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YouTube verschlimmbessert das Videoerlebnis – und schafft sich Schritt für Schritt ab

YouTube-App auf Smartphone vor rot-blauem Hintergrund
YouTube bringt mehr KI-Funktionen in den Alltag – doch die taugen leider nichts. (© IMAGO / imagebroker / Bearbeitung: GIGA)
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YouTube setzt weiter auf KI-Übersetzung, künstliche Stimmen und permanentes Dubbing – geht das weiter, schafft sich die Video-Plattform Nummer 1 selbst ab.

Ein Kommentar von Felix Gräber

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YouTubes KI-Wahn rächt sich

Verschlimmbessert ist so ein schönes Wort, das dazu noch der deutschen Sprache einzigartig ist. Es wäre gut, wenn man es bei YouTube auch kennen würde, offensichtlich ist das aber nicht der Fall. Denn es beschreibt perfekt, wie YouTube unter dem Deckmantel nützlicher KI-Features gerade die beliebte Video-Plattform gegen die Wand fährt.

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Ein hartes Urteil, ich weiß. Aber wer sich in den letzten Wochen und Monaten auf YouTube nicht nur Videos und Shorts aus der Heimat, sondern von internationalen Kanälen angeschaut hat, wird es verstehen. Automatisiert übersetzt Google bei seiner Video-Plattform inzwischen viele Videotitel in die Sprache eures YouTube- bzw. Google-Accounts. Was bei den automatisch generierten Untertiteln in Videos schon länger üblich ist, greift also um sich.

Das allein sorgt schon für Irritationen bei einigen Usern. Schließlich erwartet ihr bei einem deutschen Titel auch erstmal ein Video auf Deutsch – oder etwa nicht? Das lässt sich bei anderen Sprachen übrigens genau so beobachten, ist also kein Problem, das nur YouTube auf Deutsch oder nur deutsche Nutzerinnen und Nutzer betrifft.

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YouTube bietet KI-Dubbing aus dem tiefsten Kreis der Hölle

Aber damit nicht genug: Was mich noch viel mehr auf die Palme bringt, sind die ebenfalls automatisierten Voice-Overs. Passt eure im Account hinterlegte Spracheinstellung nicht zur Sprache, die in Videos gesprochen wird, legt YouTube inzwischen immer öfter eine KI-generierte Stimme über den Ton von Shorts ebenso wie längeren Videos.

Und damit ergibt sich eine ganze Liste von Problemen und Ärgernissen:

  • Massive Qualitätsmängel: Die KI-Übersetzungen in Text sowie per Stimmausgabe, die YouTube nutzt, sind einfach nicht gut. Mit Gemini beweist Google, dass sie es viel besser können. Bei YouTube hingegen landet der Bodensatz der KI-Fähigkeiten: Fehler in Übersetzungen, kein Verständnis für Nuancen und wenn in einem Video mehrere von eurer Einstellung abweichende Sprachen vorkommen, ist sowieso alles verloren. Bibelfeste können bei YouTube gerade den Turmbau zu Babel live miterleben – was für ein Chaos.
  • Nutzer haben keine Wahl: Dass die Qualität mies ist, ist schon traurig. Zum wirkliche Problem wird es aber, weil YouTube das Dubbing und die KI-Übersetzerei für User per Default aktiviert – und obendrein keine Möglichkeit bietet, sie dauerhaft zu deaktivieren. Bei klassischen Videos könnt ihr über die Einstellungen das Dubbing abstellen – aber nur für das aktuelle Video. Bei Shorts habe ich nicht mal das bisher geschafft. Das gilt sogar für Premium-Nutzer, die YouTube Geld für dieses bestenfalls dürftige Angebot zahlen.
  • YouTube hält die Zuschauer dumm: Mit diesen eklatanten Mängeln bei Qualität und Ausführung der KI-Übersetzungsfunktionen sorgt YouTube für einen richtig bitteren Nebeneffekt: Wer eine Sprache lernen will, läuft gegen eine Wand. Dafür ist es eigentlich wichtig, sich mit Spracherzeugnissen in der gewünschten Sprache zu umgeben. YouTube nimmt euch nicht einfach nur die Mühe ab, sondern erschwert es euch zusätzlich, euch zu bilden und fortzubilden. Bisher war die Video-Plattform dafür ein geniales Tool. Aktuell sieht es nicht mehr danach aus.
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YouTube ist nicht Teil der Lösung, sondern verschärft das Problem

Zur Abwechslung etwas Positives: YouTubes Anspruch mit den KI-Übersetzungen ist eigentlich toll. Mehr Verständnis wollten sie schaffen. Dafür sorgen, dass auch Menschen Videos von überall auf der Welt sehen können, wenn sie die Sprache nicht beherrschen. Ein Plan, der in Zeiten von grassierenden Missinformationen und Fake News kaum wichtiger sein könnte, wenn er denn vernünftig umgesetzt würde.

Das Problem ist: Im aktuellen Zustand ist der KI-Übersetzungswahn eher Teil des Problems als der Lösung. Wer die Sprache(n) eines Videos beherrscht, braucht das Feature schlicht nicht. Es zu deaktivieren, ist aber unmöglich. Dabei wäre es für Google ein leichtes, die KI-Übersetzungen einfach als optionales Feature zu integrieren.

Und wer auf die Übersetzung angewiesen ist, muss darauf vertrauen können, dass YouTube liefert. Nach allem, was ich bisher gesehen habe, ist das selbst mit gutem Willen nicht der Fall. Wer es nicht überprüfen kann, weil die Originalsprache nicht bekannt ist, wird die Mängel aber nicht erkennen und kann – ob absichtlich oder nicht – leicht getäuscht werden. Mit dem Selbstverständnis, mit dem YouTube an diese KI-Funktionen herangeht, hat das leider nichts mehr zu tun.

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Übrigens, wenn ihr bisher dran geblieben seid: Es soll eine Möglichkeit geben, das Auto-Dubbing bei Videos zu deaktivieren – aber nur für Content-Creator. Wenn ihr selbst ein Video erstellt, könnt ihr entscheiden, ob eine automatisierte Übersetzung bereitgestellt werden soll. Aber ratet mal, was standardmäßig eingestellt ist: mit KI-Übersetzung, na klar.

Google muss für seine Video-Plattform dringend nachbessern. Denn das Problem ist größer als einfach nur zu nerven. Ich für meinen Teil komme immer mehr zu der Erkenntnis, dass dringend eine andere Video-Plattform hermuss, die auf solche Features verzichtet – und ich bin mir sicher, ich bin nicht allein.

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