Unter Namen wie Schenkkreis oder Mandala kursiert derzeit bei WhatsApp eine Gruppen-Masche, bei der mit der Hoffnung auf einen Gewinn gespielt wird, um den Betreibern eine Menge Geld in die Taschen zu spülen. Hier erfahrt ihr, wie die Masche läuft, worauf ihr achten müsst und ob ihr eventuell euer Geld zurück bekommt.
Seid ihr auf einen WhatsApp-Schenkkreis hereingefallen, dann habt ihr möglicherweise eine Chance, euer Geld zurück zu bekommen. Zumindest in Deutschland könnt ihr euch mittlerweile auf ein Urteil des Bundesgerichtshofs beziehen, wenn es vor Gericht geht.
Schenkkreise sind nur eine von vielen Betrugsmethoden:
Wie soll ein Schenkkreis bei WhatsApp funktionieren?
Das Schneeballsystem namens „Schenkkreis“ ist nicht neu. Es erinnert ein bisschen an die Geschichte mit dem Schachbrett und den Reiskörnern: Dabei sollte der Erfinder des Schachspiels eine Belohnung bekommen, die aus Reis auf dem Schachbrett besteht. Auf dem ersten Feld 1 Reiskorn, auf dem zweiten 2 und auf dem dritten 4 – und so weiter. Auf jedem Feld immer doppelt so viel, wie auf dem vorigen. Der Mann bekam seine Belohnung nie, weil es so viel Reis auf der Welt nicht gibt.
Besonders in esoterisch angehauchten WhatsApp-Gruppen versuchen ein paar Gauner aktuell wieder, ihre Zeitgenossen über den Tisch zu ziehen. Jeder soll davon profitieren, wenn nur genügend Menschen mitmachen.
Das System entspricht einer auf dem Kopf stehenden Pyramide:
- Unten befindet sich die erste Hierarchiestufe – in der Regel der Gründer des Kreises.
- Ihm sollen nun 8 Personen der zweiten Stufe jeweils Beträge wie 500, 1.000 oder 5.000 Euro „schenken“.
- Dann soll die Werbetrommel gerührt werden, damit die 8 Teilnehmer der zweiten Stufe von je 8 Personen auf Stufe 3 diese Beträge bekommen. Für die Stufe 3 werden also schon 64 Teilnehmer nötig.
- Jede dieser 64 Personen muss nun 8 weitere Opfer finden, um ihrerseits Geld zu bekommen – das sind insgesamt schon 512 Personen.
Diese Masche erfordert also bei jedem Schritt 8 weitere Teilnehmer für jedes Mitglied der vorherigen Stufe. In der Hierarchiestufe 11 sind wir damit bereits bei 8.589.934.592 Personen und so viele Menschen gibt es auf der Welt gar nicht.
Die einzigen Gewinner befinden sich auf den Stufen 1 bis 4. Die 4.096 Personen auf Stufe 5 gehen vermutlich schon leer aus.
Rechtslage bei Schenkkreisen: Bekommt man Geld zurück?
Grundsätzlich werden solche Schneeballsysteme wie die WhatsApp-Schenkkreise in Deutschland, Österreich und der Schweiz als illegal beziehungsweise sittenwidrig angesehen. In Österreich können die Gründer solcher Abzocker-Ketten sogar bis zu 3 Jahre ins Gefängnis kommen. In Deutschland habt ihr zumindest die Chance euer Geld wieder zu kriegen.
Früher entschieden die Gerichte nach dem Grundsatz „Wer sich an einem sittenwidrigen Geschäft beteiligt und das weiß, ist an seinem Verlust selbst schuld.“ Doch im Jahr 2005 wendete sich das Blatt. Der Bundesgerichtshof fällte eine Grundsatzentscheidung, welche die „Nichtigkeit“ dieser Schneeballsysteme berücksichtigte.
Auf gut Deutsch heißt das:
- Schneeballsysteme wie der Schenkkreis sind sittenwidrig und damit „nichtig“.
- Das bedeutet, dass es sich dabei nicht um ein rechtsgültiges Geschäft handelt.
- Damit die Veranstalter solcher Systeme nicht länger davon profitieren, dass die Teilnehmer „selbst schuld“ sind, wurde beschlossen, dass eine Rückforderung des Einsatzes jederzeit möglich ist.
Das wurde in einem Folgeurteil bestätigt und ist nun allgemeine Vorgehensweise deutscher Gerichte. Ausnahmen gibt es allerdings, wenn ein „erfahrener Spieler“ sein Geld zurück verlangt. Geschützt werden also in erster Linie jener Teilnehmer, die das System leichtgläubig nicht durchschaut haben.
Wenn ihr also an einem WhatsApp-Schenkkreis teilgenommen habt, das plötzlich kollabiert, sucht euch einen Anwalt und verlangt euer Geld zurück.