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DSL-Abschaltung droht – was tun?

Nahaufnahme einer Schere, die ein rotes Ethernet-Kabel durchtrennt.
Wenn die Glasfaser flächendeckend kommt, muss DSL gehen. (© IMAGO / imagebroker / Bearbeitung: GIGA)
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Die EU hat es beschlossen, Deutschland wird es umsetzen: DSL wird abgeschaltet! In den Zielen für die „Digitale Dekade 2023“ der EU ist ein schneller Gigabit-Anschluss für jeden europäischen Haushalt vorgesehen.

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Den Rahmen für die DSL-Abschaltung bildet der § 34 des Telekommunikationsgesetzes. Dort ist festgelegt, in welchen Schritten der Umstieg und die endgültige Abschaltung erfolgen müssen. Dadurch soll verhindert werden, dass ein Fast-Monopolist wie die Telekom ohne Übergangsphase entscheidet, seine Leitungen abzubauen und durch eine neue Struktur zu ersetzen. Grundlage für die Umstellung ist die Gigabit-Infrastrukturverordnung der EU, in der unter anderem auch ein flächendeckendes 5G-Netz gefordert wird.

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Was bedeutet die DSL-Abschaltung für die Verbraucher?

Die Ziele der EU sind ehrgeizig. Aber gerade in ländlichen Gebieten gibt es heute noch Haushalte, die nicht einmal eine schnelle DSL-Verbindung haben und nun soll bis spätestens 2030 nach der „Verordnung (EU) 2024/1309 des Europäischen Parlaments und des Rates“ auf einmal „Für alle europäischen Haushalte […] eine Gigabit-Netzanbindung zur Verfügung stehen“.

Wer sich die EU-Verordnungen und Stellungnahmen des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr genauer durchliest, wird feststellen, dass es für die Anbieter keine Pflicht zur DSL-Abschaltung gibt. Die Regelungen sind eigentlich nicht viel mehr als Wünsche zur Digitalisierung sowie die Rahmenbedingungen für die finanzielle Förderung durch die Mitgliedsstaaten.

Realistisch betrachtet wird diese Mischung allerdings sicherlich auf die Abschaltung der Kupfernetze zugunsten einer Glasfaser-Infrastruktur hinauslaufen. Entsprechende Gesetzesänderungen sollen es den Netzbetreibern einfacher machen.

Der WIK-Abschlussbericht stellt selbst fest, dass die Nachfrage nach Glasfaser-Verbindungen mit Bandbreiten über 250 Mbit/s sehr gering ist und empfiehlt  eine Gesetzesänderung, die Anbietern den Anschluss des Hauses auch ermöglicht, wenn der Besitzer nicht zustimmt. Um das zu ermöglichen, müssen aber auch die Datenschutzregelungen der Gemeinden geändert werden

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Geplante Stufen der Umschaltung von DSL zu Glasfaser

Zuerst einmal müssen die Anbieter überhaupt eine Glasfaser-Infrastruktur schaffen, wozu umfangreiche Baumaßnahmen und Investitionen notwendig sind. Dazu müssten aber vorher die gesetzlichen Rahmenbedingungen geschaffen werden (Genehmigungsverfahren, Recht zum Zwangsanschluss von Häusern, Fördermittel).

  1. Umstellung auf freiwilliger Basis: Hierbei informieren Anbieter über die Verfügbarkeit von Glasfaser-Anschlüssen – sofern vorhanden.
  2. Konkrete Abschaltplanung: Erst wenn in einer Region fast alle Haushalte an Glasfaser angeschlossen sind, können die Anbieter einen konkreten Plan zur Abschaltung der Kupfernetze erstellen. Kunden bekommen dann einen Termin genannt, bis zu dem sie spätestens den Wechsel vornehmen müssen, wenn sie nicht auf einen Anschluss verzichten wollen.
  3. Abschaltung der DSL-Verbindungen: Im letzten Schritt werden zum angekündigten Termin die alten Kupferleitungen abgeschaltet. Das wird an jedem Ort ein anderer Termin sein, der von der Erreichung einer großen Glasfaser-Abdeckung abhängig ist. Theoretisches Ziel ist das Jahr 2030.
Telekom: Glasfaser-Technik
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Wie sinnvoll ist eine DSL-Abschaltung?

Natürlich ist es sinnvoll, zukunftssicher zu planen und dafür zu sorgen, dass der immer größer werdende Bedarf nach schnellen Verbindungen erfüllt wird. Es ist auch verständlich, dass Betreiber wie die Telekom nicht gleichzeitig zwei Netze parallel betrieben möchten – und können.

Aber wie schon in der Bedarfsermittlung festgestellt wurde, braucht eigentlich kein privater Haushalt eine Gigabit-Verbindung. Bereits mit einem 250-Mbit-Anschluss wird man häufig feststellen, dass man von Web-Seiten zur Lösung eines Captchas gezwungen wird, weil die hohe Geschwindigkeit dem Server seltsam vorkommt.

Gleichzeitig entsteht das Paradox, dass der Telekom bis heute der DSL-Anschluss schwach besiedelter, ländlicher Gebiete zu teuer war und sie im Zweifelsfall den Bauern zur vollen Kostenübernahme der Leitungen bis zu seinem Hof zwang, aber jetzt auf einmal soll auf Wunsch der EU jeder Haushalt eine superschnelle Verbindung bekommen.

Außerdem wird es nicht mehr die Möglichkeit einer „Netzteilung“ geben. Früher gab es Telekom-Kabel und die Konkurrenten von Anbietern wie 1&1 oder Vodafone durften die Netze gegen eine Gebühr mitbenutzen. Heute gräbt erst ein Anbieter die Straßen und Bürgersteige auf, dann der nächste und so weiter …

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