Du wirst im Charakter-Editor von Cyberpunk 2077 nicht zwischen einem männlichen und weiblichen Charakter wählen – sondern zwischen Körpertypen.
Falls du morgen (30. August) um 20 Uhr deutscher Zeit zum Cyberpunk 2077-Stream auf Twitch oder Mixer einschaltest, wirst du womöglich unter anderem den Charakter-Editor sehen dürfen. Je nachdem, welche Szenen in dem 15-minütigen Zusammenschnitt des 50-Minuten-Gameplay-Videos von der gamescom 2019 ausgewählt werden. Auf alle Fälle aber konntest du den Editor bereits in der ersten Cyberpunk 2077-Demo vor einem Jahr bewundern. Wie wäre es mit einer Auffrischung? Gleich am Anfang:
Wie nahezu jeder komplexere Charakter-Editor – und ganz sicher jeder, den ich kenne – fällt die allererste Wahl auf das Geschlecht. Männlich oder weiblich, M oder F? Bis jetzt funktionierte das in Cyberpunk 2077 ebenso, im finalen Spiel aber wirst du sehr wahrscheinlich mehr Möglichkeiten haben, oder wenigstens andere. Und was bedeutet das genau?
In einem kürzlichen Interview mit Metro erklärt Senior-Concept-Artist Marthe Jonkers, dass der Charakter-Editor in Cyberpunk 2077 überarbeitet wurde, damit die Spieler mehr Freiheiten als zuvor haben:
„Unser Charakter-Editor zum Beispiel, im Vergleich zur letzten Demo geben wir dir so viele weitere Optionen. Du wählst etwa kein soziales Geschlecht mehr. Du wählst nicht mehr 'Ich will einen weiblichen oder männlichen Charakter‘, du wählst jetzt Körpertypen. Denn wir wollen, dass du frei entscheiden kannst, welchen Charakter du spielst. Du wählst also deinen Körpertypen und wir haben zwei Stimmen, eine klingt männlich und die andere weiblich. Du kannst alles mischen und zusammen zusammenstellen. Du kannst alles so verbinden, wie du es willst. Dann haben wir noch jede Menge weitere Hauttöne und Tattoos und Frisuren. Wir wollen den Leuten wirklich die Freiheit geben, ihren ganz eigenen Charakter zu erstellen und ihn zu spielen, wie sie es wollen.“
Ohne Frage wirst du dir sicherlich alle männlichen Geschlechtsmerkmale heraussuchen können, und dazu die männliche Stimme. Oder alle weiblichen, und dazu die weibliche Stimme. Der einzige Unterschied scheint nur zu sein, dass dir zu Anfang kein Grundtyp mehr ins Gesicht geworfen wird, keine Standard-Schablone, die das Geschlecht deines Charakters definiert. Zwar hat Jonkers nicht verraten, wie viele Körpertypen es geben wird, aber es ist anzunehmen, dass es mehr als zwei sind – und das ist nicht nur deshalb wunderbar, weil es uns tatsächlich mehr Freiheiten in der Erstellung unseres Charakters ermöglicht.
Ich erzähle dir alles, was du über Cyberpunk 2077 wissen musst – und mehr:
Marina meint: „Mehr als weiblich und männlich – ich sage dir, warum das so wunderbar ist“
„Stell dir vor, du gehst durstig in einen Laden und es gibt Cola und Sprite – du hast die Wahl! Cool, oder? Aber hast du jemals Cola und Sprite zusammen probiert? Nein? Und weißt du auch, warum nicht? Weil dir nie jemand gesagt hat, dass man es auch gemischt trinken könnte. Gäbe es natürlich verschiedene Varianten von Cola und Sprite – zusammen und getrennt – wäre das Ganze anders. 50 Prozent Cola und 50 Prozent Sprite, oder vielleicht nur 20 Prozent Cola und 80 Prozent Sprite? Keine Ahnung, du kannst das entscheiden. Überhaupt wäre es doch noch besser, wenn es nicht nur zwei Geschmacksrichtungen gebe, oder? Vielleicht sollten wir sie auch gar nicht Cola und Sprite nennen, vielleicht kannst du einfach Mal mit den Aromen herumprobieren und schauen, ob du nicht ein ganz neues Getränk findest, was viel besser zu dir passt.
Was Cyberpunk 2077 hier macht, ändert absolut nichts daran, dass du auch Cola trinken kannst – um einmal bei der Metapher zu bleiben. Aber es ändert etwas an der Vorstellung, es gäbe nur Cola und Sprite, obwohl das gar nicht so ist. Es gibt nicht nur männlich und weiblich, weder im Spiel noch in der Realität – und Cyberpunk 2077 will dir so viel Freiheit wie nur irgend möglich in der Erstellung deines zweiten Punk-Ichs überlassen. Das ist wunderbar. Und ja, das setzt auch ein kleines Zeichen im Angesichte aller anderen Charakter-Editoren in Spielen, die davon ausgehen, dass es nur das eine oder das andere gibt. Dabei ist das doch ziemlich langweilig.
Ein kleiner Diskurs für alle Interessierte: Wusstest du, dass es diese Trennung zwischen Frau und Mann nicht immer gab? Ist gar nicht so lange her – um 1800 herum wurde in der westlichen Gesellschaft (also unsere) mehr oder weniger festgelegt, was männlich und weiblich bedeutet. Ebenso wie die beiden 'Geschlechter‘ voneinander getrennt wurden: Du bist entweder männlich oder weiblich, und damit gingen weiterhin auch gewisse Attribute einher, wie Kraft und Intelligenz bei männlich und Emotional sein bei weiblich. Vor 1800 jedoch war das alles ein wenig offener – Menschen konnten sich auf einer Skala zwischen männlich und weiblich bewegen, sie waren nicht gezwungen gewisse Attribute einzuhalten, die von ihren Brüsten oder der Abwesenheit von ihnen bestimmt wurden. Ich empfehle dir Die Geschichte der Sexualität von Michel Foucault, wenn dich das Thema interessiert.“
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