Twitch
Innerhalb weniger Jahre hat sich das Livestreaming-Portal Twitch zu einer festen Größe im World Wide Web gemausert. Allein im Januar 2017 haben die deutschen Zuschauer mehr als zwei Milliarden Zuschauerminuten verzeichnet. Bald entsteht sogar ein Europa-Büro von Twitch in Hamburg.
Twitch entstand im Juni 2011 - eigentlich nur als Sparte der Website Justin.tv, die bereits im Jahr 2007 Livestreaming anbot. Um die Gaming-Sparte auszulagern, wurde Twitch gegründet. Bereits zwei Jahre nach der Gründung besuchten mehr als 45 Millionen Zuschauer monatlich Twitch. Im Jahr 2016 wurden weltweit 292 Milliarden Minuten lang über zwei Millionen Streamern zugeschaut. 25 Millionen US-Dollar wurden insgesamt an Streamer gespendet. Sieht man sich die sogenannte Watchtime von Twitch- und YouTube-Usern an, siegt ganz klar Twitch. Im Jahr 2015 sah sich der durchschnittliche Nutzer monatlich fast sieben Stunden Livestreams auf Twitch an, während ein durchschnittlicher YouTube-Viewer in der gleichen Zeit lediglich fünf Stunden Videomaterial verfolgte.
Twitch als Unternehmen für Unternehmer
Doch Twitch ist nicht nur als Unternehmen gewachsen. Auch die Anzahl der Streamer steigt unaufhörlich. Wer selbst streamt, kann irgendwann mit Spenden von Zuschauern rechnen. Wird er Partner von Twitch, kann er sogar von monatlichen Abonnement profitieren. Mitte 2014 kaufte Amazon das Unternehmen, weshalb Prime-Nutzer Vorteile auf Twitch genießen.
Das Livestreaming-Portal erfindet sich regelmäßig neu und versucht die Zuschauerzahl ausbauen. Ende 2015 startete Twitch das neue Format „Creative„. Damit ehrte das Unternehmen den 73. Geburtstag von Maler Bob Ross. In dieser Kategorie finden sich tausende Sreamer, die live zeichnen, Videospiele programmieren oder Instrumente spielen. Ein Jahr später folgte das Format „IRL“. Diese Kategorie steht für Streamer zur Verfügung, die direkt mit ihren Zuschauern kommunizieren wollen. So baut Twitch nach und nach sein Angebot aus und versucht, neben den Videospielen, noch mehr Viewer zu erreichen.
Livestreaming als neues TV-Format
Twitch setzt sich damit besonders in der jungen Zielgruppe durch und drängt andere Medien immer weiter Richtung Abgrund. So konsumieren sechsmal so viele Menschen Inhalte auf YouTube und Twitch, als auf den On-Demand-Services Netflix, Hulu und Co. Diese Befragung von SuperData Research bezog zwar nur amerikanische Inhalte ein, jedoch macht sie deutlich, in welche Richtung sich das Medium Livestreaming noch entwickeln wird.
Bei diesem Ausbau kommen aber natürlich auch Probleme auf. So will Twitch auch seine Büros in Europa ausbauen, muss sich aber auch eingestehen, die hiesigen Probleme zu beseitigen. Das schafft das Unternehmen aber nicht allein - ist es doch besonders die deutsche Regierung die nun handeln muss. Das hier angesprochene Problem nennt sich Rundfunklizenz. So sind theoretisch fast alle deutschen Streamer auf Twitch in der Pflicht, eine solche Lizenz zu erwerben. Sie ist für einige Jahre gültig, kostet aber bis zu 10.000 Euro. Die deutsche Gesetzgebung ist auf dieses Wachstum und besonders die neue Medien nicht gefasst. Sollte es hier keine Änderung geben, könnte der Trend „Twitch und Livestreaming“ schneller vorbei sein, als uns lieb ist.
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