünder. Ich brauche das nicht auf meinem Smartphone und hoffe, dass Samsung sich in Zukunft mal wieder auf andere, wichtigere Aspekte der eigenen Software konzentriert.
Es gibt wirklich viele kleine Touches, die echt super sind bei Samsung. Kleine Sachen, bei denen man merkt: Da hat jemand mitgedacht, das finde ich genial. Und davon gibt es super viel, aber seltsamerweise versteckt Samsung viele von seinen besten Anpassungs-Features immer noch in der GoodLock-App. Ich verstehe nicht, warum.
Zeit für ein Fazit. Ich finde, dass das Galaxy S25+ sinnbildlich für die Handysparte von Samsung steht. Das ist ein solides Telefon von einer soliden Firma. Aber es fehlt an einer erkennbaren Richtung, vor allem weil die Konkurrenz in den letzten Jahren auf der technischen Ebene echt aufgeholt hat – und sogar überholt.
KI als Experiment war okay, aber um mich zu überzeugen, muss Samsung solide Fortschritte liefern: Kamera besser, Software entschlacken, Akkukapazität und Ladegeschwindigkeit rauf, mutigere Designs, mit Details überraschen! Das S25 Edge ist für mich ein Schritt in die richtige Richtung.
Marktführerschaft ist keine Selbstverständlichkeit
Für Samsung heißt es jetzt, sich nicht auf Werbung, die Strahlkraft des Markennamens und die Gewohnheit von KonsumentInnen zu verlassen, sonst werden die Koreaner früher oder später den Anschluss verlieren. Vor allem: Nicht mehr nur an Apple orientieren, die Chinesen von Xiaomi, Huawei, Oppo, Honor, OnePlus und Vivo sind schon in einigen Bereichen voraus – da spielt die Musik!